Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

MUPS ykyi m U-Jb bnn Iii ni iffi I ffl iii i" .ruf ffli li Ii 1 iffMÄ i: § ! ef' Sitifiiirai LjEs^J ■ iJhHciziiHHczr pD dN ■■ - ^u—u= □□ □□ _„—_ : ^— Bd ~— ' I pO, 2D " Uli p Wz. w -Afi hC 7 62. Teil der Fassadenabwicklung der Hauptstraße in Eisenstadt. Der gegenwärtige Zustand (oben) kann mit Hilfe geringfügiger Änderungen erheblich verbessert werden (unten) (BDA, Arch. B. Reichhart) ihren Aufschwung nehmen, mit einem Wort: Das Bild des chaotischen Bauens, das wir von der Großstadt her leider gewöhnt sind, wird auch in den unberührten Teilen des flachen Landes um sich greifen und die letzten Rückzugsgebiete harmonischen Wachsens zerstören. Die Erschließung der Heilquellen steht bevor, das Gespenst des Erdölbohrturmes taucht am Horizont auf. Die Zukunftsaussichten sind düster. Es müßte buchstäblich im letzten Augenblick zwischen zivilisatorischem Fortschritt und der Erhaltung der kulturellen Substanz der Kompromiß gefunden werden, ohne den das Burgenland sein Gesicht verliert. Aber über die Praxis der Ortsbildpflege ist man sich nirgends im klaren: so wird zum Beispiel von einer Stelle die ,,Blumen kästenaktion" propagiert. Gewiß, ein blumengeschmückter Ort wie Markt St. Martin sieht bezaubernd aus. Jedoch ist der Blumenkasten am Fenster eines ebenerdigen Bauernhauses ein Unding, er kommt aus der Großstadt, wo sich der Zins hausbewohner vor dem Fenster einen mehrere Quadratzenti meter kleinen Miniaturgarten anlegt. An die Wand des Bauernhauses gehören Bauerngartenblumen, und zwar in die Erde, die ja hier reichlich vorhanden ist. Die starke Farbigkeit der Blumen vor der weißgekalkten Hauswand macht auch sofort einsichtig, warum Edelputze und Zuckerlfarben unmöglich sind: Sie sind unlautere Konkurrenz für Sonnen blume, Kukuruz oder Oleander. Diese schaffen mit den Jahreszeiten wechselnde farbige Akzente auf dem berühmten Weiß der burgenländischen Dörfer (Abb. 61). Dieses kleine Beispiel zeigt schon, in welcher Weise die Fragen ineinandergreifen. Mit dem Schlagwort ,,bodenständig" ist gar nichts getan. Die wirtschaftlichen Gegebenheiten müssen ebenso berücksichtigt werden, wie das neuerwachte Prestige streben, das nach dem städtischen Vorbild drängt, der Mut zu starkfarbiger Kontrastierung muß zusammengehen mit der Bescheidung auf althergebrachte Praktiken (wie zum Beispiel das jährliche Weißkalken der Hauswände). Es ist ein künstlerisches, ein baukünstlerisches Problem und gleich zeitig ein soziologisches (Abb. 63). Als wir heuer in Illmitz mit einem Rohrdecker sprachen, der in Kürze den großen Gemeinderohrstadl ausbessern soll — die Scheune ist ein Prachtexemplar anonymer Architektur —, da stellte es sich heraus, daß dieser Handwerker wohl in Nieder österreich, in Grinzing, in der Wachau, am Wolfgangsee und in Tirol Rohrdächer geschaffen hat, im Burgenland jedoch kein einziges. Die Leute, die das Wort ,,bodenständig" dauernd im Munde führen, sollten sich einmal jenes Miß verhältnis in Gedanken klarmachen: Das ,,Bodenständige" ist im Lande nicht einmal bekannt, und noch weniger ge wünscht; dafür aber breiten sich modernistische Formen aus wie in Rödersdorf am See und bilden dort eine Art ,,abgesun kenes Hollywood". Die ihrer burgenländischen Eigenart so bewußte Bevölkerung starrt in einer Weise fasziniert auf die großstädtischen Leit bilder: Espresso, Neonreklame, Kitschvilla, Wolkenkratzer, Großschaufenster und Vorgarten mit Vorgartenzwerg, daß es einem angst und bang werden könnte. Der außerordentlich gut besuchte Vortrag von Professor Dr. Roland Rainer, am 2. April 1962 in Eisenstadt, wies genau die Richtung, die bald und schnell eingeschlagen werden müßte. Mit Verordnungen ist kaum etwas zu erreichen, es müßten bauliche ,,Anstandsregeln" Allgemeingut werden, sowohl bei den Bauwerbern, als bei Architekten und Bau meistern. Es müßten sich Konventionen herausbilden, daß

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