Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

genommenen glatten Überzug gerechtfertigt hätten. Diesen Neuerurigstendenzen kam das damals so aktuelle Wunder mittel Zement entgegen, von dem allein für die Innen renovierung 18.990 kg verrechnet wurden. Die Außenrenovierung 1904/05, die insgesamt 13.911 Kronen kostete, umfaßte im wesentlichen die Neueindeckung des Kirchendaches mit dunkelgrauem Asbest-Schiefer in Rhomben form. Wenn auch der Verlust der ehemaligen Schindelhaut sehr bedauert werden muß, so haben andererseits Bemoosung und Abnützung durch die Witterung den Oberflächencharakter des Daches zumindest so korrigiert, daß es nicht unangenehm auffällt. Schwerer wirkt sich der Verlust der alten glatten barocken Kalkmörtel-Putzflächen, die teilweise noch mit gemalten Zierquadern gegliedert waren, aus^''', da sie durch schwere, graubraune Spritzputzflächen ersetzt "wurden, die im Verein mit den Zementergänzungen an den Steinteilen das Oberflächenbild des Baukörpers von heute äußerst nachteilig beeinträchtigen. Es wird im Rahmen der vorgesehenen Außenrenovierung anzustreben sein, den ehemals vorhandenen Putz freizulegen und zu ergänzen, ein Vorhaben, das den ausführenden Baumeister in handwerklicher Hinsicht, ins besondere für die Erneuerung der Zierquadern, vor Probleme stellen wird. Ein wesentliches Anliegen der Außenrestaurierung von 1905 war es auch, eine eingehende Entfeuchtung der Kirche durch zuführen. Es erfolgte deshalb eine Bloßlegung der Grund mauern bis zur Sohle durch Anlegung eines Drainagegrabens an den Außenwänden. Dieser Graben wurde nun ausbetoniert und mit Randsteinen gefüllt. Leider tat man damals des Guten allzuviel und zementierte mit dem Ziele einer gründlichen Abisolierung alle an die Mauer anschließenden Flächen radikal aus und legte noch eine 1 m vorspringende Zementfläche vor die Mauer, um ein Absickern im Mauorbereich zu verhindern. Diese Maßnahmen führten jedoch zu keiner Verbesserung, sondern eher zu einer Verschlechterung des Feuchtigkeits zustandes, da die Wand- und Bodenfeuchtigkeit mit Hilfe der Zementverkleidung noch höher nach oben gedrückt wurde. Die Restaurierung 1959 hatte sich hauptsächlich damit auseinanderzusetzen, das praktische Renoviermigsergebnis von 1906 im Sinne der vorhin ausgeführten theoretischen Restam'ierungstendenz dieser Jahre, die grundsätzlich mit der heutigen methodischen Auffassung übereinstimmte, zu korri gieren. Mit der Durchführung der Arbeiten wurde Restaurator W. Grabner aus Kindberg betraut. Vor allem wurde das reiche Tuffstein-Rippenwerk dm'ch Abschlagen der glatten, teils sehr dicken Zementputzschichten freigelegt. Es zeigte sich, daß die alte, grob gehobelte Stein oberfläche besonders gut erhalten war. Nach den vorgefundenen alten Schlamm-Spuren wurde eine leichte Oberflächen behandlung in lasierender, durchscheinender, variierter GrauOckerpolychromierung durchgeführt. Im Vordergrund dieser NeuiDolychromierung, in der die einzelnen Werkstücke durch helle Fugen abgesetzt sind, stand das Bestreben, die Stein oberfläche durchscheinen zu lassen (Abb. 73). Zugleich wurden auch die Wände und Gewölbe abgeschert und der Raum neu gefärbelt (Wände grau, Gewölbesegel weiß). Zur Sanierung des Gesamtraumes gehörte auch eine BeSie stammten sicher von der Außeninstandsetzung 1753/54. Kirchenrechnung der Pfarre Aflenz. kämpfüng der starken Mauerfeuchtigkeit. Dieser Trocken legungsversuch umfaßte das Abschlagen der angegriffenen Putzschichten der Sockelzone im Rauminneren, eine Behand lung mit Hardstone und das Anlegen einer verputzten Wand verkleidung, hinter welcher eine Luftzirkulation möglich ist. Schon heute zeigt sich allerdings, daß dieser, unter dem Aspekt der Einsparung durchgeführte Sanierungsversuch, keine befriedigende Lösung darstellt, da sich einerseits zahlreiche Sprünge auf der durchtrockneten Wandverblendung zeigen, andererseits die Mauerfeuchtigkeit doch so stark ist, daß sie oberhalb der behandeltcii Fläche augenfällig wird. Die spätgotischen Apostelbüsten an den Schiffswänden trugen eine bunt-süßliche Ölfassungmit Matrizenvergoldung, die 1906 von W. Sirach über einen dicken Kreidebelag aufgetragen wurde. Da diese Fassung der Skulpturen weder in der Farb gebung noch im Oberflächencharakter entsprach, führte man vorerst eine Probeabdeckung durch. Sie ergab eine gut be wahrte barocke Fassungsschicht und eine äußerst fragmen tarisch erhaltene Originalfassung. Auf Grund des guten Erhaltungszustandes der barocken Fassung, deren Farb charakter der Arbeit Sirachs bei weitem vorzuziehen war, wurde die gesamte Apostelreihe auf chemisch-mechanischem Wege freigelegt und die Fehlstellen geschlossen (Abb. 80). Ahnlich war auch die Originalfassung des Hochaltars durch W. Sirach, vermutlich aus ästhetischen Gründen, im Sinne des neogotischen Farbgeschmackes in Braun-Grün-Tönen neutralisiert worden. Eine chemische Abnahme dieser Über malungen korrigierte diesen Eingriff und legte fein marmo rierte blaßblaue Säulen vor rosa und grau marmorierten Architekturteilen frei. Gleichartige Abdeckungsarbeiten wurden auch an der qualität vollen Kanzel von 1710 und den beiden Seitenaltären vor genommen. Wenn der Gesamteindruck des Oberflächen charakters der heutigen Ausstattung den Isritischen Beschauer nicht bis ins letzte befriedigt, so muß berücksichtigt werden, daß die Neuvergoldung des Jahres 1906 an den Skulpturen eine sehr kräftige war und wegen des guten Erhaltungszustan des belassen "wurde; auch erschien unter den gegebenen Voraus setzungen eine Neufassung nicht opportun. Eine weitere wesentliche Beeinträchtigung des nunmehr geschaffenen Raumeindruckes bewirkt der in gelb-roten Wienerberger Kacheln ausgefülnde Kirchenboden, der 1906 an Stelle des barocken Steinfußbodens trat, ebenso wie die damals geschaffene bunte Fensterverglasung. Neben den aufgezählten Arbeiten in der Pfarrkirche wäre noch eine Reihe weiterer Maßnahmen im Kirchbereich anzuführen, so die Instandsetzung des spätgotischen Kai'iiers durch Er neuerung des Schindeldaches, Entfernung der Elektroverspannungen und die Restaurierung des barocken Michael altars. Weiters übernahm die Gewerkenfamilie Pengg in mustergültiger Form die Sanierung der jüngst erworbenen Propstei mit dem Ziele, ein Heimatmuseum und Repräsen tationsräume zu schaffen. Die Arbeiten an der von Domenico Sciassia erweiterten Propstei umfaßten die Instandsetzung der Dächer und Fassaden, die Erneuerung der barocken Gangverglasung, die Restaurierung der Stuck- und Holzdecken sowie emes Prunktisches von der Hand des Hoftischlers Christoph Baumgartner. Sie sind so umfangreich, daß ihre Anführung im einzelnen den Rahmen dieses Berichtes sprengen würde. G. Kodolitsch

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