60. Wien I, Ursulinenkloster, Gangnische im zweiten Stock. Hl. Alexius unter der Treppe, Detail, Mitte des 18. Jhs. (BDA, I. Strempel) ist, die künstlerische Herkunft der plastischen Ausstattung zu bestimmen, die bei der Aktion der Denkmalpflege zur Erhaltung des Ursulinenklosters erfaßt wurde, so schließt dieser Anlaß doch eine Überlegung in jener Richtung nicht aus. Auf einen fremden Einfluß weist zunächst die Technik der Fassungen hin, die sich unter dem Schutz der Verglasung fast durchwegs in ihrem originalen, durch seltene Qualität ausgezeichneten Bestand erhalten haben. Der Schmuck der Gewänder mit erhabenen, im Grund nachgeschnittenen Or namenten und die transparente, besonders schön ausgeführte Lüstrierung sind dem ,,Estofädo" der spanischen Barock plastik verwandt^. Im spanischen Kunstkreis, mit dem sich auch ikonographische Bezüge ergeben-^, ist ferner der hier vertretene Typus einer breiten, rundbogig abgeschlossenen ^ Für die freundlichen Hinweise zum Vergleich mit den Fassun gen der spanischen Barockplastik, u. a. jener von F. Zarzillo, ist die Verf. Herrn Prof. Dr. Karl Ginhart zu besonderem Dank verpflichtet. In der dekorativen, durch den stofflichen Charakter der Fassung gesteigerten Gestaltung stehen die Bildwerke des Wiener Ursulinenklosters, besonders jene der Hl. Ursula und Thekla in den Gangnischen des ersten Stockwerkes, den Nischenfiguren im Monasterio de Nuestra Senora de Guadalupe nahe; Abbildung mit Datierung 1738 bei F. P. Verrie und A. Cirici Pellicer, Mil Joyas del Arte Espanol, Barcelona 1948, II., Taf. 751. ^ Dies gilt z. B. für die Darstellung des hl. Michael und des besiegten Teufels im Vergleich mit der entsprechenden Figurennische mit ebener, dekorativ bespannter oder be malter Rückwand zu finden® (Abb. 57). Von dem Verismus der spanischen Barockplastik stammt offenbar auch die szenische Ausbreitung der Heiligen-Attribute und Milieu-Requisiten, während er in der Behandlung der Gestalten und vor allem des Physiognomischen zurücktritt, um einer zarten, manchmal nahezu idyllischen Zuständlichkeit Raum zu geben, ein Zug, der auf eine Auswertung und Transponierung der spanischen Vorbilder durch heimische Meister hindeuten könnte'. Gruppe der Karnmerbildhauerin Louisa Roldän (1695) im Escorial; Abb. bei A. E. Brinckmann, Barockskulptur II., Handbuch der Kunstwissenschaft, Berlin 1919, S. 293, Fig. 296. Vgl. ferner den Kopftypus des hl. Franciscus Borgia mit jenem der Figur von Montanes in der Universitätskirche von Sevilla; Abb. bei G. Kubler und M. Soria, Art and Architecture in Spain and Portugal and their Amcrican Dominions 1500 to 1800, The Pelican History of Art, 1959, Pl. 82 A. ® So bei dem Standbildder Immaculatavon Montanesmit bemaltem Nischengrund in der Universitätskirche von Sevilla; zu seiner Entstehung und Weiterwirkung s. A. E. Brinck mann, Barockskulptur II., 1919, S. 290. Auf das Beispiel einer Nischenfolge mit plastischen Dar stellungen und Gemälden in den Gängen des Klosters Descalzas Reales in Madrid hat im vorliegenden Zusammenhang Herr Dr. Erwin Neumann in dankenswerter Weise hingewiesen. Zum Vergleich mit der Wiener Gruppe der Hl. Familie (Abb. 56) sei die zeitlich nahestehende Nischenplastik desselben Themas imMuseu Regional von Aveiro (Abb. 57) angeführt; Reinaldo dos Santos, AEsculturaemPortugal,II., Lisboa 1950,Est.CLXV. ' Zur beobachteten Eigenart der Nischenplastik vgl. die
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