Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

ä ^3^ 121. Eaton, Bishop Church, hl. Michael als 8eelenwäger, 122. London, Victoria und Albert Museum, Kopf aus Ausschnitt. Die (außenseitigen) Verwitterungskrater folgen Rochester (?). Die (außenseitigen) Verwitterungskrater finden genau den ySchattenlinien: Wangen-, Nasenschatten, Ver längerung der Braue (aus: Read-Baker-Lammer, English stained glass, pl. 27) sich hauptsächlich an den bemalungsfreien Stellen: Wangen-, Nasen-, Augenschatten sind weitgehend intakt (aus: ReadBaker-Lammer, English stained glass, pl. 1) Nasenkontur und Brauen in Abb. 129), sie erreicht die Transparenz der höchsten Lichter (hier etwa des Lichtes auf dem Nasenrücken); die ursprünglich beabsichtigte Wirkung wird so in ihr genaues Gegenteil verkehrt. Gelegentlich sind jedoch gewisse metallische Bestandteile des Schwarzlots in das Glas eingeschmolzen und haben dort Verfärbungen bewirkt. Nach dem Abblättern des Farbkörpers tritt in diesen Fällen nicht das Negativ der Zeichnung im klaren Glas, sondern eine gelb oder rötlich getönte ,,Zeichnung" zu Tage, die bei ober flächlicher Betrachtung leicht als zusätzliche, bunte Malfarbe mißdeutet werden kann. Eine kuriose Sondererscheinung kann die Verwitterung auf dünnen Rot-Überfanggläsern bewirken: Während die zarte Überfangschicht an den unbemalten Stellen bis auf das — zumeist weiße — Grundglas abgewittert ist, hat ihr die Schwarzlot-Zeichnung zunächst Schutz geboten. Nachdem das Schwarziot ebenfalls abgefallen ist, erscheint dort der Überlang in seiner ursprünglichen Farbkraft; das Glasstück zeigt also an Stelle der schwarzen eine rote Zeichnung (Beispiel: Viktring, Einzug in Jerusalem, Bodenstück). Auch die Abwitterung der Halbtonlagen kann die vom Maler beabsichtigte Wirkung entscheidend verändern; so etwa, wenn sie von ihren zarten, ins Licht verlaufenden Rändern her angegriffen werden,wie in demKopfiiiAbb. 128,in dem nur mehr die geschlossenen Halbtonfiächen stehengeblieben sind, während die Modulationen zum Licht hin fehlen. Es gibt wohl kaum ein Glasgemälde, vor dem wir uns, selbst wenn es von Restaurierungen unberührt geblieben ist, nicht die Frage vorlegen müßten, inwieweit seine heutige Erschei nung der ursprünglichen entspricht. Glas und Malfarbe befinden sich oder können sich zumindest in einem fort schreitenden Prozeß der Verändei'ung befinden, wobei die Phase des Prozesses in Glas und Malfarbe durchaus nicht die nämliche sein muß: Während er in der Maifarbe eben erst begonnen hat, kann er gleichzeitig im Glas schon weit fort geschritten sein, und umgekehrt. Um die Veränderung des gesamten Erscheinungsbildes zu beurteilen, miiß die Wechsel wirkung beider Komponenten in Betracht gezogen werden, wie dies hier an einigen Beispielen versucht wurde. Eingriffe in das Glas (E. Frodl-Kraft). Zu den schwer wiegendsten und nie wieder gutzumachenden Eingriffen in die Substanz mittelalterlicher Glasmalereien gehört das Abschleifen oder Abätzen der Verwitterungsschichten auf der Glas-Außenseite. Obwohl Warnungen dagegen immer wieder von verschiedenen Seiten ausgesprochen werden, wird diese

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