t'f » HäroÄani^lre Links: 7. St. Pöltener Missale: Initiale T mit Christus und Zachäus. New York, Morgan Library, Einzelblatt M. 884-2 (Pierpont Morgan Library, New York) - Rechts: 8. Psalmenkommentar des Nikolaus von Lyra: Initiale P mit Evangelist Lukas. Wiener Hofwerkstatt (Lyra-Meister), Anfang 15. Jh. Wien, Nationalbibl., cod. 2783, fol. Ir (Kunsthistor. Inst, d. Univ. Wien, J. Fiegl) wurfsgrauer Pelzkragen, purpurnes Barett), schließt die Indizienkette vollends: Es war offenbar der Vorstand der St. Pöltener Stiftsgemeinde, der dieses prachtvolle Meßbuch für sich anfertigen ließ^^. Zu allerletzt darf noch erwähnt werden, daß die drei besprochenen Kanon-Miniaturen keineswegs die einzigen Fragmente unserer Handschrift sind, die das Germanische National-Museum besitzt. Drei weitere kleine Bruchstücke mit den Signaturen Mm 69, 74 und 76 kl. F. erweisen sich bei näherem Zu sehen als ebenfalls zugehörig. Fs handelt sich hier um sehr knapp beschnittene Bildinitialen^®, in denen die Darbringung Christi, der hl. Augustinus und der Schmerzensmaim dargestellt sind (Abb. 12-14). Wie die Initialen auf den Finzelblättern in New York und Zürich sind sie durchschnittlich 60 x 60 mm groß und stehen auf annähernd quadratischen, nicht konturierteti Goldgründen. Die Buchstabenformen, der Figurenstil und die eidialtenen Reste des Blattwerks bestätigen ihre Herkunft aus dem hier behandelten Missale; vollends bewiesen wird diese durch die auf den Rückseiten der drei Initialen erhaltene Schrift, die wieder mit der auf den New Yorker Finzelblättern übereinstimmt und wie dort zwischen roten Zeilenlinien von 13 mm Abstand geschrieben ist. Über das Schicksal des hier besprochenen St. Pöltener Missales läßt sich also folgendes vermuten: Wohl anläßlich der Auflösung des Ghorherrenstiftes zu Ende des 18. Jahrhunderts seiner alten Biblio theksheimat entfremdet, scheint es einem jener frühen Sammler mittelalterlicher Miniaturen in die Hände gefallen zu sein, die - noch ohne Verständnis für die organische Einheit von Text und Schmuckilluminierte Handschriften zerlegten oder zerschnitten^®. Einige weitgehend intakt gebliebene Finzelblätter gelangten dann in den Kunsthandel, während das Kanonbild und die knapp beschnittenen Der Chorrock wird von Bredt, a. a. O., S. 62, als ,,früher violetter Talar" bezeichnet; so auch von O. Kletzl, Studien zur böhmischen Buchmalerei (Marburger Jb. f. Kunstwissenschaft VII, 1933, S. 64). In Wirklichkeit aber war dieses (heute stark abgeriebene) Kleidungsstück schon ursprünglich im wesentlichen weiß; nur die Modellierung erfolgte mit blassem Lila, das stellenweise noch jetzt gut zu sehen ist und wohl auch zur Fehldeutung Bredts und Kletzls Anlaß gab. Ein ähnlich zwischen Weiß und Lila changierendes Gewand trägt übrigens auch das Lukas-Symbol im rechten oberen Rahmenmedaillon; hier wird vollends klar, daß diese Farbtöne nicht ,,violett", sondern eben ,,weiß" bedeuten sollten. Ebenso ist Kletzls Bezeichnung des dunkelgrauen Pelzkragens als ,,schwarzer Purpurkragen" irreführend. Bredt, a. a. O-, Nr. 284-286, S. 122£f.; ferner auch Kletzl, a. a. O., S. 32. Der Zusammenhang mit den Kanon-Miniaturen wird weder von Bredt noch von Kletzl erkannt. Über die Verwendung alter Pergamenthandschriften bei der Feingolderzeugung — noch vor hundert Jahren — informieren die aufschlußreichen Angaben bei Bredt, a. a. O., S. 3.
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