Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

"-h,^ ji.»,'*V"ii l ^ ,^IV' i " ' '■.■.! l:i rv,: 102. L. Signorelli, Madonna mit Kind und Heiligen. Perugia, Dom. Detail nach .Schließung der Fehlstellen mit ,,Tratteggio"- Retuschen (Istituto Centrale del Restauro, Rom) nur das Original und verbliebene Reste, sondern auch Zutaten und Alterung, also alle Erscheinungen der Bildgeschichte dokumentarisch festzuhalteid^. Hier aber noch mehr als bei den Restaurier inschriften kann die ästhetische Erscheinung des Bildes beeinflußt und verändert werden. Der Ton und die Farbe einer ,,Briefmarke" können durch Induktion die Helligkeit und Earbigkeit der originalen Umgebung verändern, und die Tiefenräumlichkeit des Bildes kann durch den flächig und scharf konturierten Demonstrationsrest gestört werden^^. Ähnlich wie bei partiellen Regenerierversuchen''® oder dtirch herausgeputzte ,,Fenster" (Reinigungsfelder bei der Eirnisabnahme) können sich kompositionelle Gewichtsverschiebungen ergeben. Solche herausgeputzten ,.Fenster" oder stehengelassenen ,,Briefmarken" vermögen den Eindruck zu suggerieren, die Partie sei, ähnlich wie ein Einsatzbild, in die originale Umgebung eingebaut. Diese optisch-ästhetischen Störungen werden vermieden, indem man Demonstrationsreste im Rahmen falz beläßt^''. Vom konservatorischen Standpunkt ist in jedem Fall zu bedenken, daß die scharf kontu rierten ,.Fenster" oder ..Briefmarken" bei der Erweiterung bzw. völligen Firnisabnahme sich unter Umständen im Bild markieren. Das Versuchsfeld der Firnisabnahme oder die Bereiche später abgenommener Dokumentationsreste bleiben zuweilen sichtbar. Vor allem die Begrenzungslinien der Felder können sich störend bemerkbar machen. Um diesem Übel auszuweichen, läßt man die Begrenzungslinien der Versuchsfelder der Kontur gegenständlicher Bildformen folgen. Die verschiedenen Arten dieser Primärdokumentationen werden in der photographischen Sekundär dokumentation noch ergänzt durch mitphotographierte Hinweispfeile, Umrandungen, Schraffierungen und dgl.^®. Schließlich gibt es noch den Versuch, Reste der alten Bildsubstanz, die beispielsweise bei Übertragungen, Dublierungen usw. verdeckt würden oder verlorengehen, nicht in der Materialien sammlung aufzubewahren, sondern dem Bild selbst beizugebeiV®. Das ist eine Tendenz wissenschaftlich Kainzbauer empfiehlt das insbesondere für Galeriebilder. Vgl. L. Kainzbauer, Die Art, Behandlung und Wiederherstellung der Öl-, Tempei'a- und Freskogemälde, Wien u. Leipzig o. J., S. 16. Ks ist allerdings zu berücksichtigen, daß z. B. eine spätere Über malung, ein getönter Firnis oder Alterungsspuren nicht unbedingt auf der ganzen Bildoberfläche gleich waren. Der belassene Demonstrationsrest suggeriert also möglicherweise einen Vorzustand, der vom tatsäehlichen erheblich abweicht. Dies ist eine Fi'scheinung wie bei der Neutralretusehe. " Bei seinen ersten Regenerierversuchen legte Pettenkofer das Bild über ein mit Weingeist gefülltes Uhrenglas. In der Größe des Glases zeichnete sich dann auf der Bildoberfläche das regenerierte Feld scharf ab. " Vgl. Kurt Gerstenberg, Das letzte Bildnis Philipps IV. von Velasquez. Pantheon, XIX, I96I, 5, S. 214, Fußnote 3. Diese Zeichen werden zuweilen auch im Bild selbst angebracht, ä® So hat man im Istituto Centrale del Restauro in Rom ein Fi-agment des originalen Holzträgers der ,.Madonna Avvocata", unbekannter Meister dos 13. Jahrhunderts, nach der Übertragung auf Leinwand zwischen den Keilrahmen einmontiert. Weit gehend üblich ist die Anbringung alter Siegel, Zettel u. dgl. auf der neuen Bildträgerseite.

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