den könnte. Obwohl die Südfront stark gestört war, schreibt Groller, daß der Bau an der Südseite geschlossen gewesen sei. Der Hanptraum, im Text von Groller mit 30 bezeichnet — auf dem Plane nicht vermerkt -, mißt 9 X 6,2 m, steht also im Verhältnis von 3:2. Dahinter schließen zwei kleine Räume an, der westliche, 4,4 X 3,6 m groß, besitzt ein Hypokaust, der östliche - wenn er überhaupt als eigener Raum zu bezeichnen ist - hat die Maße 3,6 x 1,5 m. Über die NW-Ecke des Hauses ist eine weitere, also noch spätere Mauer gelegt, die bereits diesen Bau störte bzw. zerstörte. Für diese Anlage gibt Groller leider nur die Niveau kote der damaligen Ackeroberfläche an. Dafür kann aber eine andere Messung eintreten. An der Ostseite führte vom Spitalbau ein gepflasterter Weg zu diesem Bau, seine Höhenlage beträgt 2,7 m. Aus Grollers Beschreibung kann geschlossen werden, daß der Bau mindestens ebenso hoch lag, wenn nicht eher etwas höher. Das dazugehörige Hofniveau beträgt 2,42 m. Schon diese Maße zeigen, daß Bau und Zugangsweg eine in späterer Zeit erfolgte Adaptierung im Hofe des Lagerspitals darstellen. Das hat auch schon Groller erkannt^®. Fragt man zunächst nach einer Datierung, so steht es damit, wie bei anderen Gebäuden, die vor Nowotny ausgegraben wurden, schlecht. Nach den allgemeinen, von Nowotny aufgestellten Stratenabfolgen würde dieser Einbau am ehesten in die Schichten 6-7 gesetzt werden können, also in die konstantinische oder valentinianische Bauperiode; auf alle Fälle war zu diesem Zeitpunkt das valetudinarium noch in vollem Betrieb^^. Fragt man nun, zu welchem Zweck der Bau gedient haben kann, so legt der Grundriß nahe, an keinen reinen Zweckbau zu denken. Ein heidnisches Heiligtum wäre möglich, doch gab es bereits eines an der Westseite der Anlage; es ist überdies in dieser späten Zeit - obwohl wir uns auf militärischem Boden beflnden - schwer anzunehmen. Der Grundriß besticht durch seine Einfachheit und erinnert an die kleine Kirche im Gutshof von Donnerskirchen^®. Der apsidenlose Rechtecksaal mit einem Narthex davor, der dm'ch Aufstellen einer hölzernen Priesterbank^® und eines Altars zum Kultraum werden kann, ist sicher die älteste Form des christlichen Andachtsraumes®®. Auch die Maße entsprechen. Donnerskirchen hat eine Ausdehnung von 18,7 x 10,02 m, unser Bau mißt 18,4 x 7,4 m. Der Narthex in Donnerskirchen zeigt 2,95 X 7,5 m zu 3,00 X 6,2 m. Die beiden Säle verhalten sich wie 10,4 x 7,5 m zu 9 x 6,2 m. Schwierig ist es, den heizbaren Raum im Sinne einer christlichen Anlage zu deuten. War es eine Heizanlage für die Kirche - auch Donnerskirchen besaß eine solche —, oder ist darin ein heizbares Baptisterium zu sehen ? Schwerlich wird man daran denken können, war doch die Taufe Aufgabe des Bischofs oder mußte in seiner Gegenwart vollzogen werden. Außerdem besaß Carnuntum bereits ein Baptisterium. Eher könnte man an einen Wohnraum eines beim Gottesdienst beschäftigten Geistlichen denken - etwa eines Diakons oder Subdiakons. Der geheizte Bau von Donnerskirchen wurde nur als Kirche erkannt, weil dort — zerschlagen - die charakteristische Marmormensaplatte gefunden wurde®i. Hier fehlt diese wohl, aber welchem Zweck sonst sollte der Bau gedient haben ? Auch die von E. Swoboda in Lauriacum freigelegte Kirche des Spitals®® konnte nur erkannt werden, weil noch in Resten die gemauerte Priesterbank vor handen war. In Carnuntum hat es sicher eine Christengemeinde gegeben, und gerade Valentinian war ein besonderer Förderer der Christen, unter seiner Regierung wurde in Klosterneuburg eine Kirche gebaut®®. Wir glauben, daß für den Bau im valetudinarium von Carnuntum zumindest mit der Möglichkeit eines christlichen Heiligtums, analog den Verhältnissen in Lauriacum, gerechnet werden muß. Eindeutige Klärung dieser Fragen könnten nur Nachgrabungen im Legionslager geben, und auch da ist vermutlich das Ergebnis unsicher. Sein Text, a. a. O., Sp. 58f. bzw. 17, ist nur insoweit verwirrend, als nicht von einer dritten {vgl. Plan Abb. 209), sondern von einer vierten Bauperiode gesprochen werden muß. Die über die NW-Ecke gebaute Mauer gehört dann einer fünften Bau periode an. Entsprechend den Straßenstraten Nowotnys in der Straße G mit den Koten 1,88 bzw. 2,40. Nowotny, a. a. O-, Taf. V, VI. R. Noll, a. a. O., S. 73, Abb. 1; hier auch die Literatur. Vgl. dazu E. Dyggve, Festschrift für R. Egger, I, 1952, S. 45. Ohne Wandmalereien wäre die Kirche in Dura Euroj^os nicht ohne weiteres zu erkennen gewesen. Dazu und zum ältesten Kirchentypus A. Gerkan, Von antiker Architektur und Topogi-aphie, Stuttgart 1959, S. 226ff., bes. S. 231 f. C. Praschniker bei W. Kubitschek, Sonderschriften d. Österr. archäol. Institutes, XI, 1926, S. 52ff.; R. Noll. a. a. O.. S. 74. E. Swoboda, a. a. O., Sp. 254ff. R. Egger, a. a. O., S. 325ff. Zu Carnuntum vgl. dens., RLiOe, XVI, 1926, Vb. 1923/24, Sp. lUSff.
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