Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Neben der angeführten barocken Ausstattung, der noch einige Einzelwerke (wie Benediktbüste, Schmerzhafte Maria u. a. m.) anzuschließen wären, birgt die Kirche noch eine Anzahl mittelalterlicher Skulpturen, die von Bedeutung für den heimischen Kunstbesitz sind. An der Chornordwand sind ein Schreinrelief und vier Flügel reliefs, die ursprünglich einem spätgotischen Altarverband angehörten, lose montiert. Das Schreinrelief zeigt Maria, von den Aposteln umgeben, beim Pfingstwunder, während die Flügelfragrnente die Heiligen Blasius, Andreas, Christophorus und die Begegnung Mariae und Elisabeths darstellen. Diese um 1510 entstandenen Skulpturen gehören nicht zum ur sprünglichen Bestand, was bei ihrer kunstgeschichtlichen Ein ordnung selbstverständlich berücksichtigt werden muß^^. Sie wurden vielmehr erst 1910 von Konsul Dr. von Hempel der Kirche gespendet und im selben Jahre von W. Sirach neu gefaßt Im Presbyterium hängt noch ein überfaßtes lebensgroßes Corpus Christi aus der Zeit um 1520, dessen Kopf erneuert wurde. Der romanische Holzkruzifixus und die spätgotische Statuette eines sitzenden heiligen Nikolaus um 1450, sind wohl die wertvollsten Kunstwerke dieser Kirche; sie wurden 1959/60 in den Werkstätten des Bundesdenkmalamtes restauriert. Oberstaatskonservator Doktor J. Zykan berichtete in der Österreichischen Zeitschrift für Kunst und Denkmal pflege über die Durchführung der Arbeiten^®. Im Zusammenhang mit den vorhin angeführten Ausstattungs stücken verdient Erwähnung, daß eine Reihe weiterer, uns heute noch erhaltener Spitzenwerke der Spätgotik ebenfalls aus Aflenz stammt. 1. Auf einer Konsole des Hauptportales stand (wie vor der Restaurierung von 1904 aufgenommene Photographien er kennen lassen) jene vorzügliche Steinplastik des sitzenden hl. Petrus, die dem Meister von Großlobming zugeschrieben wird und die derzeit im Museum Joanneum ausgestellt istJ"^. 2. Ein Visitationsprotokoll von 1641 berichtet, daß der Kreuz altar in der Kirchenmitte abgebrochen wurde; vermutlich stammt die Kreuzigungsgruppe in der Straßenkapelle von Thörl bei Aflenz, eine eindrucksvolle Arbeit der ausklingenden Spätgotik, aus diesem Altar^®. Diese qualitätvolle sechsfigurige Gruppe wirft mancherlei Probleme auf. Einesteils die Frage nach dem ikonographischen Zusammenhang mit den darüberliegenden Schlußsteinen (Pelikan und das Schweißtuch der Veronika), die beide auf das darunter vollzogene Meßopfer hinweisen, andererseits die Frage nach der Datiemng dieser Kreuzgruppe, deren Altar 1503 geweiht wurde. Oberstaatskonservator Dr. Zykan wies anläßlich ihrer Restaurierung im Jahre 1952 auf den stilistiK. Garzarolli von Thurnlackh, a. a. O., Workskatalog, schreibt sie einem Murtaler (Brucker) Bildschnitzer, 1510 bis 1515, zu. O. Wonisch, a. a. O., S. 60: Lienhard Schelmperger. Pfarrchronik Aflenz. Um 1910 war beabsichtigt, die Reliefs in einem neogotischen Flügelaltar zu adaptieren. Entwurf: Kimsthistoj'isches Institut der Universität Graz, Photoarchiv. Es erscheint jedoch äußerst zweifelhaft, ob die großen Reliefs Andreas und Blasius und die restlichen Reliefs demselben Altarverband angehörten. Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege, XV, 1961. S. 11 und 36, Abb. 10,11 und 53-55. " Lit. hiezu siehe: Österr. Kunsttopographie, Bd. XXXI, Die Kunstdenkmäler des Benediktinerstiftes St. Lambrecht, Wien 1951, S. lOS. Kirchenschmuck, 1898, S. 107. -J/ f ••vv .-er v ' ,1 i ' ' } ■ K , ■ , I 1^' ^ . ff 74. Aflenz, Pf'ari-kirehe, AVestempore, Konsolkopf (BDA, H. Fasching) sehen Zusammenhang mit den Skulptui-en des Flügelaltars von Neukirchen am Ostrong hini'. Der Vergleich zeigt tatsächlich nahe grundsätzliche Parallelen auf, wie etwa die tiefdurchschluchtenden Falten, die Anatomie der Gesichter u. a. m. Jedenfalls ist der Zusammenhang enger - wobei die Neukircher Skulpturen die Vorstufe zur Thörler Kreuzigung bilden würden — als mit Wei'ken Allgäuischer Meister, an die die Zusehreibung durch nichts belegt ist®". 3. Auch der Abendmahlsaltar in der St. Peterskirche zu St. Lambrecht stand ehemals in der Aflenzer Pfarrkirche bzw. in der Propsteikapelle, und die Lambrechter Schloßkapelle schmückt jener Altar, der einst in der Burgkapelle Schachen stein stand. Graus berichtet uns eingehend über die Geschichte und B,e.staurierung dieser Flügelaltäro, die charakteristische Arbeiten der Kärntner vSchnitzschulen sind®'. Diese Aufzählung erfaßt freilich nur einen Teil jener Ver änderungen, denen die Ausstattung einer Pfarrkirche vielfach von Jahrhundert zu Jahrhundert unterworfen ist. " Abb. in Österreichische Zeitschrift für Denkmalpflege, I, 1947, S. 47ff. K. Garzarolli von Thurnlackh, a. a. O., S. 86 und 127, Abb. 108, schreibt sie einem Allgäuer Bildschnitzer um L530 zu. ®' Kirchenschmuck, 1879, S. 125f. und 1898, S. lOSf.

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