L f *i ■' u - . A ■ 45. 46. Wien I, Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften; links: vor dem Brand 1961: rechts: nach dem Brand (B. Reiffensteiin Wien; BDA, V. Knuff) WIEN Zur Rekonstruktion des Deckenfreskos in der Akademie der Wissenschaften Keiner Aufgabe steht der Denkmalpfieger kritischer gegenüber als der totalen Rekonstruktion eines zerstörten Kunstwerkes. Ja, es besteht fast ein consensus omnium, daß ein solches Unterfangen unbedingt abzulehnen sei. Und trotzdem gibt es Fälle, in denen sich auch der kritischeste Denkmalpfleger nach strengster Gewissenserforschung zu diesem Vorgang entschlie ßen muß. Ein solcher Fall scheint uns beim verlorenen Decken gemälde des Festsaales der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien gegeben (Abb. 44-46). Wäre dieser Saal ein Totalverlust des Brandes von 1961 ge worden, so hätte man sich trauernd mit dieser Tatsache ab finden müssen. Da aber vom ursprünglichen Gesamtkunstwerk noch die Dekoration der Wände in edelstem Stuckmarmor mit ornamentaler und figürlicher plastischer Dekoration erhalten ist, sieht sich der Denkmalpfieger vor die Aufgabe gestellt, diese Teile der künstlerischen Gesamtausstattung des Saales wieder zur Wirkung zu bringen. Graphische Versuche haben gezeigt, daß es geradezu die künstlerische Vernichtung der Wanddekoration bedeuten würde, wenn die Decke keinerlei Schmuck erhielte. Man hat daraufhin die Möglichkeit geprüft, einen modernen Künstler mit der Schaffung einer neuen Dekoration zu betrauen: Die Experimente, die das Bundesdenkmalamt in dieser Richtung durchgeführt hat, haben zwar interessante, aber keine befriedigenden Ergebnisse gezeigt und es erschien angesichts der Würde des Hauses imd des feierlich-repräsentativen Zweckes des Saales geradezu unerlaubt, an dieser Stelle ein weiteres Experiment zu wagen. Die Verzierung der Decke mit Stuck, die ebenfalls erwogen wurde, verbot sich im Hinblick auf die nicht voll befriedigende Wirkung, die sich in einem parallel gelagerten Fall ergeben hatte, und auch die Beschränkung auf eine Teilrekonstruktion des Deckengemäldes, etwa der zentralen Hauptgruppe, mußte auf Grund graphischer Versuche als unzulänglich ausgeschlos sen werden (Abb. 47, 49). Es blieb also nach gewissenhafter Prüfung aller Möglichkeiten doch nur die einer totalen Re konstruktion der Deckenmalerei durch eine dem verlorenen
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