Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

1 0 1 2 3 A 5 6 7 8 9 10 211. Die Martinskirche in Linz, a) Oben: Scheinatischer Grundriß, b) Unten: Schematischer Grundriß des karolingischen Hallenbaues (Prof. Dr. R. Egger) gestellten Streitkräfte, einen Verwandten des Königs, vergabt worden ist. Die Kirche war im Kastell auf dem Römerberg, dem östlichen Vorsprung des Freinberges, errichtet worden, das heißt in der damals ausgebesserten spätantiken Festung. Der Martinstitel zeugt auch für die Gründung durch das fränkische Reich. Der heilige Martin war ja der Patron der Frankenkönige, seine Heimat Steinamanger galt es von den Avaren zu befreien, und Linz begann damals als militärischer Stützpunkt wieder Bedeutung zu ge winnen. Den Anlaß, die Martinskirche näher zu untersuchen, gab der Fund von Fresken. Bald kam aber Wert volleres zum Vorschein: in den Langmanern Pfeiler, Bögen, Nischen verschiedener Art, Türen und Fen ster, im gotischen Chor Fundamente eines älteren und zuunterst die Mauerzüge der Römerzeit. Zu nächst brauchte der Kunsthistoriker den Architekten und den geschulten Ausgräber, bis die Bauschichten gesondert und aus der verwirrenden Fülle von Einzelheiten jedes Stück seiner Schichte zugeordnet war. Juraschek unterscheidet an der Kirche sechs Bauschichten: den Hallenbau, die einschiffige Kirche mit Wandnischen, die romanische und frühgotische, die spätgotische und die barocke Periode. Davon brachten die dritte und vierte Periode geringe Veränderungen, die spätgotische aber den heutigen Chor, während im Barock hoch über dem Boden Fenster ausgebrochen wurden und das Langhaus die bis 1947 verbleibende Gestalt erhielt (Abb. 211a). Alle Fragen, die mit diesen vier Schichten zusammenhängen, sind gelöst, Pro bleme schwieriger Natur jedoch stellen Hallenban und Einschiffkirche. Diesen gilt das Folgende: Der Hallenbau (Abb. 211 b) war die erste große Überraschung. In jeder der Langmauern stecken im Ab stand von 5,60 m zwei aus Quadern gefügte quadratische Pfeiler, die durch Bögen verbunden sind. Die Auflager der Bögen an der Ost- und Westmauer fehlen heute, wie diese Mauern selbst, desgleichen

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