Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Kirche der Bui'g Ranna verdankt Donin sowohl ihre kunst geschichtliche Entdeckung (siehe Wiener Jahrbuch für Kunst geschichte, 11. Band, 1937) als auch ihre Befreiung von Ein bauten und ihre Wiederherstellung. Seither hat Donin sich oft mals für die Rettung von Baudenkmalen in Österreich ein gesetzt und als Konsulent des Bundesdenkmalamtes überaus Wertvolles geleistet. Donin war es, der auf den bedeutenden mittelalterlichen Bau der Minoritenkirche in Stein hingewiesen hat, seinen Forschungen ist es zu verdanken, wenn nach langer Profanierung der ansehnliche mittelalterliche Innenraum wiederhergestellt wurde. Er hat auf die Bedeutung des ehe maligen Augustiner Eremitenklosters in Baden hingewiesen und auf diese Weise die Wiederherstellung bedeutender Bau teile, wie des Kreuzganges, nach dem zweiten Weltkrieg er möglicht. Sein Rat wurde bei der Wiederherstellung der zer störten Burg und der Georgskapelle in Wiener-Neustadt einge holt, wie auch seine maßgebliche Meinimg bei den Restau rierungsarbeiten der Stiftskirche in Heiligenkreuz und bei Fragen der Instandsetzung der Stephanskirche in Wien gehört werden mußte. Donin hat durch die Klärung der Baugeschichte der Stiftskirche in Lilienfeld auch seinen Beitrag für die Restau rierung dieses Baudenkmales geleistet. Die österreichische Denkmalpflege verliert mit Richard Kurt Donin einen wahren Kenner der österreichischen Kunst, der sich auf bescheideneund manchmalfast unmerklicheWeise um die Erhaltung der Denkmäler höchste Verdienste erworben hat. Sein Wissen und seine Leistung und nicht zuletzt sein gütiges menschliches Wesen werden in dauernder Erinnerung bleiben und noch späteren Generationen ein Vorbild sein. Josef Zykan ERNST H. BUSCHBECK f (Wien 1889 - Lissabon 1963) Wenn ein Leben so plötzlich und unerwartet endet, so drama tisch, unbürgerlich und unzeitgemäß — heute stirbt man bei einem Autounfall, nicht im Atlantik —, dann erhebt sich auto matisch die Frage nach dem Sinn eines solchen außerordent lichen Todes oder, genauer, nach der Beschaffenheit eines Lebens, das einen solchen Tod hervorgebracht hat. Unwill kürlich sucht man in einem so nachdrücklich abgeschlossenen Dasein wie in einem Kunstwerk nach der Komposition, nach den Regeln seines Aufbaues, die einen derartigen Effekt recht fertigen. Das Leben Buschbecks war zunächst das eines jungen Mannes aus gutem bürgerlichem Haus in Wien in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg. Er absolvierte das Schottengymnasium, es folgten einige Semester Jus, dann Kunstgeschichte und Ge schichte in Lausanne, Berlin und Wien. Er wurde Mitglied des Österreichischen Instituts für Geschichtsforschung und Doktor der Philosophie, Hauptfach Kunstgeschichte. Seine Disser tation handelte über den Portico de la Gloria von Santiago da Compostela. Dieser Arbeit wegen weilte er damals mehrere Monate in Spanien. Es ist merkwürdig, wie der Anfang seines selbständigen geistigen Lebens dort liegt, wo es auch sein Ende gefunden hat, im lusitanisch-galicischen Bereich Iberiens, ange sichts des heiligen Jakob, des Patrons der Pilger und Wanderer. 1914 erfolgte der Eintritt Buschbecks in die Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums. Aber schon nach wenigen Monaten begann der Krieg; Buschbeck war bei den 5er Dra gonern. In diese Epoche fällt ein symptomatisches Ereignis, das er ims Jüngeren immer wieder mit Stolz und tiefer Befriedi gung erzählt hat: Als junger Leutnant wurde er beauftragt, zwei im knietiefen nassen Lehm östlicher Landstraßen stecken gebliebene, ineinander verkeilte Trains — einer im Vormarsch, einer im Rückzug begriffen — wieder in Bewegung zu bringen. Die fast unlösbare Aufgabe gelang! Erst jetzt, im nachhinein, wird voll verständlich, was ihn an dieser Leistung so besonders tief befriedigt hat: der Umstand, eine scheinbar völlig ver fahrene Sache unter Einsatz der ganzen Persönlichkeit in Ord nung gebracht zu haben. Diese hervorstechende Komponente seines Wesens, Vernunft an Stelle von Unvernunft zu setzen, die Dinge in eine Ordnung bringen zu wollen, sie nicht gehen zu lassen, wie sie eben gehen, kennzeichnet sein ganzes Leben. Alle Aufgaben dieser Art hatten für ihn die größte Anziehungs kraft. Das wurde nach dem Kriege ganz deutlich, als er seinen Dienst als Kustos der Gemäldegalerie wieder aufnahm. Unter der Leitung von H. Tietze befaßte er sich zunächst mit der Reorganisation der Museen. Es kamen die Jahre der Ver teidigung des österreichischen Kunstbesitzes gegen die Nach folgestaaten der Monarchie. Unter den österreichischen Sach waltern war Buschbeck. Die Arbeit, die er zur Widerlegung der belgischen Klage geleistet hat, war außerordentlich. Es ging um nicht weniger als lun den Schatz des Goldenen Vlieses und den Ildefonso-Altar. In dieselbe Richtung gehört seine Tätigkeit in der ,,Commission Internationale de Cooperation Intellectuelle", die dem Völkerbund als Konsultativ organ diente. Buschbeck arbeitete damals im Palais Royal in Paris. Für all diese Unternehmungen war er wie geschaffen, nicht nur seines Fachwissens und seiner umfangreichen All gemeinbildung, seiner großen Spraehkenntnisse und seiner Weitläufigkeit wegen, sondern weil es sich um Aufgaben han delte, an deren Vernünftigkeit er glaubte, die ihm deswegen jeder Anstrengung wert schienen. Mit dem Selbstbewußtsein des Alt-Österreichers ausgestattet, der sich im Kreise anderer Nationen gleichberechtigt fühlte - ohne dazu den Schutz der Selbstironie zu brauchen war er seiner vollkommen sicher und glaubte ebenso fest an die Fraglosigkeit seiner Aufgaben. Die große Ausstellung österreichischer Kunst im Jeu de Paume zu Paris 1937 war seine letzte große Leistung vor dem zweiten Weltkriege. 1939 ging Buschbeck nach England in die Emigration. Er schrieb dort eine von den Anfängen bis zur Gegenwart rei chende Geschichte Österreichs (Austria, Oxford Press 1949), in der er den anderen Nationen die spezifische Situation Öster reichs verständlich zu machen suchte. 1946 kam er an seinen alten Platz in der Galerie zurück, der ihm immer der liebste auf der Welt geblieben ist. Was er in der Zwischenkriegszeit be gonnen hatte, setzte er nun fort: seine Arbeit in internationalen Verbänden, in der ICOM und in UNESCO-Kommissionen, und vor allem .seine großangelegte Ausstellungstätigkeit. Man hat ihm die Wanderausstellung, die durch Westeuropa und Amerika führte, oft übelgenommen, als wäre er deren Initiator gewesen, was keineswegs zutrifft. Es ist aber nie hervorgehoben worden, mit welch peinlicher Sorgfalt die Ausstellung vor bereitet und durchgeführt worden ist. Das war allein das Ver-

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