Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

».Canalgasse" trat die Bahnhofstraße mit ihren hohen Neu bauten, und die kleine, ursprünglich so reizvolle Gartenanlage der ehemals ,»Landschaftlichen Burg"' wurde zum Leidwesen der Bevölkerung durch ein überdimensioniertes Bürogebäude im wahi'sten Sinne des Wortes ..verbaut". III. Baugisschichte des Dombeueiches 1. Domkirche Die Domkirche St. Peter und Paul wurde 1578 von den Kärnt ner Laudständen ursprünglich als protestantische Kirche er baut, 1501 der Hl. Dreifaltigkeit geweiht, 1600 gesi:)errt und 1604 dem Jesuitenorden übergeben. Als Baumeister wird Christoph Windisch (?) genannt, der für die Errichtung des anschließenden ,,Bürgersihtals" verantwortlich zeichnet. Der Zugang zur Domkirche von der heutigen Lidmanskygasse in Form eines beidseitig offenen Arkadenganges ist 1669 errichtet worden, und 1879 erfolgte die Fertigstellung des den nordseitigen Vorhof abschließenden Portalbaues, der die Reste des Nordüügels der ..Jesuitenkaserne" und das zur selben Zeit erweiterte Pfarrhaus miteinander verbindet (Abb. 165). Der zeit ist die räumliche Wirkung der Domkirche - wenn wir von der durch zahlreicheTurmhäuser beeinträchtigten Dominanten wirkung des Domturmes absehen — leider nur auf den Blick von der Domgasse nach Süden beschränkt; an den übrigen Baublockseiten verhindert die verschieden hohe Rand bebauung den Blick auf das rund 56 Meter lange eindrucksvolle Langhaus. 2. Jesuitenkaserne Das Erdgeschoß der ,,Jesuitenkaserne" wurde von 1582—1593 von Christoph Windisch als ,.Bürgerspital" erbaut, wobei sehr rustikal wirkende Rundbogenarkaden einen quadratischen Hof mit je 34 Meter Seitenlänge umschlossen. 1604 gelangten Dom und Dombereich in den Besitz des Jesuitenordens; damals wurde das erste Obergeschoß und, in den Siebziger jahren des 18. Jahrhunderts, dann ein zweites Obergeschoß aufgeführt und der gesamte Gebäudekomplex als Kaserne adaptiert. Die östliche stark gegliederte Platzwand wird durch die ..verbaute" Westfassade des Domes gebildet und erhält durch den über ,,ursprünglich offener Vor- und Turmhalle frei aufstrebenden Turm" (K. Ginhart) eine starke axiale Betonung. Das rustikale Hauptportal der ,,Jesuitenkaserne" lag im West flügel in der Turmachse und wurde durch ein dreifach ge kuppeltes Rundbogenfenster besonders betont. 3. Ffarramt Es ist eiir vor 1780 an die Nordseite des Langhauses angebautes Objekt, das um 1880 als L-förmiger zweigeschossiger Bau körper mit Wahndach, axialem Eingang, sieben Fenster achsen und Neo-Renaissancefassade umgebaut wurde. 4. Geschäfts- und Wohnbauten an Bahnhojsiraße und Paulitschgasse An der Ecke Paulitschgasse-Bahnhofstraße wurden 1900 zwei fünfgeschossige Wohn- und Geschäftshäuser errichtet, an die sich ein zwischen beiden Weltkriegen errichteter einge162. Blick von der Lidmanskygasse auf den Dombereich nach Deraolierung des nördlichen Gebäudeflügcls (Oktober 1962, R. Wurzer) schossiger Geschäftsbau entlang der Bahnhofstraße anschloß. Er wurde durch einen 1960 fertiggestellten, sehr ansprechend gestalteten sechsgeschossigen, um vier Meter zurückgesetzten Baukörper (Architekt: Rudolf Nitsch) ersetzt, der lediglich noch an der Ecke Bahnhofstraße-Lidmanskygasse durch eine Abzonung auf zwei Geschosse einen Blick auf den Domkomplex ermöglicht. Wir haben seinerzeit in Anbetracht der nur rund 13 Meter breiten Bahnhofstraße und des nur rund 18 Meter tiefen Grundstückes vorgeschlagen, auf eine Bebauung zu ver zichten, um so die wenig ansprechende ,,Korridorwirkung" der Bahnhofstraße durch eine platzartige Erweiterung zu mildern, den Blick auf die Ostseite des Domes mit der ent sprechenden parkähnlichen Anlage zu ermöglichen und wenig stens einen Parkplatz im gesamten Bereich der Bahnhof straße zu schaffen; allerdings ohne Erfolg. Die Bebauung an der Paulitschgasse bildet ein 1958 fertig gestelltes fünfgeschossiges Wohnhaus mit zurückgesetztem, voll ausgebautem Dachgeschoß sowie ein in schlechtem Bau zustand befindlicher, an die ,,Jesuitenkaserne" und den Dom anschließender zweigeschossiger Gebäudekomplex des 18. Jahr hunderts mit Pfeilerarkaden im Erdgeschoß. IV. Bjsheiuge Gestaltungsvorschläge und Stellung nahmen DES Bundesdenkmalamtes Durch einen Artikel in der Zeitschrift ,,Kärntner Illustrierte" (4. Februar-Heft 1947) wurde das seither noch zu keinem befriedigenden Abschluß gekommene Gespräch über die Um gestaltung des Klagenfurter Dombereiches ausgelöst. Der nicht bekannte Verfasser stellt gleich eingangs fest: ,,Ich bin dafür, die Kaserne ganz abzutragen, sie ganz auszulöschen, für immer! Dieses Gebäude ist unheimlich nüchtern, ein kalter Zweckbau, und paßt weder der Form noch der Größe nach zur Umgebung. Es war einmal Jesuitenkloster und umfaßt die dazugehörige Kirche zu Sankt Peter und Paul, die heutige

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