Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

97. Stift Ki-emsinüiister, Kunstkammer; Kassette mit Elfenbein- und Schildpattbelag, deutsch, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts (BDA, I. Kirchhof) Georg Schwanthaler, von denen wir an dieser Stelle eine Kreuzabnahme abbilden (Abb. 96). Besonders erfreulich ist der Umstand, daß zu den meisten der vorhandenen Holz- und Elfenbeinreliefs noch die hübschen barocken Originalrahmen erhalten sind. Bisher völlig unbeachtet ist die interessante Gruppe von Arbeiten aus Wachs, aus welcher als Beispiel ein Profilbildnis des Abtes Alexander a Lacu, das dem Stile des Antonio Abondio nahesteht, hervor gehoben werden möge^®. Ein Hausaltärchen mit einem den hl. Hieronymus darstellenden HalbedelsteinCommesso im Mittelfeld möge für die Gruppe der Arbeiten aus Stein stehen (Abb. 95); es handelt sich um eine böhmische Arbeit des ersten Viertels des 17. Jahrhunderts, zu der es in den Lobkowitzschen Sammlungen auf Schloß Raudnitz ein Gegenstück gegeben hat^®. Aus der Gruppe der Miszellen mögen noch zwei hübsche kleine Kassetten Erwähnung finden; das intarsiierte Klästchen®® gehört der zweiten Hälfte des 16., das mit Elfenbein und Schildpatt überzogene (Abb. 97) der ersten Hälfte des 17. Jahr hunderts an. Schließlich sei noch des notabelsten ,,Kuriosums" dieser Kunstkammer gedacht: des sogenannten ,,Elefantenstuhles'' (Abb. 85). Der Elefant, aus dessen Knochen dieser Stuhl angefertigt wurde, war jener berühmte erste Elefant in Wien, den Maximilian II. im Jahre 1552 aus Spanien mitgebracht hatte und der im folgenden Jahre infolge unsachgemäßer Betreuung einging; auf Wegen, die sich im einzelnen noch nicht genau verfolgen lassen, gelangte dieser Stuhl aus dem Besitze des Wiener Bürgermeisters Fi'itz Dworschak: Die iienaissancemedaille in Österreich, in: Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien, IST. F. 1, 1926, 8. 228, Abb. 159. Das umfangreiche Schrifttum über die Abondio ist am besten zusammengestellt bei Fritz Dworschak: Antonio Abondio. Medaglista e Ceroplasta, Trient 1958. Max Dvofäk und Bob. Matejka: Topographie der Historischen und Kunst-Denkmäler des Königreiches Böhmen, Bd. XXVlI/2. Das Kaudnitzer Schlo(3. Prag 1910, 8. 214, Abb. 128 (bei diesem Raudnitzer Stück handelt es sich angeblich um ein Geschenk Kaiser Rudolfs H. zur Hochzeit Zdenek Adalberts von Lobkovic und der Polyxena von Pernstein, 1603); zur Gattung dieser böhmischen Commessi vgl. Erwin Neumann, Florentiner Mosaik aus Prag, in: Jahrbuch der Kunst historischen Sammlungen in Wien, Bd. 53, 1957, S. 157 ff. Zur Gattung dieser intarsiierten Kästchen vgl. Lieselotte Möller, Der Wrangelschrank und die verwandten süddeutschen Intarsienmöbel des 16. Jahrhunderts, Berlin 1956.

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