KÄRNTEN Ein Domplatz für Klagenfurt I. Allgemeines Durch einen Bombenangriff wurde im Jahre 1944 die soge nannte ,,Jesuitenkaserne" getroffen und der Mittelteil des Westfiügels des einen quadratischen Hof umschließenden Gebäudes durch Totalschaden zerstört. In der Folge ist der Versuch unternommen woi-den, den im wesentlichen unver sehrten Nord- und 8üdflügel zu erhalten, doch mußte der Nordliügel auf Grund seines schlechten Bauzustandes im Juli 1960 ebenfalls abgetragen werden; eine Arbeit, die durch den plötzlichen Einsturz fast des ganzen Gebäudeteiles eine wesentliche Beschleunigung erfuhr (Abb. 161, 162). Es ist selbstverständlich, daß für die Lösung dieser schwierigen und reizvollen städtebaulichen Aufgabe verschiedene Wieder aufbauvorschläge dargetan wurden; trotzdem liegt heute noch kein genehmigtes Projekt vor. Im Rahmen der vom Verfasser geleiteten Übungen aus ,,Entwerfen 5" (Städtebauliches Entwerfen) an der Fakultät für Bauingenieurwesen und Architektur der Technischen Hochschule Wien wurde dem Hörer Rainer Reinisch 1960 die Aufgabe gestellt, für die nähere Umgebung des Klagenfurter Domes einen Bebauungsvorschlag auszuarbeiten, der sowohl den noch zu erläuternden Wünschen des Denkmalschutzes Rechnung tragen als auch Vorschläge für eine befriedigende städtebauliche Gestaltung des Dombereiches und des LokalTangentenringes südlich des Domes bringen sollte. Aufbauend auf der Grundlage der vom Verfasser seinerzeit ausgearbeiteten Vorschläge für den Flächenwidmungsplan Klagenfurt und für die Verkehrsplanung im Bereich der Alt stadt, hat sich Reinisch dieser Aufgabe mit bemerkenswertem Einfühlungsvermögen unterzogen und eine in vieler Hinsicht beispielhafte Lösung unterbreitet. Diese Lösung zur Diskussion zu stellen und dadurch einen Ideenwettbewerb einzuleiten, der in der Folge zu einem optimalen Ausführungsprojekt führen könnte, ist der Zweck der vorliegenden Arbeit, die im Einvernehmen mit dem Vor stand des Instituts für Kunstgeschichte und Denkmalpflege an der Technischen Hochschule Wien, o. Prof. Dr. WalterFrodl, erfolgte. II. Städtebauliche Entwicklung Die städtebauliche Entwicklung des Dombereiches läßt sich am einprägsamsten aus einem Vergleich des Stadtplanes um 1780 mit dem heutigen Zustand ablesen (siehe Abb. 163, 164 und 167). Ursprünglich lag der Dombereich unmittelbar am südlichen Stadttor, dem ,,Viktringer Tor", und am Stadtwall und bildete mit dem späteren Bürgerspital einen rund 290 auf 90 Meter großen Komplex von Gartenanlagen umschlossener öffentlicher Gebäude, der den nördlich gelegenen Baublöcken vorgelagert war. Abb. 164 zeigt deutlich den Dom und den an seiner Längsachse angeordneten Komplex des damals als Jesuitengymnasium verwendeten Gebäudes mit einer nach Süden oi-ientierten Gartenanlage. Etwa in der Längsachse des Querschiffes schließt südlich ein weiteres, einen längsrechteckigen Hof umschließendes Gebäude an. Ebenso ist das nördlich an das Quei'.schiff angebaute Gebäude als ältester Bauteil des heutigen Dompfärramtes zu erkennen. Den Ostteil des Baublockes nehmen Gärten ein, die - durch eine schmale Gasse getrennt - zu den ausgedehnten Freiflächen des BürgersjDitals mit der dem hl. »Sebastian geweihten Kirche überleiten. Deutlich läßt dieser alte »Stadtplan auch erkennen, daß die alte ,,Hof-Kirch-Gasse" - die heutige Domgasse - den gotischen Stadtkern mit Burg und Dom zu verbinden hatte; eine wich tige Funktion, die, entsprechend modifiziert, auch jetzt noch anzustreben wäre. Heute sind allerdings die sehr ansprechend gestalteten Grün flächen bis auf Rudimente verschwunden, an die Stelle der 1? iw 1 y S ^^ I r ■ 161. Klagoiif'ui-fc, Jesuitenkaserne. Innenhof mit den vermauerten Arkaden der östlichen Platzwand und dem bereits demolierton nördlichen Gebäudeflügel an der Lidmanskygasse (BDA)
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