Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

historisches Dokument zu verstehen. Darauf weist auch der hinter das Loch gelegte und mitgestochene Zettel mit der Aufschrift: „Beschädigt im Jahre 1848 durch den Splitter einer Bombe". Der Stich gehört also in die Kategorie jener Primärdokumentationen mit politisch und historisch mahnender Absicht, wie sie z. B. an Kunstwerken erhalten sind, die in den Türkenkriegen beschädigt wurden^®. Ahnlich eindeutig und von Wert für die Restaurierdokumentation wie die beschriebenen Stichvorlagen sind Pausen, die als Vorläufer der späteren photographischen Dokumentation oder in Ergänzung dazu bei Restaurierungen angefertigt werden. Sie sind vor allem geeignet, Auskunft über Art und Umfang späterer Ergänzungen, Übermalungen und dergleichen zu geben^'. Durch Schraffierungen, Tönung oder bloße Umrandungen versuchte man schon auf diesen alten Dokumentationen wichtige Anhaltspunkte zu übermitteln, wie es dann später auch in der photographischen Dokumentation üblich wurde^®. ü i- I ' 100. M. J. Schmidt, Altarbild mit dem hl. Andreas. Pfarrkii'che Göstling an der Ybbs. Detail mit der Signatur des Malers und des Restain'ators (BDA. Wien) Sestaiirier-Inschriften Bevor die technischen Voraussetzungen oder die bloße Bereitschaft zu solchen exakten Dokumentations formen vorhanden waren, gab es andere Versuche, die Tatsache des Eingriffs festzuhalten, zu bekennen und zu übermitteln. Dabei war keineswegs die Absicht einer wissenschaftlichen Dokumentation bestimmend, vielmehr bestand in den meisten Fällen daneben die Neigung, sich selbst mit dem bearbeiteten Werk zu verbinden und so der Nachwelt zu überliefern. Schon der Name eines alten Maler-Restaurators kann für die spätere Forschung oder eine nachfolgende Restaurierung aufschlußreich sein: Durch Stilvergleich und vergleichende Materialforschung können Art und Umfang der Veränderung rascher erkannt und erfolgte Eingriffe exakter definiert werden. Je eindeutiger und ausführlicher solche Restaurierinschriften sind, um so wertvoller sind sie für den späteren Restaurator. Sie sind Anlaß zu intensiveren Untersuchungen und können mithelfen, typische und immer wiederkehrende Schäden eines Objektes zu erkennen und durch entsprechende Doku mentation systematisch zu verfolgen und zu beheben. Beigegebene Auskünfte über Art des verwendeten Materials usw. können bei notwendigen Restaurierungen nützlich sein. Sie erfüllen damit einen ähnlichen Zweck wie die modernen ausführlichen Restaurier-Protokolle der Sekundärdokumentation. Die syste matische Sammlung und Auswertung der Inschriften könnte dazu beitragen, Restauriertechniken der verschiedenen Zeiten und Restauratoren zu erforschen und bei der praktischen Arbeit sinnvoll zu verwenden. So z. B. ein Mariengemälde der Stiftskirche zu Rein (Steiermark): Säbel- und Kugelspuren auf der Stirn des Christkindes, und ein Gemälde mit dem hl. Antonius von Padua mit dem Christkind in der Minoritenkirche zu WimjDassing, das 1683 beschädigt wairde. Vgl. G. Gugitz, Das Türkenmotiv in den Gnadenstätten der Ostmark. Jahrbuch für Landeskunde von Niederdonau, 1939-1943, Wien 1944, S. 363-405. Vgl. dazu R. Fritz, Die Aldegrever-Inschrift von Conches, Westfalen 1958, 3, S. 159ff. Vgl. z. B. Bulletin de ITnstitut Royal du Patrimoine Artistique, 1958, p. 50s. Ein frühes Beispiel dieser Sekundärdokumen tation ist die Lithographie zum Restaurierungsprotokoll von 1858 zum Genter Altar: Vgl. LesPrimitifs Flamands, 2. L'Agneau Mystique au Laboratoire (Paul Coremans), a. a. O.

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