Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

137. Nürnberg, St. Lorenz, Detail aus dem Kieterfcnster von 1471) nach Überschmelzen mit einer neuen Glashaut zwecks Schwarzlotkonservierung (Dr. G. Frenzel) NACHBEMERKUNG DER REDAKTION In den oben wiedergegebenen informativen Ausführungen Dr. Frenzeis über die gängigen Restaurierungsmethoden konnte naturgemäß auf die besondere Problematik der Siche rung lockeren Schwarzlots nicht eingegangen werden. Sie bildet den Gegenstand eines vom Institut für österreichische Kunstforschung kürzlich herausgegebenen Exposes. Es soll aber nicht versäumt werden, auch an dieser Stelle erneut auf die außerordentlichen Gefahren hinzuweisen, die der unersetzlichen originalen Substanz mittelalterlicher Glasgemälde durch gutgemeinte ,,Sicherungsmaßnahmen" drohen, wenn sie nicht gründlich nach allen Richtungen erprobt sind; das allerdings kann bisher leider von keinem einzigen der gegenwärtig angewendeten Verfahren gesagt werden. Als Alarmzeichen und Mahnung an den Denkmalpfleger zu äußerstem Verantwortungsbewußtsein sei hier nur ein Aus schnitt aus einem Glasgemälde wiedergegeben (Abb. 138), dessen Sprünge 1952 ,»gesichert" wurden. Der Restaurator, von den Nachrichten über moderne Kunstharz-Sicherungs verfahren ebenso fasziniert wie von Fachkenntnissen un beschwert, hat sowohl auf der Innen- wie auf der Außenseite der gesprungenen Gläser je einen Schutzfilm aufgebracht. Während der Schutzfilm der Außenseite sich binnen kurzem nicht nur bräunlich verfärbte, sondern auch spröd wurde und in kleinen Stückchen vom Glas absprang, bildete der elasti schere und farblose Film der Innenseite seines größeren Aus dehnungskoeffizienten wegen zunächst Blasen, von denen ausgehend er sich ebenfalls vom Glas löste. Als er 1962 gänzlich abgehoben wurde, zeigte sich, daß die oberste, leicht angewitterte Schicht der Schwarzlotzeichnung auf ihm, wie bei einem Abziehbild, haftete (auf Abb. 138 links). War in diesem Fall der Schaden noch verhältnismäßig gering, weil das Schwarz lot im ganzen gesund und einwandfrei in das Glas eingeschmol zen war, so läßt sich leicht vorstellen, was geschehen wäre, wenn die Zeichnung, wie leider nur zu oft an mittelalterlichen Glasgemälden, ihre Haftung an das Glas schon verloren gehabt hätte: Wir stünden heute vor dem blanken Glas. Der Verlust der Zeichnung ist aber bei derartigen ,,Siche rungen" nur eine der Gefahren, die den Bestand bedrohen: Die durch die Risse und Aufblätterungen der Schutzfilme eindringende und darunter verbleibende Feuchtigkeit fördert (wie ebenfalls an der St. Florianer Scheibe zu sehen war) die Verwitterung, d. h. die Zersetzung der obersten Glasschicht, in ungeahntem Maß: Zehn Jahre eines solchen ,,Schutzes" haben genügt, um eine vordem glatte Oberfläche aufzu-

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