Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

x; 111. Wien, Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Glasgemäldefragment aus der Werkstatt Peter Hemmels. Die Halbtonschattierung ist durch die verschiedensten negativen Techniken belebt (BDA, K. Koster) 112. Stift Seitenstetten, Ritterkapelle, hl. Bartholomäus, Gewandpartie, um 1430. Dem Halbton ist durch Behandlung in feuchtem Zustand mit dem steifen Borstenpinsel bzw. mit einer Bürste Weichheit verliehen (BDA, K. Koster) B. NACHTRÄGLICHE VERÄNDERUNGEN DES ORI GINALEN ERSCHEINUNGSBILDES Verwitterung (G. Frenzel). Die eingehende Beschäftigung mit der mittelalterlichen Glasmalerei stellt uns zwangsläufig vor die nicht ganz leichte Aufgabe, Klarheit darüber zu ge winnen, was an einem Glasgemälde als originale, unver änderte Substanz und was als nachträgliche Veränderung des origüialen Erscheinungsbildes zu werten sei. Die Schwierig keiten in der Beurteilung ergeben sich nicht so sehr daraus, daß nahezu jedes Glasgemälde im Laufe der Zeit ein- oder mehrmals restauriert und mit entsprechenden Ergänzungen versehen worden ist - diese können an der Glasart und den stilistischen Merkmalen relativ leicht erkannt werden sondern aus der verständlichen Feststellung, daß das mittel alterliche Glas auf Grund seiner emjDirischen Herstellungsweise in seiner Beständigkeit außerordentlichen Schwankungen unterworfen ist. So war es dem mittelalterlichen Glasmacher beispielsweise nicht möglich, auf Grund genauer Berechnungen in der Zusammensetzung der einzelnen Bestandteile die Widerstandsfähigkeit des zu erschmelzenden Produktes vorherzubestimmen. Er konnte dies um so weniger, als das Glas den Schmelzofen ja meistens in einwandfreiem Zustande verließ und die Schäden erst Jahrhunderte später offenbar wurden. Das Hauptaugenmerk des mittelalterlichen Glas machers war darauf gerichtet, ein möglichst reines, klar sichtiges und stark farbiges Glas zu erschmelzen. Von diesen Bemühungen sprechen die mittelalterlichen Rezeptbücher ebenso wie die eingangs geschilderten Versuche bestimmter Perioden, durch verschiedene Färbungsmittel und Färbungs methoden sowie unterschiedliche Glassorten hochwertige Produkte zu erzeugen. Die chemischen Ursachen der Glasverwitterung und Zer setzung sind weitgehend bekannt. Sie sind begründet in der Natur des Glases selbst und in seiner Anfälligkeit gegenüber Wasser (Luftfeuchtigkeit, Schwitzwasser, Regen, Frost) wie gegenüber Bestandteilen der Luft (Schwefeldioxyd, Schwefel wasserstoff, Bakterien und Algen), die langsam aber konti nuierlich auf die Glasoberfläche einwirken. Da die relativ einfachen Glashüttenöfen des Mittelalters die Möglichkeit der Erzielung hoher Schmelztemperaturen ausschlössen, die für einen bedeutenderen Gehalt an SiOg notwendig sind, be diente man sich einer leicht schmelzbaren Zusammensetzung, die dafür aber einen größeren Anteil an Alkali enthielt. Stark alkalihaltige Gläser reagieren aber in besonderem Maße aktiv auf atmosphärische Faktoren der Zersetzung. In jahrzehntelanger Forschungstätigkeit hat sich das chemisch analytische Institut der Universität Mainz unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. W. Geilmann mit dem Phänomen der Zerglasung befaßt. Nachfolgende, in wenigen Sätzen zusammen gefaßte Beschreibung dieses Vorganges entnehmen wir einem für das Bundesdenkmalamt Wien ausgearbeiteten Gutachten. Nach Geilmann beginnt ,,die Einwirkung von Wasser auf der Glasoberfläche sofort nach der Herstellung und führt zu einer

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