Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

matn\^ 80. Aflenz, Pfarrkirche, Hl. Bartholomäus, Steinbüste an der nördlichen Langhauswand (BDA, H. Fasching) 81. Aflenz, ehemalige Propstei. Westfront. Steinligur eines Löwen auf einer Kröte und einem Kopf (Dr. G. Kodolitsch) ' ' 'i'V-rÄ J'si : t -A> l ' ■ ■MM : V-' 1r-'. V.: , ]?l ESTA ÜRIERUN G Die Pfarrchronik und vor allem einzelne Berichte in den ,,Mitteilungen der k. k. Centralcommission"^^ geben uns relativ genaue Rechenschaft über die Veränderungen an der Pfarrkirche anläßlich der Restaurierungen zu Anfang des 20. Jahrhunderts. 1901 führten berstende Schließen im Langhausgewölbe zu einer vorübergehenden Stillegung des Gotteshauses. Der Schaden wurde begutachtet und durch Einzug neuer Schließen behoben. In diesem Jahr wurde auch die alte Sakristei, die sich au der Südwand des Chors befand, abgebrochen. Beim Abbruch kam ein Christophorus-Fresko an der Chormauer zutage, das nach Vorschlag des Konservators, da eine Ver legung der neuen Sakristei nicht durchgeführt werden konnte, photographiert und nach schonender Behandlung übertüncht wurde. Es ist für uns heute interessant festzustellen, wie klar und heute noch gültig die Vorschläge zu den Restaurierungs arbeiten 1905/06 seitens der Konservatoren festgelegt wurden^3. Es wird in der Stellungnahme darauf hingewiesen, daß die projektierten Arbeiten den Alterswert des Baues völlig ver nichten würden. Daher wurde nur eine Ausbesserung des Verputzes, eine Einschränkung des Quaderersatzes auf ein Mindestmaß unter Vermeidung jedes Abhackens der archi tektonisch gegliederten Werkstücke empfohlen. Die Fehlstellen sollten nicht verkittet und die fehlenden Teile, nur wenn notwendig, ergänzt werden. Eine Staatssubvention konnte nur bei Einhaltung dieses Programmes in Aussicht gestellt werden. Ähnlich lautet auch die Stellungnahme Conservator Graus' zur Innenherstellung; er wendet sich gegen einen Ersatz des 1731 geschaffenen Steinbodenbelages durch Zement oder Wienerberger Platten und spricht sich für eine Reinigung der Rippen und Maßwerke aus; auch wendet er sich gegen eine Ausmalung und tritt für eine einfache Färbelung ein. Die praktischen Resultate dieser Restaurieiungen entsprachen leider nicht den angeführten Vorschlägen. Zu stark dürften noch die gestaltende Tendenz des in Bruck/Mur ansässigen Architekten Adolph Ruprecht, der die Außen- und Innen restaurierung durchführte^'^, und vor allem der neogotische Zeitgeist gewesen sein, dessen Idealbild die edle Hochgotik war und dem der Aflenzer Bau als äußerster Verfall des Stiles erschien^". Es nhnrnt daher nicht wunder, daß Architekt Ruprecht das Konglonieratgestein der Rippen und Dienste (das ja mit seiner unregelmäßigen, großporigen Oberfläche strukturell ganz den malerisch auflösenden Tendenzen der Spätgotik entsprach) im Sinne der angestrebten exakten Linienführung der hochgotischen Steintechnik glättete. Hiebei wäre noch zu betonen, daß ähnlich wie bei der im 19. Jahr hundert üblichen Neutralisierung der barocken Altar marmorierungen ästhetische Motive und nicht etwa schwere Materialschäden an der originalen Substanz der Grund für diese Maßnahmen waren; die nunmehr freigelegte Stein oberfläche weist nämlich kaum Schäden auf, die den vorMitteilungen der k. k. Centralcommission, 1903, 1904, 1905, 1906. 33 Mitteilungen der k. k. Centralcommission, 1905, S. 240, 1906, S. 210. 3^ Pfarrchronilt Aflenz. 33 Kirchenschrauck, 1879, S. 129.

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