jjirrÄ ' i." j ' - - *j liTRil/ k^T, i 153. Wien I, Stenigasso. Die Häuser Nr. 5 und 7 sind bis zum 1. Stock abgetragen. Oben das Niveau der Sterngasse, 5 m tiefer das Niveau der Maro Aurel-Straße. An der Feuormauer des Hauses Sterngasse Nr. 3 sind die Anschlüsse der Satteldächer zu seVieii (BDA, Dr. H. Ladenbauor-Orel) WIEN Die Abtragung der Häuser in Wien I, Sterngasse Nr. 5 und 7 Die von unserem Lancleskonservator für die profanen Bau denkmale von Wien, W. Blauensteiner, geschilderte verlorene Schlacht des Bundesdenkmalamtes um die Erhaltung der beiden Renaissancehäuser in Wien I, Sterngasse Nr. 5 und 7 (Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege XV, 1961, Heft 4, S. 184-188), fand ihren traurigen Abschluß darin, daß im Sommer 1962 diese beiden Häuser mit dem Rest des Hauses Marc Aurel-Straße 2 tatsächlich abgetragen wurden (Abb. 153). Im Sinne einer Stadtkernforschung, wie sie bei den Aufbauarbeiten nach den Zerstörungen aus den Kriegstagen allerorts üblich ist, war es geboten, diesen Ab bruch so weit wie möglich zu beobachten, ein Auftrag, den die Verfasserin von der Abteilung für Ur- und Frühgeschichte des Bundesdenkmalamtes durchzufühi'en hatte. Wähi-end der Wochen des Abbruches galt es, die in Staubwolken eingehüllten hängenden und gestürzten Bauteile der beiden Häuser darauf hin zu untersuchen, ob sich, die Mauern durch Baumaterial, Mörtelbeschaffenheit, Stärke, Richtung oder sonst etwas unterscheiden, und welche Erkenntnisse für die Baugeschichte und Topographie daraus zu gewinnen wären. Als die Zer störung das Straßenniveau der Sterngasse selbst erreicht hatte, arbeiteten mehrere Bagger weitere 5 m in die Tiefe des ersten Kellergeschosses, um das Niveau der Marc AurelStraße zu erreichen, wie es der jetzige Zustand zeigt (Abb. 155-159). Die Hochfläche um den Hohen (!) Markt in der Inneren Stadt von Wien - im Osten begrenzt von der tiefer gelegenen Rotenturmstraße, im Westen von der bergabziehenden Marc AurelStraße — wurde also im Norden, im Bereich der beiden Häuser, um 5 m abgetragen. Dadurch wurde dem Terrassenrand (mit Abbruch gegen den. Donaukanal), der von der Kirche Maria am Gestade zur Kirche St. Ruprecht zieht, eine noch tiefere Einkerbung zugefügt als bisher, aber die dort zu erbauenden Häuser werden dafür in die Tiefe wachsen können, vor allem, wenn auch noch das zweite Kellergeschoß ausgehoben sein wird. War es beim Abbruch klar geworden, daß unter der ein heitlichen Renaissancefassade die noch kaum veränderten gotischen Mauern, und zwar von einer viel größeren Anzahl von Häusern als vermutet, versteckt waren, so konnte, als der Bagger weiter in die Tiefe vorgedrungen war, festgestellt werden, daß unter den seicht fundierten gotischen Mauern verschiedene spätere Baumeister in Bergwerkstechnik zwei Stock tiefer Kellerräume geschaffen hatten. Da man bei dieser Arbeit aber auf einige Meter hohe römische Quader mauern, riesige Gußfundamente, Heizanlagen und als früh mittelalterlich zu bezeichnende Bauteile gestoßen war, hatte man diese entweder sehr geschickt in die neuen Kellerwände einbezogen oder wenigstens das Material an Ort und Stelle weiterverwendet. So kam es, daß in der Neuzeit Mauern zum Teil aus gestempelten römischen Ziegeln erbaut wurden, daß Hypokaustpfeiler aus römischen Ziegeln nun durch dazwischen gesetzte Steinmörtelbrocken zu neuen Mauern vnirden, daß em römischer Weihealtarstein mit Inschrift als Baustein Ver wendung fand usw. Es galt also beim Abbruch 1962 ein eng verflochtenes Neben- und Durcheinander von verschieden alten Mauerresten und Bauteilen — es liegen an die 1500 Jahre dazwischen — zu entwirren, wobei es einem gelernten Prä historiker ja wirklich nicht von Anfang an klar sein mußte, daß die zeitlich jüngste Bauperiode unter dem gotischen und miter dem römischen Niveau im gewachsenen Löß zu finden sein würde. Durch Entgegenkommen der Baufirmen war es manchmal möglich, die Einsatzstellen der Bagger etwas zu beeinflussen; so konnten z. B. von einer mannshohen römischen Mauer am Tag der Auffindung die Malereireste durch Stunden in Ruhe freigelegt und durch Fachkräfte des Bundesdenkmalamtes abgenommen werden, während die Bagger andernorts einge setzt wurden. Allerdings fiel die Entscheidung des,,andernorts" zu ungunsten. einer ungestörten Schichtenfolge vor den beiden genannten Häusern unter dem Straßenniveau der Sterngasse aus, wo es der Bagger war, der den Wettlauf mit der Zeit gewonnen hat, so daß nicht mehr beobachtet werden konnte, als daß dort immer eine unverbaute Verkehrsfiäche (Straße oder Platz) bestanden haben muß. Außer an dieser Stelle sind nirgends größere ungestörte Schichten zutage gekommen und, da die Abtragung überall durch Bagger erfolgte, auch fast keine Funde gemacht worden. Eine der Entdeckungen war ein gotisches Bogenschützen-Festungsfenster zu ebener Erde in der Sterngasse, knapp vor der Ecke zur Marc Aurel-Straße, das A. Klaar wegen seiner Form nach 1200 ansetzt und das uns hilft, die gotischen Mauern zu datieren, da es im Mauer verband eingebaut war (Abb. 154). Dieser Zwischenbericht - die Arbeit der Bagger ist noch nicht abgeschlossen - soll uns wieder zeigen, daß kein Opfer ganz umsonst gebracht wird: Wir sind zwar darüber nicht erfreut, daß die Renaissancefassade für das Stadtbild verlorenge-
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