1 0 1 23A56 78910 212. Die Martinskirche in Linz. Schomatischer Grundriß der einschiffigen Kirche mit Wand nischen (Prof. Dr. R. Egger) fehlt die nördliche Außenmauer. Von der südlichen ist die vordere Ecke bei den Grabungen angefahren worden. Man glaubte, die Fundamente eines Turmes angetroffen zu haben. Erwägt man, ob die dreischiffige Halle für profane oder religiöse Zwecke bestimmt war, so spricht alles für eine Kirche, denn basilikale Prunksäle, Markt- und Gerichtshallen sind hier nicht denkbar. Die Frage, ob spätantik, also Kastellkirche, oder frühmittelalterlich, läßt sich auch beantworten. Erwogen muß beides werden, da der einfache Grundriß keiner dieser Zeiten ausschließlich eignet. Es entscheidet die Beobachtung, daß die Kirche nie als Ruine freigelegen hat. Der Verputz an den Bogenlaibungen ist nämlich tadellos und ein heitlich erhalten. Das wäre unmöglich an einer Ruine, aber auch an einem durch Jahrhunderte benützten Gebäude. Die Kirche ist demnach mittelalterlich. Der Baumeister hat Altmaterial verwendet. Neben den Quadern von Jurakalk - wie Schadler und Kieslinger lehren, aus den Brüchen der Regensburger Gegend - lagern Trümmer von Römerbauten. Aber auch die ersteren können schon einem antiken Monument ent nommen sein. Wir sind im Bereiche der spätantiken Burg Lentia. Als diese erbaut wurde, mußten, wie auch andernorts, Häuser, Tempel, Gräber ihre Steine hergeben. Das römische Haus, über dem die Martins kirche steht, wurde damals fein säuberlich verbraucht und der freie Raum für den notwendigen Burghof vergrößert. Die Kirche benützt die römischen Fundamente nicht. Ihre Achse verläuft wohl entsprechend einem sommerlichenStiftungstagmit einer Abweichungvon 28 Grad von Ost nach Nord. Das Stiftungs jahr ist unbekannt, es könnte, wie Juraschek es für die erste Kirche in Betracht zieht, ein Bayernherzog um 700 n. Chr. der Gründer sein. Bauform und Zeitumstände würden auch einen so frühen Ansatz er lauben, wenngleich ein solcher Bau eine weit größere Seltenheit darstellte als einer drei Generationen später. Mir scheinen aber der Martinstitel und die Tatsache der königlichen Eigenkirche das spätere Datum zu empfehlen, wie Trinks in seinem musterhaften Kommentar zur Urkunde hervorgehoben hat. Der Hallenbau ist demnach die erste Kirche an diesem Platz, und zwar die im Jalrre 799 vergabte, ein Werk der karolingischen Epoche. Als Bauherr ist der König zu betrachten, anders ausgedrückt, die Kirche ist von Reichs wegen gebaut. Ihre Form hat nichts zu tun mit Bauten des Landes oder der Nachbarschaft, Parallelen müssen im Reiche gesucht werden. Was liegt bei einer Martinskirche näher, als an den Aus gangspunkt der Martinsverehrung, an die älteste Kirche des Heiligen in Tours, Frankreich, zu denken? Diese ist, wie die von Linz, mehrfach umgebaut worden, doch läßt sich auf Grund von schriftlichen Quellen ihr einfaches Schema wiedergewinnen, und dieses Schema zeigt die Linzer Kirche als eine Nach ahmung kleineren Formates^. Nicht minder überraschte die Kirche, welche der karolingischen folgte (Abb. 212). Leider meldet keine Urkmrde den Neubau, es bleibt daher unbekannt, wie lange die erste am Orte dauerte. Nur das eine darf vermutet werden, daß die Dauer verhältnismäßig kurz währte. Das Ende war eine gründliche Abtragung der Außenmauern. Das gewonnene Material wurde weiterverwendet, darunter wiederum römische Grab steine und Architekturstücke, ferner zahlreiche Quadern aus dem Regensburger Jurakalk. Aufrecht blieb ^ Vgl. den scheinatisohen Grundriß in; Jahreshefte des Österr. Archäologischen Institutes, XXXII, 1940, S. 107, Abb. 46.
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