Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Abtasten mit den Fingerspitzen fühlt sich die neue Glasober fläche ,,wachsartig-stumpf" und gleichförmig an. Das zweite Verfahren der „Doublierung" ist weit verbreitet, wird aber allerorts unterschiedlich gehandhabt. Die vielfältige Skala reicht vom einfachen ,»Kitten" gesprungener Teile mittels eines löslichen Kunstharzes, wobei lediglich die Bruch kantenzone ,,verdoppelt" wird (Erfurt, Naumburg, Stendal), bis zur totalen Doubliorung einzelner oder aller Teile eines Originals durch einseitiges oder beiderseitiges Auflegen von dünnen Deckgläsern. Der Verbund kann entweder- ,,lose" durch Auflöten zusätzlicher Bleihalterungen (Wien, München. Nürnberg, Frankfurt am Main) oder ,,fest" dui-ch lösliche Kunstharzfolien erfolgen (Köln, Ulm, Nürnberg). Die beider seitige Doublierung verfolgt ein zweifaches Ziel: Stabilisierung sehr dünner, brüchiger oder zersplitterter Gläser — Schwarzlot sicherung durch Ausschalten direkt einwirkender atmos]')härischer Faktoren. Die einfache Doublierung dient aus schließlich der Erhaltung des originalen Gla^bestandes. Die sichtbaren Veränderungen der originalen Substanz ergeben sich zwangsläufig aus den zur Verwendung gelangten Mate rialien: planes oder abgeformtes Scheibenglas; Kunstharz folien. Letztere-gleich welcher chemischen Zusammensetzungbewirken bei stark korrodierten Gläsern mit Mattglaswirkung die weitgehende Aufhebung dieser Erscheinung. Als unbeab sichtigte Begleiterscheinungen treten mehrfach silborgelbartige Verfärbungen in der Verbundschicht auf. 127. Erfurt, Barfüßerkirche. Wurzel Jesse. Damasziemng auf der Außenseite in Auflicht. Im Bild oben; Bemalung und Glas reliefartig verwittert; unten links; Bemalung und Glas intakt (Institut für Denkmalpflege. Halle/Saale) i, V 128. Wien, Österreichisohes Museum für angewandte Kunst, Steinigung des hl. Stephanus, um 1390. Ausschnitt. Der stark deckende Halbton ist von den Rändern her ange wittert. Ergebnis: Vergrößerung der Lichter (BDA, K.Koster) 129. Tamsweg, hl. Laurentius, um 1440. Ausschnitt. Die Strichzeichnung (Brauen, Nase, Mund) springt ab und gibt das blanke Glas frei (BDA, K. Kostor)

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