104. Schema mittelalterlicher Glasarten (Dr. G. Frenzel) sich in technischen Merkmalen und seiner hervorragenden Qualität nur geringfügig von den vorzüglichen Gläsern des 16. Jahrhunderts unterscheidet. Wohl nicht zufällig begegnet man diesem Glas zuerst bei den qualitätvollsten Zyklen der Zeit (Graz, Joanneum, Scheiben aus St. Lambrecht; Ulm, Münster, Bessererkapolle und Neidhartkapelle; Stendal, Domchor, u. a.). Die Gläser besitzen eine glattglänzende Oberfläche und zeigen nur gelegentlich Verwitterungsspuren. Allgemeinverbindliche, glastechnische Merkmale treten im 15. Jahrhundert jedoch weitgehend in den Hintergrund; lokale Unterschiede, oft beträchtlichen Ausmaßes, überwiegen. Die Versorgung durch lokale Hütten scheint jetzt immer mehr an Bedeutung zu gewinnen. Während beispielsweise in den Ulmer Obergadenfenstern ein sehr hartes Bleiglas von etwa 7-8 mm Stärke (!) Verwendung fand, sind die stilistisch anders gearteten Schiffsfenster aus einem hauchdüimen, aber nicht weniger transluziden Glas gefertigt. Gleichzeitig arbeitet man in Nürnberg, St. Lorenz, mit sehr weichen Alkaligläsern mittlerer Stärke, die auf Grund der minderwertigen Glas qualität heute nahezu untransparent geworden sind. Gleich zeitige Nürnberger Fenster anderer Stilrichtung in St. Lorenz sind vorzugsweise aus dünnem, hartem Bleiglas gefertigt, das sich in Qualität, Struktur und Zusammensetzung wesens mäßig von den in Ulm oder Regensburg verwendeten Gläsern unterscheidet. Die Vielfalt und der Reichtum an Glassorten und. Glasarten weicht im frühen 16. .Jahi'hundert einem einheitlicheren Bild: Farbstichlose, transluzide Gläser dünner bis mittlerer Stärke von hervorragender Qualität und Halt barkeit beherrschen die Bildfläche. Polychrome Farbgläser treten kaum oder nur mehr selten auf. Dafür erfreuen sich aber einfache Überfanggläser (Rot auf Weiß, Blau auf Weiß, Grün auf Weiß) wachsender Beliebtheit (Ausschliffe!). Als einzige glastechnische Neuerung tritt eine dem frühmittel alterlichen Strukturglas (Abb. 104 g) verwandte Glassorte hinzu: das Fadenglas, dessen Strukturierung nunmehr aber nicht willkürlich verläuft, sondern in Verlauf und Farb zusammenstellung ganz genau vom Glasmacher bestimmt werden kann. Bevorzugt werden streifenförmig zusammen5 Denkmalpflege
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