Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

boden des Presbyteriums absteht. Auf dem Boden wurde ein Behälter von 0,90 x 0,90 m Grundfläche aufgemauert mid durch ein kleines Tonnengewölbe abgeschlossen, dessen Decke ins Niveau des Pres byteriums zu liegen kommt. Die anderen Außenwände haben keine glatten Flächen, zwischen ihnen und den Grubenwänden wurde Füllmaterial eingestampft. An der Westseite öffnet sich die Mauer mit einem Fenster in 0,45 m Breite, von dessen Enden nach Westen zu divergierend je ein Mäuerchen abgeht, und zwar in der Höhe des ganzen Gehäuses von dessen Boden bis zu dem des Presbyteriums. Nach Westen und oben hat dieser Trichter keinen festen Abschluß, vielmehr muß oben ein leicht abnehmbarer Deckel vorhanden gewesen sein. Nicht uninteressant ist, daß Behälter und Schacht ein gemauertes Stück bilden. Im Behälter war das eigentliche Reliquiar aus Wertmetall aufgestellt, durch das Fenster konnten, wenn der Deckel des Schachtes abgehoben war. Kniende einen Blick auf die geborgenen Reliquien Averfen, in den Schacht selbst Opfergaben einlegen oder eingießen. Bei der Ausgrabung ist das Gewölbe des Behäl ters eingeschlagen angetroffen worden, die Hohlräume waren mit Schutt ausgefüllt. Erfahrene Plünderer müssen am Werk gewesen sein, ihre Spuren zeigen einen feindlichen Einfall an, etwa einen alemannischen. Vom Altar der ersten Anlage ist kein Stück erhalten geblieben, nur das eine darf gelten, daß er oberhalb der Reliquien seinen Platz hatte. Von der linken Umfassung des Presbyteriums geht zur Nordmauer der Kapelle ein kurzer Verbindungs steg ab, ein gleicher ist gegenüber zwischen Presbyterium und Südmauer anzunehmen. Diese kurzen Mauerstücke gingen nicht hoch, sondern bildeten die Schwellenunterlage für Türchen, welche den Raum zu selten des Presbyteriums und hinter der Priesterbank abschlössen. In großen Kirchen waren solche Räume nicht selten verheirateten Frauen vorbehalten, was bei einer einschiffigen Kapelle auch ver ständlich ist, da andere Möglichkeiten, die Geschlechter zu trennen, nicht gegeben waren. In der Mitte der Westumfassung des Presbyteriums ragt ein flaches Podium 2,20 m in den Schiffsraum hinein; es handelt sich um einen vereinfachten Ambo, auf dem der Lector und Responsoren standen. In der Bischofs kirche von LaA^ant vertrat eine große Rundbasis an der Westseite des Presbyteriums den Ambo^; in Metropolen, wie Aquileia, geht vom Presbyterium ein langer Gang gegen Westen ab®. Wenn für die Imster Kapelle eine Länge angenommen ist, welche über die doppelte Breite hinausgeht, so gibt es für ein solches Verhältnis Parallelen: die Friedhofskirche von Aguntum mit 29,30 x 9,40m und die Saalkirche vom Hemmaberg mit 21,30 x 8,90 m''. Nach der ersten Verwüstung wurde die Kapelle wiederhergestellt, jedoch nicht mehr der geräumige Reliquienbehälter. Über ihn wurde die schon genannte Schrankenplatte verlegt, nachdem vier Aus nehmungen für die Stützen des neuen Tischaltars ausgemeißelt worden waren. Das aufgehende Mauer werk der zweiten Kapelle Avar wohl identisch mit dem der ersten. Die Kapelle in Imst ist das erste in Nordtirol bekannt gewordene christliche Gebäude. Der vollentwickelte Reliquienkult verweist sie ins 5. Jahrhundert, gegen dessen Ende sie vermutlich zerstört worden ist. Die zweite Katastrophe fällt vielleicht - ohne daß wir nähere Anhaltspunkte hätten - in die letzten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts. Ebensowenig gibt es präzise Daten für die Errichtung der nach West eingerückten romanischen Kapelle®. ^ Vgl. R. Noll, Frühes Christentum in Österreich, AVien 19.54, S. 94, Plan Abb. 9. ® Vgl. G. Brusin—L. Zovatto, Monumenti paleocristiani di Aquileia e di Grado, üdine 1957, Plan Via unter dem Buchstaben X. 1 Vgl. R. Noll, a. a. O., S. 90ff., Abb. 8; S. lOSff., Abb. 16. Erster Bericht PAR XI, 1961, Heft 5/6, S. ISf. Ausführlich mit Plan und Schnitten bei A. AVotschitzky, Österreichische Zeit schrift für Kunst und Denkmalpflege, XV, 1961, Heft 3, S. 97ff. Rudolf Eggbb DIE MARTINSKIRCHE IN LINZ Im Folgenden werden kurze Nachträge gegeben, welche die ausführliche Erstpublikation' ergänzen und die zwei frühesten Baustadien noch einmal behandeln sollen. Die Kirche war als die älteste von Linz bekannt, eine Urkunde des Jahres 799 erweist sie als Eigenkirche des Königs, die erstmalig an einen Hofgeistlichen, dann an den Führer der für den Avarenkrieg bereit1 F. Juraschek-AA". Jenny: Die Martinskirche in Linz. 94 S., 24 Abb. im Text, 37 auf 12 Tafeln. Herausgegeben 1949 vom Bundesdenkmalamt AVien. Besprochen von R. Egger in ,,Die AVarte" (Beilage des AVochenblattes ,,Die Furche") vom 18. Juni 1949. Hier verkürzt wiedergegeben und mit drei schematischen Grundrissen ausgestattet.

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