25. Stift Kremsmünstor, Rüstkammer. Radschloßjagdbüchse; österreichisch, 1730-1740 (Lauf: Matthäus Madl. Linz 1658; Schloßgravierung: Ferdinand Schindler, Brünn) (BDA, I. Kirchhof) Straßer (regiert 1709—1731). Es handelt sich bezeichnenderweise zur Hauptsache um österreichische, ja speziell oberösterreichische Arbeiten: Matthäus Madl (Abb. 25) und Andreas Überpacher aus Linz, Lorenz Lipert aus Eferding, Christoph Kann aus Haag und Peter Dobringer aus Wels sind mit Arbeiten vertreten. Es ist anzunehmen, daß auch Michael Feichtinger (Graveur Überpachers), Franz Weißengruber und sein Graveur Johann Stehr, schließlich Johann Lemböck Oberösterreicher sind. Es ist die Hochblütezeit einer in alle Breite gehenden einheimischen Büchsenmacherkunst im Zeitalter Kaiser Karls VI., die von Wien ihren Ausgang nimmt und zwischen Preßburg und Salzburg und in ganz Böhmen blüht. Ihre Geschichte wäre, aufbauend auf Hans Schedelmanns Arbeiten®, noch zu schreiben. Was schon bei den Kremsmünsterer Jagdgewehren des 17. Jahrhunderts festzustellen war, das wird erst recht bei denen des 18. und 19. deutlich offenbar: Sparsamkeit führt immer wieder zu Umarbeitun gen, zur Weiterverwendung alter Teile, zu Ergänzungen und Modernisierungen, nicht nur technischer, sondern auch stilistischer Art. So werden zum Beispiel barock gravierte Messingbeschläge dem klassi zistischen Zeitgeschmack gemäß glatt geschliffen, da sie zu unruhig und überladen wirkten. Noch um 1830—1840 war in diesem Sinne besonders ein Büchsenmacher Johann Reisinger in Wels tätig. Es scheint ganz so, als hätte er in mageren Zeiten Fragmente von Schußwaffen, die etwa in den napoleo nischen Kriegen demontiert worden waren, zu neuen Gewehren und in neue Gewehre hinein verarbeitet. Schwere Scheibenbüchsen zum Zielschießen sind für damals typisch. Im übrigen ist noch eine öster reichische Besonderheit vertreten, die frühe Luftbüchse. Hinterlassen die späten Schußwaffen keinen reinen Eindruck, so entschädigt dafür das feine Jagd zubehör reichlich. Eß- und Jagdbestecke mit weidmännischen Themen liegen neben höfisch wirkenden Hirschfängern (Abb. 27). Vor allem ein Pulverhorn aus Schildpatt mit spätbarocken, durchbrochenen, vergoldeten Messingbeschlägen und dem Spiegelmonogramm LSVA (Abb. 26) gehört zu den reizvollsten Beispielen des Kunstgewerbes jener lebensfrohen Epoche. Der ungerade Vierzehnender dieses Kabinetts wurde vom Forstmeister des Stiftes Dipl.-Ing. P. Marian Klinglmair, der begreiflicherweise die Neuaufstellung mit gesteigertem Interesse verfolgt hat, erlegt und gespendet. 8 H. Schedelmann, Die Wiener Büchsenmacher und Büchaenschäfter, in: Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümlcunde, 2. Beiheft, Berlin: de Gruyter 1944.
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