V. Grundsätzliches zur Neugestaltung des Dombebeiohes Analysieren wir den nicht sehr ermutigenden Ablauf der Bestrebungen zur Erhaltung der ,,Jesuitenkaserne", dann möchten wir als Hauptursache des negativen Ausganges das Fehlen eines vorbildlichen und realisierbaren städtebaulichen Projektes für die Gesamtgestaltung des Dombereiches ansehen, weil nur dadurch der freie Entscheidungsbereich von Bundesdenkmalamt und Magistrat hätte wesentlich erweitert werden können. Wir führen daher anschließend einige grundsätzliche Überlegungen vor, die einem solchen Projekt zugrunde liegen müßten. 1. Verkehrslage und Verkehrsprobleme Die Altstadt von Klagenfurt weist im allgemeinen dieselben Verkehrsiirobleme auf, wie sie für die Kerne der europäischen Mittel- und Großstädte aligemein bekannt sind. Sie erfahren jeweils im Sommer eine besondere Verschärfung durch einen noch immer ansteigenden Fremdenverkehr und führen vor allem bei Schlechtwetter zu einer ungewöhnlichen Verkehrs belastung, weil die in Privatquartieren und auf Camping plätzen wohnenden Urlauber dann gerne das Stadtzentrum aufsuchen. Ausreichende Parkplätze und ansprechend ge staltete Fußgängerbereiche sind daher ebenso ein dringendes Erfordernis wie eine befriedigende Lösung für eine optimale Füh rung des die Altstadt durchquerenden Durchgangsverkehrs. Im wesentlichen wird die vom Verfasser im Zusammenhang mit der Ausarbeitung des Flächenwidmungsplanes in Abb. 166 dargestellte Gestaltung des Straßennetzes und der Fußgänger bereiche eine befriedigende Verkehrsführung im Stadtkern ermöglichen. Sie läßt aber auch deutlich erkennen, daß die Lage des Dombereiches unmittelbar an der Lokaltangente (hier gebildet durch den Straßenzug Paulitschgasse-Mießtaler Straße) besonderer Planungsvorkehrungen bedarf. Dies des halb, weil Verkehrsprognosen deutlich erhellen, daß die zu künftige Verkehrsentwicklung eine so große Belastung des den Stadtkern umschließenden ,,Ringes" bewirken wird, daß der abschnittsweise Ausbau des vorerwähnten Lokal-Tangen tenringes bei befriedigender städtebaulicher Gestaltung uner läßlich ist. Die allgemein anerkannte und sehr ansprechende Umwandlung der Wiener Straße in eine Fußgängerstraße vom Jahre 1960 löste verschiedentlich die Forderung nach einer Erweiterung des Fußgängerbereiches aus. Wir würden dafür die in Abb. 167 gezeigte Lösung vorschlagen, die neben einer Erweiterung der Fußgängerstraßen im mittelalterlichen Stadtkern auch dessen Verbindung mit der ehemals landschaftlichen Burg und mit dem Dombereich durch die für den Fahrverkehr zu sperrende rund 330 Meter lange Domgasse vorsieht. Obwohl durch die kürzlich erfolgte Errichtung eines über dimensionierten Bürogebäudes auf dem Gelände des früheren Burggartens ~ gegen entschiedene Vorstellungen maßgebender Fachleute - und eine unglückliche Aufstockung im unmittel baren Dombereich in ihrer Raumwirkung beeinträchtigt, würde dadurch doch eine weitere Attraktion geschaffen. Umsomehr deshalb, weil in absehbarer Zeit damit zu rechnen ist, daß die im Besitz des Landes Kärnten befindliche Burg zur Landesgalerie umgestaltet werden dürfte. Die Öffnung der Rundbogenarkaden des Westflügels würde dann eine willkommene Vergrößerung der dem Fußgänger vorbehaltenen Flächen bewirken und so einen eindrucksvollen Laubenhof von der Domgasse aus sichtbar und zugänglich machen. Ebenso wird im Dombereieh selbst auf die Öffnung der derzeit vermauerten Rundbogenarkaden der Westfront der Domkirche genau so Wert zu legen sein wie auf die Anordnung weiterer Passagen und Arkaden, die einer möglichst weitgehenden Verbindung der einzelnen Teilräume des Dombereiches dienen sollten. 2. Städtebauliche Situation Um einen Überblick zu erhalten, haben wir in Abb. 168 die verschiedenen Varianten der Neugestaltung des Dombereiches dargestellt, die im Folgenden kurz beschrieben werden sollen. Variante A Wiederherstellung des ursprünglich eingeschossigen Hof raumes (mit je 34 Meter Seitenlänge) in der Längsachse des Domes. Beibehaltung der klaren Trennung von den um liegenden Straßenräumen und Verzicht auf die Wieder herstellung des ursprünglichen Domeinganges. Das ein geschossige, mit rustikalen Rundbogenarkaden ausgestattete Bürgerspital von 1593 hatte nur die Funktion eines Vorhofes vor dem Domeingang, der Turm und Westfassade nur noch mächtiger in Erscheinung treten lassen sollte. Eine Beibehaltung des geschlossenen Vorhofes wäre daher städtebaulich nur dann zu vertreten gewesen, wenn sie sich auf die vom Bundesdenkmalamt verlangte Ei'haltung des in Arkaden geöffneten Erdgeschosses — also die Wieder herstellung des ursprünglichen Zustandes — beschränkt hätte. Variante B Demolierung der Reste des bombenzerstörten Westflügels, Neubau des Nord- und Umgestaltung des Südflügels sowie der Westfassade. Dadurch würde ein annähernd quadratischer Domiilatz von 34 auf 46 Meter entstehen, der die Wieder herstellung des ursprünglichen Domeinganges ebenso er möglicht wie einen eindrucksvollen Blick auf die Westfassade des Domes. Die Wiederaufstellung der Dreifaltigkeitssäule könnte in der Längsachse des Domes so erfolgen, daß sie die westliche Platzwand symbolisiert. Variante C Demolierung des Nordflügels, Umge.staltung bzw. Demolierung und Neubau des Südflügels zur Schaffung eines ungefähr quadratischen 80 auf 80 Meter großen Domplatzes. Dadurch würden die Westfront des Domes und der Südflügel als Platz wände dienen und eine räumliche Bindung an das durch den Neuen Platz markierte Stadtzentrum andeuten. Nachteile dieser Lösung sind ein zu geringes Bauvolumen für diesen zentral gelegenen Bauplatz, ein stark beschatteter Domplatz und zwei Platzwände, die auf Grund der hier meist zweigeschossigen Wohnbauten der Lidmanskygasse und Karfreitstraße diese Funktion nur sehr ungenügend aus zuüben in der Lage sind. Variante D Wiederaufbau des Nordflügels, Demolierung des Südflügels und Schaffung eines Domplatzes mit einem Ausmaß von 120 auf 80 Meter. Dadurch würde die Westfassade des Domes wiederum als Platzwand wirken, würde zwar eine räumliche Verbindung mit dem platzartig erweiterten Straßenraum der 12 Denkmalpflege
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