restloser Durchdringung wir noch immer weit entfernt sind. Nur auf diesem Wege, nur durch eine ähnlich gründliche Bearbeitung des verstreuten und schwer zugänglichen Materials wird man in das noch weithin vorherrschende Dunkel bezüglich des Buchwesens der Merowingerzeit vordringen können. Wir wissen, daß man allerseits in der wissenschaftlichen Welt dem Autor, den Herausgebern und dem Verlag für die mühe volle und vielleicht kostspielige Berücksichtigung derartiger dringender Wünsche ebenso wie für die vorzügliche Aus stattung die verdiente Anerkennung zollen wird. Aber wir wollen den Dank dennoch betont aussprechen, um ähnliche weitere Leistungen zu fordern und zu fördern. K. Holter Franz Fuhrmann: Die Chorkrypta des romanischen Domes in Salzburg. Ein Führer mit Hinweisen auf die neue Gruft der Erzbischöfe. Schriftenreihe des Salzburger Museums Carolino Augusteum, Nr. 3, hg. von der Direktion, 1962. 30 S., 13 Abb., 3 Pläne Die 1956-1958 zur Erforschung der Vorgängerbauten des Salz burger Domes im Einvernehmen mit dem Bundesdenkmalamt von Staatsarchäologen Dr. Hermann Vetters und Direktor Dr. Gilbert Trathnigg durchgeführten Grabungen haben be kanntlich zu wertvollen Ergebnissen geführt, die in den Be richten und Beiträgen der genannten Ausgräber sowie des Landeskonservators und des Autors der vorliegenden Mono graphie, Kustos Dr. Franz Fuhrmann, veröffentlicht sind. Ein vollständiges Verzeichnis des bisherigen Schrifttums ergänzt den instruktiven Führer, der sowohl auf die Grabungsgeschichtc als auch auf die Vorgängerbauten des Domes im frühen und hohen Mittelalter eingeht. Der ergrabene Bestand ermöglicht eine weitgehende Rekonstruktion der 1219 geweihten dreischiffigen Hallenkrypta, deren erhaltene Bauglieder sich durch seltene Qualität der spätromanischen Schmuckformen aus zeichnen, Der kunstgeschichtliche Rang des Denkmals ent spricht der einstigen Bedeutung seiner liturgischen Funktion, die dank sorgfältiger Auswertung der Quellen selbst im kleinen Rahmen dieses wissenschaftlich fundierten Führers Berück sichtigung gefunden hat. E. Doberer Beiträge zur Kunstgeschichte und Archäologie des Frühmittelalters. Akten zum VII. Internationalen Kon greß für Frühmittelalterforschung, 21.-28. September 1958, im Auftrag des Österreichischen Conseil redigiert von Hermann Fillitz. Verlag Hermann Böhlaus Nachf., GrazKöln 1962. 351 S., 96 Tafeln sowie Abbildungen im Text Rückblickend bewundert man das Wagnis, 1949, in unmittel barer Nachkriegszeit, Frühmittelalterforscher aus Italien und der Schweiz nach Linz einzuladen. Franz von Juraschek hatte den Mut, Vertreter dreier Länder zur Diskussion über die von ihm sozusagen entdeckte Linzer Martinskirche aufzubieten xmd sie einzuladen, ihrerseits Referate aus ihren eigenen Arbeits gebieten zu halten. Recht befangen saßen wir zu Beginn der Tagung wartend einander in irgendeinem Amtsgebäude gegen über. Dann aber erwiesen sich die Vorträge und die an sie an knüpfenden Diskussionen als ungewöhnlich ergiebig. In der Art, wie man gründlich debattierte, war es der wertvollste aller bis jetzt veranstalteten Frühmittelalterkongresse. Im Anschluß an diese erste wissenschaftliche Begegnung kam es zur Gründung eines Conseil permanent, zu dessen ständigem Sekretär Juraschek einstimmig gewählt wurde. Die lose Drei ländervereinigung Österreich-Italien-Schweiz hat sich seitdem mächtig geweitet durch den Anschluß von Deutschland, Frank reich, Spanien und Jugoslawien. Andere Länder sind jeweilen vertreten durch einzelne Forscher, die ä titre individuel ein geladen werden. Über die Linzer Tagung erschien 1950 ein kurzer prägnanter Bericht von 88 Seiten, herausgegeben vom Institut für Österreichische Kunstforschung des Bundesdenkmalamtes. Für unsere Bestrebungen war es ein harter Schlag, daß Franz von Juraschek (1895-1959) und Wilhelm Albert von Jenny (1896—1960), denen man zur Hauptsache das damals sehr kühne Unternehmen des Zusammenführens von Gelehrten aus drei Ländern zu verdanken hat, viel zu früh ab berufenwurden. Im Auftrag des Österreichischen Conseil sind nun also die Akten der Wiener Tagung erschienen. Der Redaktionskom mission des glänzend ausgestatteten Bandes gehörten sozu sagen alle österreichischen Spezialisten an. Die 33 Beiträge illustrieren anschaulich die europäische Bedeutung der Früh mittelalterforschung. Diese wird sich in absehbarer Zeit wohl an den Hochschulen als eigene Disziplin durchsetzen, denn jetzt bedeutet sie für Archäologen und Kunsthistoriker viel fach ein unsicheres Gelände, ähnlich wie bis vor etwa einem Jahrzehnt die etruskische Kirnst zwischen die griechische und römische Kunst eingeschoben wurde. Es dürfte auch den Leitern unserer Hochschulen klar werden, daß das Frühmittel alter durch Spezialisten auf den Lehrstühlen vertreten sein muß. Obwohl begreiflicherweise in dem hier angezeigten Bande die Denkmäler Österreichs im Vordergrund stehen, sind andere Länder gewichtig vertreten. Neben 10 Aufsätzen aus Öster reich findet man 8 italienische, 5 deutsche, 4 schweizerische, 2 spanische (jeweilen in der betreffenden Landessprache) sowie 2 von ungarischen Forschern und je einen Beitrag aus den USA und Skandinavien. Leider ist Frankreich nicht vertreten und auch Jugoslawien nicht, obwohl Kollegen aus diesen Ländern am Wiener Kongreß teilnahmen. Ein eigener Abschnitt des Buches gilt den Ausgrabungen in Klosterneuburg (1953/1954), mit Beiträgen von Alfred Schmeller, Altmeister Rudolf Egger, von Erich Polaschek, Elise Hofmann und Herbert MitschaMärheim. Den Band eröffnet der Vortrag des unvergessenen Franz von Juraschek über die frühesten Kirchen in Österreich, mit dem der Kongreß begann. Hermann Fillitz faßt kurz die lebhaft geführte Diskussion über die Wiener Genesis zusammen. Hermann Vetters liefert mit seinem resümierenden Be richt über die mittelalterlichen Dome von Salzburg einen der gewichtigsten Beiträge (reichlich mit Plänen belegt). Über einige Salzburger Handschriften des 9. Jahrhunderts in der Österreichischen Nationalbibliothek referiert Kurt Holter. Die aus Deutschland eingelaufenen Beiträge greifen geo graphisch und zeitlich weit aus. Edgar Lehmann faßt ungemein konzis zusammen, was man bis jetzt über die frühchristlichen Kirchenfamilien der Bischofssitze im deutschen Raum und ihre Wandlung während des Frühmittelalters weiß. Es ist begreif lich, daß hier die Diskussion (die in den Akten jeweilen zu sammengefaßt wird) besonders gut ausgewertet wurde. Von Julius Baum, dessen Tod wir betrauern, liest man einen nach gelassenen wertvollen Beitrag über karolingische Bilderkunst aus Ton und Stein im Hier- und Nagoldtal. Wie man es bei diesem bedeutenden Gelehrten gewohnt war, weiß er auch hier weit auseinanderliegendes Material einzugliedern, am Einzelnen die großen Zusammenhänge aufzeichnend. Albert Verbeek in
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