Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Eisenwerk zu leiden. Der zweite Punkt, der diese Bauten so empfindlich machte, war das Zusammenspiel von Holz und Steinbauelementen. Holzkonstruktionen sind an sich fast unverwüstlich, wo aber Holz mit der Ziegelmauer, die in unse rem Klima immer feucht ist, in Berührung kommt, vermodert die Holzkonstruktion mit der Zeit. Das Erneuern der hölzernen Bestandteile fiel dem 18. Jahrhundert aber leichter als das Reparieren der wegen des gerosteten Eisenwerks auseinandergetriebenen Steinteile des Baues. Auch bei der Erneuerung der Fundierungen durch Einsatz neuer Holzpfähle zeigte man sich ebenso geschickt wie im vorigen Jahrhundert. Das Restaurieren beschränkte sich im 18. Jahrhundert nicht mehr auf die Wiederherstellung mittelalterlicher, also über wiegend gotischer Kirchen. Die reiche profane Architektur aus dem 16. Jahrhundert und dem Anfang dos 17. Jahrhunderts begann immer mehr reparaturbedürftig zu werden. Die hoch über die Dächer ragenden Giebel, die verzierten Schornsteine und Türmchen waren nicht für die Ewigkeit gebaut. Es ist aber offensichtlich, daß die mit Zierformen überhäufte Archi tektur aus dem späten Mittelalter und der Frührenaissance, die vom eigenen Zeitstil des 18. Jahrhunderts so sehr abwich, noch Anklang fand, denn eine beträchtliche Anzahl dieser Bauten wurde damals nicht übel restauriert. Die Baugesinnung und die technischen Möglichkeiten des 18. Jhs. werden in den erhaltenen Unterlagen für eine Restau rierung deutlich, die eine der glänzendsten hätte werden können. Die Kirche in Bergen op Zoom, eines der wenigen Gebäude, die in diesem ruhigen Jahrhundert der Kriegsgewalt zum Opfer fielen, wurde 1747 durch Beschießung und Brand fast vollkommen zerstört (Abb. 30). Anstelle des verlorenen Mittelschiffes plante man ein neues, mit gleicher Hauptform, gleichen Jochmaßen und derselben Travee-Größe, aber mit Details aus dem 18. Jahrhundert. Der Chor und das Querschiff (allerdings ohne Giebel) sollten restauriert werden (Abb. 32). Leider kam ein anderer Plan zur Ausführung, bei dem Chor und Querschiff, die erhalten geblieben waren, gesenkt wurden und der gesamte Raum Quer-Tonnengewölbe erhielt. Man verwendete dabei, in dem Wunsch, dem Charakter des Baues nicht mehr Gewalt anzutun als nötig, noch die gotische Fensterform (Abb. 31). Der Beginn des 19. Jahrhunderts Im 19. Jahrhundert treten die Verfallserscheinungen - sowohl an den Gebäuden wie auch im Baufach selbst —, die sich bereits im 18. Jahrhundert abzuzeichnen begonnen hatten, überall ans Tageslicht. Die romanischen Dorfkirchen, die vor allem in den nördlichen Provinzen Friesland und Groningen noch als eine geschlossene Gruppe erhalten geblieben waren, gingen nun in kurzer Zeit zugrunde. Die gotischen Kirchen, die wichtigste Gruppe in unserem Denkmalbesitz, hielten sich besser, aber auch bei ihnen traten in zunehmendem Maße die Schäden auf, die bereits im 18. Jahrhundert zutage getreten waren. In vielen Fällen hätte die Erneuerung zu hohe Kosten vei'ursacht, und man brach die Kirchengebäude ab. Die in 30-32. St. Gertrudskirche in Bergen op Zoom. Oben: Nach der Beschießung des Jahres 1747; — Mitte: Nach der Wiederherstellung in verkleinerter Form im Jahre 1750; — unten: Restaurierungsplan des Kirchengebäudes um 1747 (Nachzeichnungen, Rijksdienst v/d. Monumcntenzorg) ' i 1 L.„'l a HlII

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