ZUR NE UElNRICHTUNG DER KUNSTKA~LVIER DES STIFTES KREMSMÜNSTER l.m Yorausgehemlen Hcft der Östel'reichischen Zeitschrift für Kn nst und Denknrnlpf-lege hat Brnno Thornato ii ber die N eua.nfstcll ung der Rüstkammer des Stiftes K.rernsmiinster berichtet 1. Die fo lgenden Bemerkungen sind einem \\·eiteren Teilbestand des Kremsmi.instel'er 8ammlungskomplcxes gml"idrnet, de1: im ,fahre 1!)62 ebenfalls eine neue museale l◄: in l'ichtung erfahren ha,t : der sogenannten .. Kunstka.mmer·'. Innerhalb des kirchlichen Sektors des österreichischen i\Iuscalwesens scheint der Kunstkammer des Stiftes Kremsmünster in ganz besonderem Maße paradigmatischer Charakter :,,;11zukommen; der Verfasser möchte es sich da.her gestatten, dem eigentlichen Gegenstande seines Bcl'ichtes einige allgemeine .-\usfi.ihrungen Yom11s,-,uschicken. die der Definition einer barocken Kunstkammer und der .Bestimmung ihres Ortes innerhalb eines klösterlichen Organismus dienen sollen. Der mobile .Besit,-, eines Klosters crn·ächst. in der Hauptsache zumindest. Bediirfnissen dreierlei .-\l't: einerseits den Bcdi:irfnissen des Gottesdienstes, andererseits den didaktischen und kulturellen Aufgaben. rnr die sich die betreffende klösterliche Kommunität je nach der B,cgel, nach del' toie lebt, gestellt gesehen hat, und schließlich den praktischen Erfordernissen des klöstel'lichen Lebens. Auf die Bediirfnisse liturgischer Art ist die Summe jener (~egenstände w1·üchufiihren, die in unmittelha,rel' Weise der Dnrchföhrung des Gottesdienstes gerlient haben und dienen: das Altargerät. die Paramente und die liturgischen Bücher. Diese Uegenstände biltlen. sofern sie noch in Uebrauch stehen, den Jnhalt der Sakristeien oder. sofern sie infolge besondel'er Kostbal'keit aus dem Uebrauch gezoge11 si11d. den Inhalt beso11derer Schat,-,karnmern. A11ch die Kategorie der }Jusikalia ist lct,-,tlich auf die .Bediid'nisse des Gottesdienstes wrückznführen. Den f)";rforden1issen praktischer Art verdanken - außer der Uesamtheit der Ute11silien ansschließlich ökonomischer Nat11r - die folgenden Uegonstaudsgruppen ihr Zustandekommen: wnächst das ::Vlobiliar im engeren Sinne des Wortes, nnd zwar sowohl das einfn,chere Uebrauchsmobilia,r als auch das reichere l{epräsentationsmoliiliar einschließlich aller clazuzurech11enden Dekorations- und Ausstattu11gsstiicke (z. 13. Teppiche. Tapisscl'ien, Uhren, Tafelaufsätze us\\·.): dann: die \\'aJfcn, die im Xotfalle der \'el'- t·eidignng der Klosteranlage zu dienen hatte11, n11d die .Jagclmiffen: sie werden, im 1dealfalle, in eige11en H,i.ist- und Jagdkammern aufbewahrt ; und schließlich: die Summe der Urknnden und Archirn,lien, die a.us den Yerschiede11en Verwaltungs- und R,echtsgeschäften de,• Klosters erwachsen ist; sie bildet den Körper des betrnffenden K.losterarchives. Auf die Aufgaben und Bedürfnisse didaktischer, wissensclrnftlicher und kultmeller Natul' sind hingegen die folgenden Gegentotandskategorie11 ,-,111·iickzuföhre11 : einerseits d ie Gesamt heit des B ücherbestandes, dessen ~..\.ufbeW1thrnngsort die Bibliothek ist; a,ndererscits: allfällige Samml11nge11 , ·011 Lehrmitteln und Sammlungen naturgeschichtlicher. urgeschichtlicher. archäologischer. ethnogrnphischer oder lande:·- kuncllicher Ausrichtu11g, die in der Ha,uptsache dem U11terricbt und gegebenenfalls speziellen wissenschaftlichen Unternehmungen einzelner Konventualen gedient haben und dienen: und schließlich: die Uesamtbeit des mobilen Kunstbesit,-,eto, sofern es sich nicht um Gegenstände liturgischer Bestimmung und nicht um :VIobilien handelt, die ,·ornehmlich dem prakti:chen Gebrauche und der Ausstattung c.ler vVohn- und Hepräsentationsräume dienen. Der mobile Kunstbesitz eines Klosters in der soeben angedeuteten Einschränkung gliedert toich seinerseits - je nach den ob\\"altenden geschichtlichen Yoraussetzungen natürlich - in: erstens: eine Gruppe ,·on Bildern und Hilclwerken, die einst dem Schmucke des Gotteshauses beziehungsweise dem Schmucke der dem betreffenden .Kloster inkorporiel'ten Pfarrkirchen gedient hatten, mittlerweile aber, infolge vorgefallener Moclernisiernng, dieser ihrer ursprünglichen Bestimmung entfremdet und in eine mnseaJe Daseinsform übergeführt worden sind; in der Praxis handelt es sich dabei ,-,umeist um mittelalterliche Kunstwerke. die innerhalb der klösterlichen Kunstsammlungen manchmal den Inhalt ·ogenannter 1 Bruno Tho m as. Die :--r,, 1111.uf"stellung d er Hi-.st kn.111111er im ::;tift Kn,111s111ü11s1Pr , O.Ö. , in: Ösl..,.,.l'ichisch e Ze itschrift fü r K1111st, u11d DC'nkmalpfif•gc, XVJ.I. l!JUa, ::;_ J:l ff. l Dcnkmalpllcµe 6!)
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