bedingt. Daraus erklärt sich zwanglos auch das Fehlen des deutschen Nordens wie Frankreichs, von England und Skandinavien ganz abgesehen. Die neue Darbietung sollte all diese Erkenntnisse zur Geltung und Würdigung bringen, durch gruppierende Zusammenfassung ebenso wie durch Hervorhebung der Besonderheiten und Höliepunkte. Damit hätte die denkmalpflegerische Instandsetzung auch ihre Auswirkung zum Beschauer und Betrachter hin gefunden. Da zugleich gemeldet werden kann, daß die alte, höchst reizvoll zusammengesetzte Kunstkammer (durch Erwin Neumann und Ortwin Gamber) in den alten, ganz einzigartigerweise original erhaltenen Vitrinen des 18. Jahrhunderts wieder erstanden ist, daß die Reste von gotischen Schnitzaltären und Altarbildern sowie die Gemäldegalerie der Renaissance bis zum Biedermeier und ins hohe 19. Jahrhundert sich bald (von Friederike Klauner und Ortwin Gamber) wohlgeordnet höchst eindrucksvoll darbieten werden, so ist abzusehen, daß die Sammlungen von Stift Kremsmünster demnächst auch in ihrer äußeren Wirkung den ihnen gebührenden Platz in vorderster Reihe einnehmen werden. Was für die Rüstkammer bereits durchgeführt ist, wird allerdings für die anderen Sammlungsteile noch nachzuholen sein; eine Konservierung und, wo nötig, Restaurierung Stück um Stück, und nicht minder eine wissenschaftliche Erschließung und Katalogisierung jedes einzelnen Werkes nach dem letzten Stande der Erkenntnis. Daß trotz vorliegender Vorarbeiten wie bei der Rüstkammer eine Anzahl überraschender Ergebnisse zu erwarten ist, zeichnet sich jetzt bereits ab. DIE ENTWICKLUNG DER NIEDERLÄNDISCHEN DENKMALPFLEGE Einleitung Die Denkmalpflege-Instanz, die darnach strebt, möglichst viele Bauwerke aus früheren Zeiten für heute und die Zukunft zu erhalten, ist in den Augen vieler ein Institut aus dem 19. Jahrhundert, das nicht mehr gut in unsere moderne, sich schnell verändernde Gesellschaft paßt. Die Wiedergeburt der Restaurierung im vorigen Jahrhundert führt dazu, daß häufig vergessen wird, daß die Wiederinstandsetzung alter Gebäude viel älter ist. Es ist darum sicher nützlich, uns in die Geschichte des Restaurierens zu vertiefen - einerseits um der grund legenden Bedeutung des Restaurierens bewußt zu werden, und andererseits um deutlicher zu sehen, daß jede Zeit auf ihre eigene Art Denkmalpflege betrieb, damit wir in unserer Zeit besser imstande sind, die richtige Wahl zwischen Tradition und Anpassung zu treffen. Restaurierung im Mittelalter Die Geschichte der Denkmalpflege in den Niederlanden geht bis tief in das Mittelalter zurück. Der Utrechter Dom, der 1017 abbrannte, wurde bereits 1023 neu geweiht; wenn man die kurze Zeitspanne berücksichtigt, ist es höchst wahrscheinlich, daß er in der alten Form wieder hergestellt worden ist. Auch viele romanische Kirchen {u. a. die ,,Pieterskerk" in Utrecht) wurden in dieser frühen Zeit nach Zerstörung durch Brand restauriert. Im Zeitalter der Gotik herrschte in unserem Land eine sehr rege Bautätigkeit. Nicht nur in den schnellwachsenden jungen Städten, auch auf dem Lande entstanden neue Kirchenbauten. Dennoch wurden verschiedene romanische Kirchen in Ehren gehalten. Die wichtigste Gruppe, die großen romanischen Klöster und Stiftskirchen, blieb fast ganz unverändert, was man nicht allein einem Mangel an finanziellen Mitteln zuschreiben muß. Wenn man diese Bauten aus Zweckgründen verändern mußte, beschränkte man sich auf das Notwendigste. An verschiedenen Kirchen (Maastricht, St. Servaes; Utrecht, St. Pieter) kann man ersehen, mit welcher Bescheidenheit in der Gotik einem ehrwürdigen romanischen Bau neue Fenster eingesetzt wurden und wie sorgsam man die zur Brandverhütung notwendig gewordenen Steingewölbe anbrachte; auch erhöhte man romanische Türme oft in stilistisch angepaßten Formen. Wenn bei einem romanischen Bau durch Baufälligkeit größere Teile zugrunde gingen, paßten sich die bei der Wiederinstand setzung verwendeten Formen den Originalen an. Das zeigt sich unter anderem bei der Wiederinstandsetzung des süd lichen Seitenschifles der Stiftskirche in Elten und der poly gonalen Kapelle auf dem Valkhof in Nijmegen im 14. Jahr hundert. Die wichtigste Tätigkeit des mittelalterlichen Restaurators bestand in der Wiederherstellung durch Feuer zerstörter Kirchenbauten. Die meisten gotischen Kirchen in unserem Land hatten ein hölzernes Tonnengewölbe, eine Bauweise, die im 13. Jahrhundert aufgekommen war. In den Fällen, in denen Steingewölbe verwendet wurden, waren diese im Hinblick auf den unfesten Untergrund sehr dünn, selten dicker als ein halber Ziegel, das heißt: 10 cm, so daß diese Kirchen sehr wenig feuersicher waren. Die Anzahl der Brände im Mittelalter, bei denen monumentale Kirchenbauten zu Ruinen wurden, ist daher auch sehr groß. Fast niemals führte eine derartige Zerstörung zu einem Neubau in moderner Form, sondern immer zu einer ziemlich getreuen Zurückgewinnung des Originalzustandes des Gebäudes vor dem Brand. Bemer kenswert ist, daß man dafür auch bereits im 16. Jahrhundert den Ausdruck ,,Restaurieren" gebrauchte. Über die Art und Weise, in der man im späteren Mittelalter die ausgebrannten Kirchenbauten wiederherstellte, sind wir durch zahlreiche Beispiele und auch dm'ch die Baurechnungen gut unterrichtet. Man setzte auf die versengten Mauern des
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