Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Das oberösterreichische Benediktinerstift Kremsmünster, hoch über dem Kremstal, dreißig Kilometer südlich von Linz, mit seinem herrlichen Blick auf das Tote Gehirge in anmutiger Landschaft gelegen, nimmt unter allen Stiften mit seinen Sammlungen einen besonderen Platz ein, nicht nur durch Einzig artigkeit bestimmter unvergleichlicher Zimelien, sondern vor allem auch durch die Vielseitigkeit der Bestände, die vom weiten Umkreis der sammlerischen und künstlerischen Interessen seiner Mitglieder durch alle Jahrhunderte heute noch überzeugend Kunde geben. Was das Kaiserhaus in seiner Residenz zur Repräsentation seiner geistigen und seiner politisch-sozialen Stellung sammelte und bewahrte, das förderten und hüteten in wechselvollen Zeiten, in allen Geschichts und Stiiperioden unsei'er europäischen Mitte, in ihrem Bereiche die Äbte und Patres dieses Monasterii Cremifanensis. Der Wiener Burg- und Forumsbezirk umfaßt in seinem Kunsthistorischen und Natur historischen Museum, in Schatzkammer und Albertma, in Nationalbibliothek und Staatsarchiv die großartige Erbschaft eines Herrschergeschlechtes. Sie ging zusammengefaßt hervor aus Urkunden, Handschriften- und Büchersammlungen, aus Kunstkammer und Bildergalerie, aus den Rüstkammern, aus Münzkabinett und Raritätenkammer, Naturalienkabinett und mathematisch-physikalischem Instrumentarium, erwachsen an Ort und Stelle aus eigenstem Gebrauch, immer wieder aus verschiedenen Schlössern und Teilresidenzen derselben Dynastie zusammengetragen. In keinem anderen Stift aber ist ein gleiches ganzheitliches Konzept in gewachsenen Beständen heute noch so verfolgbar wie in Krems münster, wobei hier der Rahmen durch den äußeren und inneren Umkreis des stiftlichen Herrschafts gebietes gezogen ist. Ganz entsprechend dem kaiserlichen Programm findet man heute noch in Kremsmünster von einzelnen Fach-Kustoden, bedeutenden Kennern ihrer Materie, verwaltet; Schatzkammer und Musiksammlung (so Autographen wie musikalisches Instrumentarium), Gemäldegalerie und Plastiksammlung, Kunst kammer, Rüstkammer und Jagdkammer, Münz- und Medaillenkabinett, graphische sowie Hand schriften-Sammlung, Archiv und Bibliothek, naturwissenschaftliche Kabinette aller Fachrichtungen (diese seit je im einzigartigen barocken Sternwartenbau sinngemäß untergebracht). Gewiß wird der oder jener Teil davon in anderen Stiften und Klöstern übertroffen. In der Gesamtheit seiner Gliederung steht der ,,Schatz" von Kremsmünster einzigartig da. Zudem hat er seine Rolle als lebendig wirksames Anschauungs- und Arbeitsinaterial an einer Lehr- und Forschungsstätte, für das alte Gymnasium und seine wissenschaftlich tätigen Lehrkräfte ungebrochen bewahrt. Zeugnis davon sind nicht nur die Veröffentlichungen, die von Kremsmünster ausgehen, sondern - und davon ist hier im besonderen Rechenschaft abzulegen - die laufend fortgesetzte Neuordnung und neu gestaltete Darbietung der hochbedeutsamen Sammlungsbestände, mit der verständlicherweise eine Neukatalogisierung Hand in Hand gehen muß, ebenso wie eine Reinigung, Sicherung und Wieder herstellung der Gegenstände. Innerhalb der Kunstsammlungen hat damit die Rüstkammer deji Anfang gemacht. Dies geschah aus verschiedenen Gründen. Sie war am unbefriedigendsten untergebracht, in einem kleinen Raum, dessen Wände vom Boden bis zur Decke mit Waffen gepflastert waren. Der Zustand der Objekte war am meisten gefährdet, Schmutz und Rost hatten sie teilweise recht unansehnlich gemacht. Ein ehemaliger Absolvent des Stiftsgymnasiums, Dr. jur. Otmar Baron Potier des Echelles, Schüler des Altmeisters der historischen Waffenkunde Wendelin Boeheim, des Direktors der Kaiserlichen Waffensammlung in Wien, hatte 1906 (unter Verwendung von ausgeschiedenen Vitrinen der k. k. Ambraser-Sammlung) auf gedrängtem Raum vor pompejanisch-rot gemalten Wänden die letzte Aufstellung durchgeführt und einen für seme Zeit ausgezeichneten Katalog mit inhaltsreicher historischer Einleitung verfaßt^. Damit war bereits ausdrücklich auf die Vielseitigkeit und Bedeutsamkeit des Bestandes aufmerksam gemacht. Wie weit man über Potier noch hinauskommen konnte, das erwies die Heraushebung eines einzelnen Werkes, wohl des kostbarsten aus der gesamten Rüstkammer: des gotischen Jagdbestecks Kaiser Maximilians I. (Kat.Nr. 45)®. Die gelungene Reinigung des Objektes im Jahre 1953 zog die ® O. Bu. Potier, Die Waffeukaminer des Stiftes Kremsmünster, in: Zeitschrift für historische Waffenkunde 4, 1906, S. 9-24, 78-83, 181-183, 21,5-222, 23.5-240, 19 Abb., 26 Marken. An diese .Darstellung knüpft an; Führer durch die Schauräume des Stiftes Kremsmünster, Wels 1947, vgl. S. 35-37. ^ B. Thomas, The hunting knives of Emperor Maximilian I, in: The Metropolitan Museum of Art Bulletin 13, Nr. 6. Februar 1955, S. 201-208, 14 Abb.

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