Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Wenn tatsächlich Denkmäler genannt werden, so geschieht das etwa in folgender Weise. Unter Griechenland: ,,Wie ich kürzlich feststellen konnte, wird überall, in Athen, Delphi, Eleusis, Korinth, Olympia, Epidaurus, Tiryns, Mykene, auf Kreta und den anderen Inseln, gearbeitet und mit wissen schaftlichen Methoden restauriert. Hiebei sollen die griechi schen Arbeiten auf Athens Akropolis, die deutschen in Olympia, die französischen in Delphi und die amerikanischen in Athen erwähnt werden, besonders deshalb, weil ich Gelegenheit hatte, sie zu besichtigen. Dasselbe gilt für die italienischen Arbeiten auf Kreta, z. B. bei Phaistos." Unter Holland wird kein Denkmal genannt. Unter Deutsch land erscheinen der ,,Altstadtbrunnen, der Till-EulenspiegelBrunnen und das Gewandhaus (alle in Braunschweig) und die Jupitersäule in Mainz". Dazu noch die ,,Igelersäule im Rheinischen Landesmuseum in Trier". Auch die Lübbenstcine werden erwähnt. Jugoslawien : ,,Pula und Porec... Diokletianspalast". Dal3 sich dieser Palast in der Stadt Split befindet, deren Kamen der Ver fasser vei'gessen hat zu nennen, wissen die Archäologen sicher. Ob auch die Bautechniker und die Chemiker, denen das Buch vor allem gilt? Leider hat es sich der Verfasser auch entgehen lassen, zu der auch für den Chemiker interessanten Frage zur Wirkung des Meerwassers auf das Mauerwerk der Basilika in Porec etwas zu sagen, jener dauernden zerstörenden Kraft, die den Denkmalpflegern und den zu Rate gezogenen Vertretern der Katurkunde so großes Kopfzerbrechen verursacht . Ebenso interessant wäre es gewesen, darüber eine Bemerkung zu hören, ob die Verwendung von Gips zur Instandsetzung der Freskogründe in der Kahi'iye Cami und der Mosaikgründe in der Hagia Sofia in Istanbul gutgeheißeti werden kann, gerade im Hinblick auf das Klima, dessen sorgfältige Berücksichti gung bei Restaurierungen der Verfasser gerade in dem Ab schnitt über Istanbul empfiehlt, wo er sich einige Wochen auf gehalten hat. Beide Objekte werden erwähnt und sind vom Verfasser wohl auch besucht worden. Mosaiken aus der Hagia Sofia sind jedenfalls abgebildet. Unter Israel wird Jericho angeführt, das seit Aufhebung der britischen Mandatsherrschaft zu Jordanien gehört, wo es ein eigenes,,Department of Antiquities" gibt. Schließlich sei, nicht aus Lokalpatriotismus, der Abschnitt Österreich erwähnt. Es heißt darin, daß ,,verwaltungstechnische und wissenschaftliche Verhältnisse... denen in Westdeutschland am ähnlichsten" seien. Leider — Gott sei Dank! ist dies nicht der Fall. Des Ver fassers ,,Besuche beschränken sich auf die Museen in Wien, Innsbruck und Graz". Hätte er sich der Mühe unterzogen, die richtigen Stellen ausfindig zu machen, hätte er kaum zu dem Schluß kommen können, ,,daß trotz seit langem existierender Literatur über Konservierungsprobleme Verbindungsbrücken zwischen solcher Forschung und musealer Anwendung an vielen Stellen kaum vorhanden oder aber rocht lose sind". Ferner heißt es noch: ,,Kürzlich wurden nach dreijähriger Arbeit die sehr interessanten Ruinen der römischen Stadt Gorsium gefunden und beschrieben". Die Mitteilung ist auch für die österreichischen Archäologen überraschend; es kann sich nur um eine archäologische Untergrundbewegung handeln, die völlig geheim arbeitet. Eine Verwechslung; aber womit? Kach welchen Gesichtspunkten das ,,Verzeichnis von archäo logisch arbeitenden Akademien und wissenschaftlichen Insti tuten", das viereinhalb Seiten füllt, das Kapitel abschließt und infolge satztechnischer Aufmachung Zuverlässigkeit aus strahlt, zusammengestellt wurde, konnten wir nicht er gründen. Für wen ist dieses Verzeichnis, in dem wichtige Institute fehlen, wenigstens ein nichtexistierendes (,,Klassi sches Lyzeum, Graz") erscheint, bestimmt? Wem soll es dienen? Den Archäologen oder den Chemikern, oder gar den Verwaltungsbeamten, die darin die ,,Governments of Cyrenaica, of India, of Israel" oder die ,,Republique libanaise" wie die ,,Province Syrienne de la Republique Arabe Unie" angeführt finden ? Schließlich noch ein Wort zu den Abbildungen. Es gibt deren 240 auf 64 Kunstdruckseiten. Die meisten sind - ganz abge sehen von dem besonders schlechten Druck — so unscharf, daß sie das, was gezeigt werden soll, nämlich die Wirkung von Schäden und dgl., nicht erkennen lassen. Das alles — die Kotizen könnten noch fortgesetzt werden — ist also i'echt unerquicklich, und wir müssen, uns schließlich fragen, wozu dieses Buch überhaupt geschrieben und viel Geld einer wissenschaftlichen Institution ausgegeben wurde, um es zu fördern. Dabei ist zu betonen, daß ein gewisses Maß an Fehlern — Verwechslungen, Unzulänglichkeiten, das Übersehen auch wichtiger Literatur - bei einem Werk gerade dieser Art durchaus entschuldbar, weil geradezu unvermeidlich ist. Über die Hauptmängel, die das grundsätzliche Kennzeichen des Buches sind, kann man jedoch nicht so leicht hinwegkommen; die überraschende Unfähigkeit, das Material zu ordnen und bei der Sache zu bleiben, das Wesentliche zu erkennen und vorzubringen und schließlich die Anwendung der nicht mehr neuen Methode, sich durch einschränkende Beteuerungen (,,kem Anspruch auf Vollständigkeit", ,,kein Fachmann auf übrigen Gebieten" usw.), die über das ganze Buch verstreut werden, das Alibi zu beschaffen. Die Methode ist nicht fair, weil sie der Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen trachtet, und den, der sich ihrer dennoch befleißt, als den Düpierten hinstellt. Wir haben uns dieser Gefahr dennoch aus gesetzt und uns mit dem Buch deswegen so lange aufgehalten, weil die Möglichkeit immerhin besteht, daß es in Unkenntnis seiner Mängel als große Tat eines ,,Großen Alten Mannes" registriert und unter solch positivem Vorzeichen in die Denk malpflege-Literatur eingehen wird. Allerdmgs wird der Preis, der in keinem Verhältnis zur Ausstattung des Buches steht, seine Verbreitung hindern; er beläuft sich auf fast S 600.—. W. Frodl Kunstgeschichtliche Anzeigen, Keue Folge, 4. Jahrgang 1959/60, Heft 3/4. Herausgegeben von Karl M. Swoboda. H. Böhlaus Kachf., Graz-Wien—Köln, 1961. Die Kunstgeschichtlichen Anzeigen bieten eine Überschau auch über jene Kachbargebiete, die der Kunstforschung neues Material oder Anregung zu methodischen Erörterungen liefern. Die Leser sollen durch knappe Kennzeichnung dahin geführt werden, wo sie selbst entscheiden können, was für ihr Interesse in Betracht kommt. Wurden bisher die Referate vom Herausgebor geliefert, so berichten nun andere Fachleute über die ,,m ihren Spezialgebieten angefallene Literatur und die sich daraus ergebenden neuen wissenschaftlichen Aspekte". Die in den Jahren 1957 bis 1959 erschienenen Werke zur griechischen, keltischen und etruskischen, römischen, provinzialrörnischen und siDätantiken Kunst werden von Hedwig Kenner besprochen. Diese Abschnitte dürfen als besonders

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2