Begründungen und Maßnahmen treten"®^. Die Dokumentation wird mithelfen können, restauratorische Maßnahmen zu präzisieren und auch beim Publikum unpopuläre denkmalpflegerische Eingriffe ver ständlich zu machen. Die exakte Formulierung des Einzelfalles und die Förderung des historischen Bewußtseins können das Mißtrauen der Allgemeinheit vermindern, das sich auf die Ansicht gründet, jede Restaurierung sei subjektiv und darum jeder Eingriff unkontrollierbar®^. Neben dieser propagandistischen Wirkung darf aber nicht die bewußte Schockwirkung und Desillusionierung (besonders in den sogenannten Restaurierausstellungen) übersehen werden. Es wird ein Zugang zur Kunst vermittelt, der der Sache nicht immer gemäß ist. Das, was dokumentarisch erfaßbar ist, ist nur eine schmale Seite des Kunstwerkes. Ihre Akzentuierung kann Interessen wecken, die vom Wesen des Kunstwerkes ablenken. Absicht und Wert der Dokumentation sind klar zu begrenzen. Dazu gehört insbesondere die Einsicht in die ausschließlich dienende Punktion der Dokumentation. So wie gewisse Formen der Primär dokumentation ästhetisch störend wirken können, so birgt auch die Handhabung der Sekundär dokumentation negative Aspekte. Sie sollte auf den Bereich der wissenschaftlichen Auswertung beschränkt bleiben und nur mit Zurückhaltung und Behutsamkeit dem Laien zugänglich gemacht werden. Das öffentliche Vorweisen sensationeller Sonderfälle kann zu Fehlschlüssen führen. Erst in der Zusammenschau vielseitigen und umfangreichen Materials werden die echten Möglichkeiten der Dokumentation und zugleich die Relativität des einzelnen Dokumentes deutlich. Der Wert einer Dokumentation liegt in der Auswertung großer Reihen. Für die Handhabung des Materials gilt die gleiche Zurückhaltung: Die Dokumente sind nicht unbedingt authentisch und objektiv. Diese Einsichten vermögen letztlich nichts über Wert und Unwert der Dokumentation auszusagen, sondern nur die Forderung zu bestärken, Möglichkeit und Anwendungsart exakter zu bestimmen. Das heißt, bei Anwendung der Primärdokumentation ist wegen der direkten ästhetischen Beeinflussung des Kunstwerkes besondere Behutsamkeit zu beachten, und bei der Sekundärdokumentation sollte wegen der möglichen Schockwirkung und indirekten Beeinflussung des Betrachtergeschmacks Zurückhaltung geübt werden. Dann allerdings kann die Dokumentation dazu beitragen, die für die Restaurierpraxis notwendige Basis eines historisch-kritischen Bewußtseins zu begründen. W. Frodl, Aufgaben und Ziele der Denkmalpflege. Kunstohronik, 1959, S. 61-64. ,,Venus wandelt sich zum Dokument . . Paul Valery, Über Kunst, Berlin u. Prankfurt am Main 1959, S. 57. REFERAT G. ERENZEL - E. FRODL-KRAFT AUF DER TAGUNG CORPUS VITREARUM MEDII AEVI", ERFURT 1962 A. ZUR TECHNIK DER MITTELALTERLICHEN GLAS MALEREI Das Glas (G. Frenzel). Die Anfänge der christlich-abend ländischen Glasfabrikation sind nicht denkbar ohne das Vor handensein einer hochentwickelten römisch-orientalischen Glasindustrie. Zwar kannten weder die römische noch die orientalische Kunst musivisch verbleite Glasmalereien in abendländischem Sinne, sie verfügten dafür aber über Vor formen dieser Kmistgattung, von denen so mancher Impuls auf die abendländische Glasmalerei ausgegangen sein mag. Glastechnisch werden diese Vorbindungen deutlich auf dem Gebiet der Schmelztechnik. Chemisch-analytische Unter suchungen von Glasproben haben den Nachweis erbracht, daß die orientalischen, römischen und rheinisch-römischen Gläser in ihrer Zusammensetzung eng verwandt sind. Sie alle haben eine aus dem Mittelmeergebiet staimnende natürliche Soda zur Ausgangsbasis. Die mittel- und nachmittelalterlichen Gläser (vom 8. bis zum 17. Jahrhundert) sind dagegen alle aus einheimischen Rohstoffen erschmolzen, gewöhnlich aus einem Gemenge von zwei Teilen Buchenholz- oder Farnasche und einem Teil Sand. Daneben treten aber auch Zwischen formen auf, die zu beweisen Schemen, daß der Rohstoffimport, auf den die Römer während der Besatzungszeit angewiesen waren, mit ihrem Abzug aus dem Rhein-Main-Gebiet nicht plötzlich abriß, sondern erst nach und nach versiegte. Diese Zwischenformen können daher als Beweis für die allmähliche Umstellung und kontinuierliche Fortsetzung der antilten Tradition diesseits der Alpen angesehen werden. Trotz annähernd gleicher chemischer Zusammensetzung und gleicher Herstellungstechnik (mundgeblasenes Kolbenglas) weisen die mittelalterlichen Farbgläser bestimmter Perioden imd Landschaften deutlich erkennbare Unterschiede und Merkmale mit bestimmten Entwicklungstendenzen auf, deren Kenntnis für die fachgerechte Beurteiltmg eines Glasgemäldes 4 Denkmalpflege
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