10, 11. Wien, 8fr. Sfrcphaii. Singerfror, linke und roclito Türsfrurzkonsole, Propheten mit- Spruchbändern (Bildarchiv der Österr. Nafrionalbibliofrhek) Interesse an Ponderierung und Eigenbewegung äußert sich in der Kreuzigungsdarstellung vor allem in der Gestalt des jungen Mannes rechts außen im Bogenfeld. Sie löst sich spürbar vom Grund und tappt vorwärts, das Antlitz starr aufreckend und lächelnd, ähnlich marionettenhaft wie die Könige in der Stiegen-Kirche. Und ebenso offensichtlich ist das lebhafte Beobachten der Verlagerungen stützender und lastender Körperteile, die Nahsicht der Einzelheiten der Gewandung bei der Figur des Haupt manns. In diesem Zusammenhang sind auch die beiden Propheten an den Türsturzkonsolen des Singertors, des südlichen der beiden Prachtportale Rudolfs des Stifters am Stephansdom, aufschlußreich^'(Abb. 10, 11). Beide halten Spruchbänder schräg vor sich, der rechte mit einer spitzen Mütze auf dicken Locken blickt den Eintretenden aufmerksam an, der linke, ganz in seinen Mantel gehüllte, erscheint patriarcha lisch-ruhig. Mit großer Sicherheit sind die Elemente des Aufbaus beider Figuren im Zusammenspiel des Ganzen gegeneinander ausgewechselt, spiegelbildlich verkehrt und variiert. Innerhalb eines A-erhältnismäßig beschränkten, aber virtuos beherrschten Formenrepertoires gelingt die Gegenüberstellung eines fein differenzierten Gegensatzpaares. Der Abstand zu den halbfigurigen Konsolpropheten des südwestlichen Franziskus-Portals der Minoritenkirche ist sehr groß, eine Relation ist fast nur noch in Einzelheiten der Motivierung wahrnehmbar. Die Beweglichkeit dieser Prophetenfiguren, ihr zeichnerischer Schliff, das Auskosten zarter Oberflächenbrechungen ordnet sie unmittelbar zu der Marienfigur der Stiegen-Kirche, der sie auch im künstlerischen Rang gleichkommen. Der schmale Kopf des HerausTietze, a. a. O., 8. 148, Abb. 102, 103; Otto Kletzl, Zur Parler-Plastik, Wallraf-Richartz-Jahrbuch II/III, 1933/34, S. 141, Abb. 127. 2 BcnkmalpdejiC
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2