Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Restaurierungen und für die Erforschung allgemeiner Grundlagen. Sie hilft darüber hinaus mit, die Aufgaben der beteiligten Restauratoren und Wissenschaftler sinnvoll zu unterteilen und die persönliche Verantwortung zu fördern. In allen bedeutenden Restaurierinstituten®® ist diese Dokumentation seit Jahrzehnten Routine. Sie hat sich für die praktische Arbeit als ergebnisreich erwiesen. Einrichtung, Durchführung und Gewicht der Dokumentation sind allerdings in den einzelnen Instituten verschieden. Das zeigt sich schon in der Gestaltung der Restaurierprotokolle, die im Umfang zwischen einseitig bedruckten DIN A 4-Bögen und großformatigen vielseitigen Heften schwanken®'. Der ideale Mittelweg liegt in der Vereinigung übersichtlicher Kürze bei weitestmöglicher Erfassung aller Fakten, wobei allerdings die jeweiligen Spezialaufgaben der einzelnen Institute häufig sehr detaillierte, ausführliche Berichte fordern, wodurch die Protokolle umfänglich werden. In jedem Fall erscheinen folgende Daten wesentlich: genaue Beschreibung des Objektes und der zugehörigen Teilstücke, Ort und Art der Verwahrung, Vorgeschichte, Zustand, Untersuchungsergebnisse oder unter gemeinsamer Sammelnummer gesondert aufbewahrte Dokumente, Materialreste u. dgl., Hinweise auf kunstwissenschaftliche Einordnung, Publikationen, Ausstellungen usw. Es scheint sinnvoll, wertvolle Dokumente, empfindliche Photos (z. B. Röntgenaufnahmen), Materialreste usw. gesondert aufzubewahren und dem Interessenten erst zugänglich zu machen, wenn das Restaurierprotokoll keine weitere Auskunft mehr zu geben vermag. Nur so kann der Sinn einer Dokumentation, die auf lange Dauer berechnet ist, erfüllt werden. Wesentlich ist dabei ein gemeinsamer Schlüssel (Sammel nummer). Das so vorbereitete Material der einzelnen Institute ist eine der wertvollsten Grundlagen der ange strebten internationalen Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Restaurierung. Der nächste Schritt im sinnvollen Aufbau einer Dokumentation wäre der Versuch, die verschiedenen Spezialgebiete der einzelnen Institute noch mehr als bisher untereinander abzugrenzen, um Zweigleisigkeiten in der Grundlagenforschung zu vermeiden. Die Einrichtung der Dokumentation selbst könnte vielleicht in manchen Punkten aufeinander abgestimmt werden, um den Austausch der Informationen zu er leichtern®®. Der besondere Wert der Sekundärdokumentation liegt dabei in den Mitteilungen, die nur hier bewahrt und überliefert werden können: Alle Fakten des Vorzustandes, die bei der Restaurierung gelöscht werden, und Einblicke, die nur im Augenblick der Restaurierung möglich sind, Zusammensetzung, Farbe und Technik beispielsweise einer alten Ergänzung oder eines Firnis, können nur im Zustandsphoto, Untersuchungsergebnis und in genauen Berichten der Forschung weitergegeben werden. Die Auskunft, die das Original selbst in solchen Fällen noch zu geben vermag, ist meistens gleich Null. Selten wird das kranke Objekt ein so geringer Rest sein, daß dieser selbst als ,,Dokument" überliefert wird. Häufiger veranlassen äußere Umstände Maßnahmen, die den rein konservatorischen Eingriff verdecken. Eine systematische Aufzeichnung aller Bemühungen ist ein bedeutendes Dokument nicht nur für dieses eine Bild, sondern unter Umständen Muster für die Lösung ähnlicher Probleme®®. Im Zusammenwirken von Kunstwissenschaft, naturwissenschaftlicher Gemäldeuntersuchung, Restau rierung und Dokumentation realisiert sich das Bemühen fruchtbarer moderner Kunstpflege®®. Sie kann sich ,,nur dann behaupten, wenn an die Stelle der üblichen Routine-Restaurierungen stichhaltige Der Besuch der verschiedenen Institute war mir durch die dankenswerte Unterstützung der Deutschen Foi'schungsgeineinsehaft möglich. ■*' Das Restaurierprotokoll der Soprinteiidenza alle Gallerie in Florenz umfaßt eine Seite, des Schweizer Instituts für Kunst wissenschaft in Zürich zwei Seiten, des Bundesdenkmalamtes in Wien ein Doppelblatt, der Restaurierabteilung der Bayerischen Staatsgcmäldesammlungen in München ein Doppelblatt und des Institut Royal du Patrimoine Artistique in Brüssel ein groß formatiges Doppelblatt (kartoniert, 41,0 x 31,4 cm). Das Restaurierprotokoll des Istituto Centrale del Restauro umfaßt neben der ,,Schede Generale'" (eine Seite) noch verschiedene Spezialprotokolle: insgesamt 17 und mehr Seiten. Das Restaurierprotokoll der National Gallery in London (Conservation Record) ist 24 Seiten stark (kartoniert, großformatig, 44,4 x 34,2 cm). Dazu kommen noch etliche Spezial-Reports. 1937 forderte M. Stübel ein internationales Generalregister aller Restaurierungen. Vgl. M. Stübel, Gemälderostaurationen und ihre Geschichte. Museumskunde, Neue Folge, Bd. IX, 1937, S. 58f. Vgl. dazu H. Rinnebach, Gemälderestaurierungen und ihre Geschichte. Techn. Mitteilungen für Malerei, Nr. 53, 1937, S. 240f. Vgl. Bulletin de Tlnstitut Royal du Patrimoine artistique, 1961, S. 113. W. Frodl, Bespr. von: Bayerische Kunstdenkmale, hrsg. v. Heinr. Kreisel und Adam Horn, Bayer. Landesamt für Denkmal pflege. Kunstchronik, 1962, 4, S. 92-93.

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