Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

, w 185. Pfaffenhofen, Pfarrkirche. Priesterbank mit herausgearbeitetem dreifachem Bodeiiniveau, Trittstufe und erhöhter Mittelstufe, die im Gegensatz zur westlichen Trittstufe stark abgetreten ist (Landesregierungsarchiv für Tirol) wurde, und einem einseitig eingezogenen, 1414 geweihten zweijochigen Chor (Abb. 184). Das an das Langhaus anschließende Joch des Chors ist sowohl diesem wie a\ich der Chorapside gegenüber um ein Geringes aus dem Winkel, was Anlaß war, hier mit der Grabung zu beginnen. Unter dem Natursteinboden, der seit dem vergangenen Jahrhundert in der Kirche liegt, konnten wir den Boden der Barockisierung, unter diesem den Boden des gotischen Baues und vier ältere Böden fest stellen. Leiderwaren sie alle durch zahlreiche Bestattungen, vor allem des 17. und 18. Jahrhunderts, vielfach durchschlagen, teilweise offenbar auch sonst beschädigt und konnten daher nicht überall durch gehend verfolgt werden. Es scheint jedoch, daß anläßlich der Gotisierung der Kirche der Boden tiefer gelegt wurde, so daß uns die eigentlich hochmittelalterlichen Böden fehlen dürften. Der älteste Fußboden liegt nur 1 m unter dem heutigen Bodenniveau; seine Datierung ergibt sich daraus, daß sich mit ihm im Verband eine halbkreisförmige freistehende Priesterbank fand, von der allerdings nur der Unterteil mit der Trittstufe erhalten ist, zwei Steinlagen höher wurde sie offenbar bei der Tieferlegung des Bodens gekappt. In der Mitte der Trittstufe befindet sich eine erhöhte Einzelstufe, die im Gegensatz zur übrigen Stufe stark abgetreten ist (Abb. 185). Sie ist zweifellos als Hinweis auf das ursprüngliche Vorhandensein eines erhöhten Mittelsitzes anzusehen, der nach den von der Kärntner Forschung tmd anderwärts bei gebrachten Analogien gemeinhin als Kathedra oder Bischofssitz interpretiert wird^. Unserer Meinung nach trifft diese Interpretation, der wir uns zunächst auch angeschlossen hatten, für Pfaffenhofen und einige andere Fälle nicht zu®, wie es andererseits auch erwiesene Bischofskirchen gibt, denen eine solche Finrichtmig mangelt. Die Datierung ergibt sich aus den Parallelen in Binnen-Noricum und am caput Adriae sowie aus allgemeinen historischen Vorstellungen: frühestens kommt die Zeit um 500 n. Clxr. in Frage, wahrscheinlicher ist das fortgeschrittene 6. Jahrhundert. Die Priesterbank trägt drei Verputzschichten, die jeweils mit einem der drei untersten Bodenniveaus in Verbindung stehen (Abb. 185). Ungefähr 3 m westlich der Enden der Priesterbank fand sich eine niedere ^ Rudolf Egger, Frühchristliche Kirchenbauten im südlichen Noricum. Sonderschrift d. Österr. Archäol. Inst., IX, Wien 1916. — Rudolf Noll, Frühes Christentum in Österreich, Wien 1954. — Hans Dolenz, Die frühchristliche Kirche von Laubendorf am Millstätter See, in: Carinthia I, 152, 1962, S. 38-64. - Ejnar Dyggvc, Über die freistehende Klorusbank. Beiträge zur Geschichte des Borna. Festsclmft f. Rudolf Egger, I, Klagenfurt 1952, S. 41-52. ^ Ekkart Sauser, Zur Entdeckung einer frühchristlichen Bischofskirche in Pfaffenhofen bei Innsbruck, in: Christliche Kunst blätter, 99, 1961, S. 142f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2