Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

238. Rupertuskreuz aus Bischofshofeuj rechter Kreuzarm. Rechts: nach der Restaurierung. Links und Mitte: Ausschnitte während und nach der Restaurierung (BDA, I. Strempel, K. Koster) Dafür wurde das Kochen in einem Absud aus Seifenwurzeln gewählt. Nachdem die Plättchen ausgiebig getrocknet waren, wurden die fragmentierten oder brüchigen Stellen durch ein Kupfernetz gestützt - also einen Träger, der aus demselben Material besteht wie die Platten selbst, sich aber durch die andersartige Struktur vom Original abhebt; die Idee dazu wurde von der Textilrestaurierung übernommen (Abb. 238 und Titelbild). Die beiden Teile, Träger und Platte, wurden durch einen handelsüblichen Metallkleber verbunden, über dessen Konsistenz und Haltbarkeit zuvor ein technisches Gutachten eingeholt worden war. Soweit es sich für die möglichst innige Verbindung zwischen den beiden Metallteilen als notwendig erwies, wurde das Metallnetz nachmodelliert, ein ,,Ergänzen" des Originalmusters im Sinne einer optisch geschlossenen Gesamtwirkung aber tunlichst vermieden. Bei den Emailtondi wurden die Fehlstellen in gefärbtem Hartwachs geschlossen, die zerbrochenen Teile exakt aneinandergefügt. Es drehte sich also bei dieser Konservierungsarbeit darum, nur die Original teile zu sichern und zu erhalten, möglichst ohne jede Ergän zung. Ob man noch einen Schutzfilm aus Paraloid über die Metallteile legen wird, hängt von dem weiteren Verhalten des Kreuzes ab, das zunächst in Salzburg zusammen mit dem Dom schatz gezeigt wird. Bis vor kurzer Zeit wurde das Kreuz als uneinheitlich ange sehen. Während man die Verkleidung der Seitenwände als insulare Arbeit — oder kontinentale des insularen Kunst kreises — aus dem 8. bis 9. Jh. ansah, wurden die Metallteile der Vorderseite für eine romanische Arbeit aus der Mitte des 12. Jhs. gehalten^. Erst Wilhelm Jenny hat den wahren Sach- ^ Österreichische Kunsttopographie, Bd. XXVIII, S. 52 f. (Franz Martin und Julius Baum). verhalt erkannt'^, nämlich die Einheitlichkeit des ganzen Metallmantels des Kreuzes, der wahrscheinlich der um Salzburg zentrierten insularen Filiation der zweiten Hälfte des 8. Jhs. und des frühen 9. Jhs. angehört. Damit aber rückt das Kreuz ins Zentrum des Interesses. Ist es doch eines der monumental sten, dem Format nach das größte Werk der Goldschmiede kunst dieses Kunstkreises. Die stilistische und die genauere zeitliche Abgrenzung sind, aufbauend auf Jennys Studie, noch zu präzisieren. Das soll in einer ausführlichen Darlegung erfolgen, die, zusammen mit dem erschöpfenden Restaurier bericht, der Gefertigte vorbereitet. In dieser Arbeit werden auch die neuen Fotografien, die das Bundesdenkmalamt anläßlich der Restaurierung anfertigte, vorgelegt. Sie sind deshalb von besonderer Wichtigkeit, weil bisher nur höchst ungenügende Abbildungen des Kreuzes zur Verfügung standen, die es wohl wesentlich mit begründen, warum das Kreuz bis heute nicht jene Beachtung fand, die ihm in jeder Hinsicht zukommt. Nur soviel sei noch gesagt: Das Kreuz ist mit seiner Höhe von 158 cm (im heutigen fragmentierten Zustand!) als crux gemmata sicherlich eine besondere Kostbarkeit gewesen. Obwohl die Bischofshofener Pfarrkirche eine vorkarolingische Gründung ist, bestehen Zweifel, ob eine crux gemmata solch außerordentlicher Größe und Kostbarkeit für diese kleine Kirche bestimmt war. Ist es nicht viel wahrscheinlicher, daß im sogenannten Rupertuskreuz eines der vornehmsten Aus stattungsstücke des ersten Salzburger Domes erhalten blieb? H. Fillitz 2 Wilhelm Jenny, Das sogenannte Rupertus-Kreuz in Bischofs hofen, in: Arte del primo Millenio. Atti del II" convegno per lo Studio deU'Alto Medio Evo (ed. Ed. Arslan), Turin 1952 S. 383 ff. 6 Denkmalpflege

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