Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

^tIJ ■ i"' rv^^sA^ ?Ä,. fyiwfÄÄS®?^ 214. Civiclale, Dom, Museo Cristiano. Sog. Calixtus-Baptisterium mit der rechts unten in der Sockelzone eingefügten Sigvaldplatte (Dr. E. Doberer, Wien) 215. Ansicht des sog. Calixtus-Baptisteriums, Zustand von 1857 mit der damaligen Anordnung der Sigvaldplatte (Aus: Jahrb. d. k. k. Zentral-Kommission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale, II, 1857, 239, Fig. 2) ermöglichen. Das vorhandene, mit dem ornamental wirkenden kleinförmigen Flachrelief versehene Stück wird als Zierplatte in die Sockelzone aufgenommen und mit reduziertem Rahmen so in die Brüstung ein gefügt, daß das Relief deren volle Höhe zwischen Fuß- und Deckgesimse ausfüllt und im polygonalen Grundriß genau eine Seitenlänge des Oktogons von Kante zu Kante besetzt (Abb. 215). Für ein anderes Brüstungsfeld wird ein ähnlicher Reliefschmuck durch die Komposition mehrerer Spolien gewonnen (Abb. 216). Der Typus einer derartigen, auf einzelne Abschnitte der Sockelzone verteilten Dekoration und deren auflockernde Wirkung für die Struktur des ganzen Gebildes lassen sich ebenso wie die bewußte Verwendung von Spolien und die Einbeziehung des flachen, scharf konturierten Reliefs mit den Gestal tungsprinzipien des späteren Quattrocento in Norditalien gut vereinen, wobei der lokalen Variante mit venezianischem Einfluß auch die dekorative Applikation von älteren Werkstücken in sekundärer Ver wendung entsprichti^. p'jjj. (j^s humanistische Interesse an der Epigraphik, das sich ja in der 1463 ent standenen Inschrift und deren Einfügung in den oberen Randstreifen des frühmittelalterlichen Inschrift frieses ausprägt, erweist sich die Sigvaldplatte als besonders anziehendes Objekt, da ihre lateinischen In schriften sowohl ikonographischals auch in der Strukturdes Reliefseine hervorragendeStellungeinnehmen. Die Widmiuigsinschrift des Patriarchen Sigvald erstreckt sich über den horizontalen Querbalken, der das Relief in eine untere und eine obere Zone teilt (Abb. 213); der letzteren dient dieser Balken gleichsam als Standfläche, auf der in der Mitte das Flechtbandkreuz sowie zwei Palmettenbäumchen und die beiden flanltierenden Leuchter fußen. Unterhalb der Inschrift steht in der Mittelachse ein Baum mit zwei sym metrischen Tierköpfen, dem ein Vogel- und ein Greifenpaar zugeordnet sind. Beiderseits der heraldisch komponierten Mittelzone des Reliefs trifft die Inschriftleiste nahezu auf die Kreuzungsstellen der kreis le Vgl. u. a. die Dekoration der nördlichen Sohauseite von San Marco mit ehemaligen Brüstungsplatten: Doberer, Zur Bestimmung frühmittelalterlicher Werkstücke, in: Österr. Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, 1962, 87-88.

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