verständlich wurden alle drei Phasen im Endzustand be lassen. Der Bericht von Viktor H. Elbern über Architekturfragmente mit frühmittelalterlichen Malereien aus der Pfarrkirche in Wichterich macht uns mit einer primitiven, aber sehr ein drucksvollen Malerei aus nachkarolingischer Zeit bekannt, welche auf Arkadenfragmenten aus Sandstein gefunden worden sind. Bedeutsam erscheint auch der Beitrag über die gotischen Wand malereien in der Kirche zu Marienhagen, welche 1907 ent deckt und anschließend von Anton Bardenhewer freigelegt und restauriert wurden, wobei der Restaurator weitgehende Ergänzungen und Übermalungen vornahm. Nach Freilegung im Jahre 1959 wirkt der Bestand nun freilich schmerzhaft fragmentarisch. Dies wird um so fühlbarer, als es sich um eine bereits sehr individuelle Leistung aus der Zeit um 1320 handelt. Hans Kisky möchte sie noch ein Jahrzehnt älter sehen, was aber bei der ruhigen statuarischen Haltung der Figuren und ihrem Ausdruck kaum möglich erscheint. Der Kunsthistoriker und der Restaurator werden in den beiden Bänden des Jahrbuches der Rheinischen Denkmalpflege noch viel Interessantes finden. Hier mag die Feststellung genügen, daß in den Berichten der Bonner Werkstätte das Kunstwerk immer im Vordergi'und steht, wobei eine überzeugende kunst wissenschaftliche Einordnung erfolgt und der Restaurierungs vorgang sauber beschrieben wird. Es ist dies um so anerken nenswerter, als heute die Gefahr besteht, daß bei Zunahme des naturwissenschaftlichen Apparates die Intuition des Restaurators zu schwinden droht. J. Zykak jetzt endlich auch einmal die Frage nach den Querverbin dungen zwischen der Pfalz und der Wiener Dombauhütte gestellt werden. Friedhelm Wilhelm Fischer, der es in früheren Veröffent lichungen schon als ,»gewiß" bezeichnet hat, daß Pilgram der Meister von Meisenheim sei, hat nunmehr auf eine nicht minder überraschende Art das Problem umgekehrt ,»gelöst". Er glaubt, daß der Wiener Hofsteinmetz Franz Jäger (1780-1839) als ,.leidenschaftlicher Sammler der deutschen Kunst" gotische Baurisse aus dem Rheingebiet nach Wien gebracht habe, die demnach urs]>rünglich nicht zu den Originalbeständen der ehemaligen Dombauhütte von Sankt Stephan gehört haben. In einer Anmerkung präzisiert Fischer sogar noch weitergehend, daß die ,»gesamte Plansammhmg der Wiener Akademiebibliothek auf eine Stiftung von Franz Jäger zurückgeht". Ganz unverständlich scheint es uns aber zu sein, wenn Fischer anzweifelt, ob auch die beiden Risse für den Orgelfuß des Wiener Stephansdomes von Pilgram stammen, und ein Irrtum ist schließlich auch seine Annahme, daß die rund hundert Wiener ,,Planrisse" nur auf Grund des Zoicheiistils Pilgram zugeschrieben worden seien. In Wirklichkeit waren aber bei dieser Zuschreibung fast nur formale Kriterien maßgebend. Leider ist es offensichtlich» daß auch schon Zeichenübungen von Anfängern für Pilgram in Anspruch genommen wurden. Hier hat Fischer trotz seiner unrichtigen Beweisführung ein sehr aktuelles Problem angeschnitten, das in Zukunft zu den Kardinalproblemen der Forschung über die spätgotische Baukunst gehören wird. H. Koepf Friedhelm Wilhelm Fischer: Die spätgotische Kirchen baukunst am Mittelrhein 1410—1520. Heidelberg 1962 Die im Rahmen der Heidelberger kunstgeschichtlichen Ab handlungen (Herausgeber Walter Paatz) erschienene Publi kation behandelt eine höchst interessante Baugruppe in einer nicht minder interessanten Bauepoche. Daß das Rheinland die damals führende Landschaft deutscher Kunst war, ist allein durch die Ziergewölbe mit Kurvaturen und reicher Maßwerk füllung bewiesen (Basel, Münsterkreuzgang, Köln, Sakristei der Rathauskapelle und Karthäuserkirche, Frankfurt, Dom, Turmnordportal). Die Datierung des Frankfurter Portals (1415—1423) setzt uns noch mehr in Erstaunen, da es sich bei diesen schwierigen Kurvaturen durchwegs um Bauformen handelt, die in Österreich, Böhmen und Mähren genau ein Jahrhundert später charakteristisch sind. In der Disposition können wir allerdings dem Verfasser nicht ganz folgen. Weshalb sich zu Meister Gerthener und der ,»Frankfurter Bauhütte" noch eine ,»Frankfurter Schule" gesellt, ist schon nicht ganz einleuchtend. Noch problematischer als die von Fischer konstruierten Büdinger und Meisenheimer ,,Schulen" ist aber der Versuch dos Verfassers, im mittel rheinischen Glanzgebict der Werksteintechnik auch noch eine ,»Bayrische Schule" zu installieren, die gerade aus einem klassischen Gebiet der Backsteingotik hergeleitet wird. Für die österreichische Bauforschung sind die Untersuchungen des Verfassers über die Risse der Wiener Bauhütte von aller größter Wichtigkeit. Da bisher schon bekannt war, daß das Gewölbe über der Grabkapelle in der Schloßkirche zu Meisen heim auf einen Wiener ,,Pilgramriß" zurückgeht (vielleicht aber auch der Riß als Bauaufnahme auf das Gewölbe), müßte Architekten-Bibliographie, Deutschsprachige Ver öffentlichungen 1920-1960, bearb. von Hanna Lasch. Seemann Verlag, Leipzig 1962, 201 S., 13 8. Reg. Das Schrifttum ist nach Art eines Künstler-Lexikons in alphabetischer Namensreihung der Architekten angeführt, wobei der Entwicklung entsprechend die Literatur zur neueren Kunstgeschichte überwiegt, jedoch auch Beiträge über Meister der mittelalterlichen Baukunst aufscheinen. Den Hauptteil ergänzt ein kürzerer, Bauschulen und diverse Gruppen er fassender Abschnitt, ,»Sammeltitel", der zwar nicht nach Epochen, sondern nur nach Autoren geordnet ist, aber auch damit und im Verein mit dem Verfasser-Register dem Wissen schaftler ein wertvolles Hilfsmittel bietet. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, hat die Bearbeiterin mit ihrem mühevollen, von ihr allein bewältigten Werk doch einen sehr nützlichen Beitrag zur Kenntnis und Verwertung architektur historischer Forschungen geleistet, um so mehr, als die Bibliographie nicht nur das publizierte Schrifttum, sondern auch ungedruckte Dissertationen einschließt. E. Doberer Denes Pataky: Zeichnung und Aquarell in Ungarn. Corvina, Budapest 1961. Aus dem Ungarischen übertragen von Geza Engel. 65 S. Text, ISS ganzseitige, teils farbige Abbildungen Schon bei flüchtigem Durchblättern der reich bebilderten Publikation trifft man auf eine Fülle reizvoller Aquarelle, die durch nuancenreiche Farbigkeit, wundervolle Lichtstim mungen und erstaunliche ,»Modernität" bezaubern und sich mit den besten englischen Aquarellmalereien messen können, sowie auf überaus malerisch wirkende Zeichnungen. Blätter
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