Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Blasius Huetstocker, der ihn im Jahre 1554 hatte anfertigen lassen, in die Enzmillnersche Kunstkammer auf Schloß Windhag bei Perg und von dort in die Kunstkammer des Stiftes Kremsmünster^^. Dieser merkwürdige Stuhl mag dem heutigen Betrachter in der Tat als nichts anderes erscheinen denn als ein belächelnswertes Kuriosum; es sollte indessen bedacht werden, daß dieses freilich etwas abstruse Gebilde Relikt und Zeugnis einer durchaus ernsthaften Unternehmung ist: Relikt und Zeugnis jener berühmten Tiergärten, die Kaiser Maximilian II. aus echtem zoologischem Interesse in den Sechzigerjahren des 16. Jahrhunderts beim Neugebäude und in Ebersdorf hatte einrichten lassen. Nach der Neueinrichtung der Rüstkammer war die der Kunstkammer die zweite Etappe auf dem Wege zu einer zeitgemäßen Neuordnung der Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmünster. Ihre Verwirk lichung ist in erster Linie dem außerordentlichen kulturellen Verantwortungsbewußtsein Seiner Gnaden des Herrn Abtes Ignaz Schachermair und des P. Priors, Herrn Rudolf Hundstorfer zu verdanken; beide Herren haben die Durchführung der Arbeiten in wahrhaft wohlwollender und großzügiger Weise ge fördert. P. Willibrord Neumüller, der Kustos der Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmünster, war der Motor des Unternehmens, während Dr. Ortwin Gamber von der Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums in Wien ein beträchtliches Quantum ideellen Treibstoffes beisteuerte; der dynamischen Schub kraft des einen ist es im Verein mit der liebenswerten Besessenheit des anderen gelungen, alle natürlichen Schwerfälligkeiten der Materie zu überwinden und die gestellte Aufgabe binnen kürzester Frist der Erfüllung zuzuführen. Der Neueinrichtung der Kunstkammer soll nun auch die der Gemäldegalerie des Stiftes Kremsmünster folgen. Mit der Neugestaltung des Saales des 19. Jahrhunderts, die von Frau Dr. Friderike Klauner von der Gemäldegalerie des Kunsthistorischen Museums in Wien in Zusammenarbeit mit Herrn Dr. Ortwin Gamber ebenfalls im Jahre 1962 durchgeführt wurde, ist auch dieser dritte Abschnitt der Reorganisation der Kunstsammlungen des Stiftes Kremsmünster vielversprechend eingeleitet worden. Es wäre zu wünschen, daß die noch ausstehenden Arbeiten eine zügige Fortführung finden und zu einem baldigen Abschluß gelangen mögen. Zur Geschichte dieses Elefanten bzw. des Elefantenstuhles vgl. Wilhelm Kisch, Die alten Straßen und Plätze Wiens und ihre historisch interessanten Häuser, Wien 1883, S. 117; Fritz Dworschak. Die Renaissancemeclaille in Österreich, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, N.F. 1,1926, S. 220 und Tatel XXV, Abb. 6 {zeitgenössische Medaille auf diesen Ele fanten) ; Werner, a. a. O., S. 19 und 23 (Wiedergabe der Beschreibung aus der Topogj-aphia Windhagiana, 1673); AlphonsLhotsky: Festschrift des Kunsthistorischen Museums in Wien, Il/l, 1941/45, S. 177, Anm. 164 (Mitteilung der Inschrift des Elefanten stuhles). Das Hotel ,,Zum Elefanten" in Brixen verdankt seinen Namen dem Winteraufenthalt dieses Elefanten auf seiner Reise nach Österreich. Heinz Althöeer ZUR DOKUMENTATION IN DER GEMÄLDERESTAURIERUNG Der urkundliclie Wert eines Kunstwerlies^ erfordert bei restauratorischen Eingriffen eine Fixierung des Vorzustandes und genaue Aufzeichnungen über Art und Umfang des Eingriffes. Ebenso müssen alle Ergebnisse naturwissenschaftlicher Untersuchungen, die häufig nur während einer durchgreifenden Restaurierung möglich sind, festgehalten werden (Abb. 98)^. Diese Fakten sind für die spätere konservatorische Betreuung® des behandelten Objektes ebenso nützlich wie für die Erforschung all gemeiner technischer und historischer Fragen der Restaurierung. 1 Vgl. C. Brandl, 11 restauro dell'opera d'arte secondo rinstanza della .storicita. Bolletiiio deiri.stituto Centrale del Restauro, 11-12, 1952, S. 11.5-119. H. Focillon, Lob der Hand, Bern 1958; Einführung von Rene Huyghe, Henri Focillon als Kunst historiker. ö. 7—18. G. Bandmann, Das Kunstwerk als Geschichtsquelle. Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwiss. und Geistesgeschichte, 1950, S. 454—469. Bei der 1854 erfolgten RückÜbertragung der ursprünglich auf Leinwand gemalten und wahrscheinlich Ende des 17. Jahrhunderts auf eine Holztafel geleimten ,,Kirsehenmadonna" von Tizian im Kunsthistorischen Museum in Wien vermerken die Zeitgenossen ausdrücklich die Gelegenheit, Einblicke in Tizians Maltechnik zu gewinnen. Der als Restaurator seinerzeit angesehene Kustos Engert fertigte von der freiliegenden Bildrückseite eine Kopie, die sich im Kunsthistorischen Museum befindet. Vgl. Perger, Die Kun-stschätze Wiens, 16. Heft, Triest 1855. ® E. Willemsen, Die Restaurierungswerkstatt — Aufgaben und Probleme. .Jahrbuch der Rheinischen Denkmalpflege, XXIII, 1960, S. 324.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2