Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

I I 207. Haus VI im Lager Carnuntum. a) Ansicht der SW-Ecke. b) Schnitt durch das Fenster im Raum m (Dr. H. Vetters) wohl valentinianischen Bauteile der Räume VII/13. Das Außenniveau, Kote 3,11 m, streicht über diese Mauern hinweg. Den älteren Boden maß Groller laut Plan mit 2,4 m. Betretbar war dieser massive Bau von Osten her über die Schwelle, Kote 2,51 m. Er sperrte da die ,,via quintana". Seine geradlinige Ver längerung über die von Groller an diesen Stellen festgestellten Störungszonen hinweg streicht über den ebenfalls arg gestörten Carcer und die dort befindlichen älteren Anlagen. Grollers Annahmedas Gebäude VI sei zu den ältesten Straten zu zählen, ist falsch, auch die Niveaukoten und die zahlreichen Schnitte auf Tafel VI seines Berichtes zeigen dies deutlich. Vor allem ist Schnitt 5 wichtig, der quer über das nördlich von VI liegende Haus V gezogen ist. Er zeigt den Graben aufgefüllt (von der Sohle an ca. 2,07 m, die Kote fehlt bei Groller) und darauf erst das abgestürzte Mauerwerk der gänzlich ausgerissenen Lagermauer. Das sieht ganz so aus, als hätte man hier noch in antiker Zeit die Mauer kassiert und nur der rund 28 m breite und vielleicht doppelt so lange Bau (hier war nach Groller alles gestört) wäre als bewehrte Kleinanlage eingerichtet oder rasch neu adaptiert worden. Jedenfalls hat zu diesem Zeitpunkt das Lager als Festung zu bestehen aufgehört. Auch der östlich liegende Rundbau über Haus IX (Abb. 206) gehört in diese Epoche. Die von Groller vorgenommene Aufteilung der Häuser IV und V ist rein willkürlich, ihrer Funktion nach waren diese schon sehr spät anzusetzenden Bauteile, die Ziegelbruch mit den bekannten Ziegelstempeln der valentinianischen Epoche verwenden, ohne Zweifel Kasematten, zu denen der mit der Kote 3,46 m gemessene Wehrgang nicht gehört haben kann. Die Schwellen der Parterreräume liegen rund 2,6 m hoch, das ergäbe Kasematten von 0,9 m Höbe. Der Gedanke Grollers'^® ist sicher richtig, daß oberhalb dieser Kellerräume der Wehrgang gelaufen sein muß, nur kann es nicht jener der valentinianischen Epoche mit der Kote 3,46 m gewesen sein. Ist diese Annahme, die allein aus dem Baubefund abgelesen werden kann, richtig, dann muß aber Bau VI noch jünger sein. Daß der Bau nichts mehr mit dem Lager zu tun haben kann, ist auch aus dem Befund im Raum m zu ersehen, der ein ,,gekuppeltes Doppelfenster" besessen hat^'', das nur 0,9 m höher liegt als die ehemalige Berme. Seine Kote betrug also 1,9 m (Abb. 207b). Bei dem Bau selbst ist übrigens eine zweimalige Zerstörung nachzuweisen, wie aus der Beschreibung Grollers^® zu erkennen ist. Groller fand nämlich nur im Raum k ungestörte Lagerung und zwei übereinander liegende Brandschichten. Der gleiche Befund liegt übrigens auch in der sogenannten Bäckerei vor, bei der es sich nur um eine Notadaptierung handeln kann. In zwei Brandschichten, durch einen Boden getrennt, fand Groller die Reste der nicht,,ver brannten", sondern nur verkohlten Backware. Groller, a. a. O., Sp. 39. Dazu an versteckter Stelle E. Nowotny über die Straten des Hauses VII, in: RLiOe, XVI, Vb. 1923/24, Sp. 158f.; er datiert in valentinianische bzw. nachvalentinianisohe Zeit. Groller, a. a. O., Sp. 32f. Groller, a. a. O., Sp. 41 f. Groller, a. a. O., Sp. 42, RLiOe, III, Sp. 72ff.

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