Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Allegorik des 16. Jahrhunderts an und lassen sich auf die verwandten Vorstellungen von „Christus als Arzt" und zuletzt auf die biblischen Berichte der Krankenheilungen Christi und auf die erwähnte Bibelstelle bei Matthäus 9, 12 zurück führen. Der Bildtypus des „Christus als Apotheker" tritt im 17. und 18. Jahrhundert besonders im Salzburgischen und im angrenzenden Oberbayern hervor. Es handelt sich dabei durchwegs um Werke der volkstümlichen Kunst, die sich in keinem Fall mit Namen von Künstlerpersönlichkeiten in Ver bindung bringen lassen». In einzelnen Fällen wurden Bilder des ,.Christus als Apotheker" hier auch wallfahrtsbildend». Das Bild des ,,Gegeißelten Christus, der seine Kleider sucht", auf der Rückseite des Apothekerbildes gibt eine niohtbiblische Passionsszene wieder, die aus der Erbauungsliteratur des Spät mittelalters in die Malerei übernommen wurde. Solche meist barock übersteigerten Darstellungen des Gegeißelten, der am ganzen Körper blutend aus Schwäche vor der Martersäule niederfällt und auf Händen und Füßen kriechend seine Kleider zusammensucht, hatten in der volkstümlichen Kunst des 18. Jahrhunderts eine gewisse Geltung, sind dann aber in der Aufklärungszeit in Vergessenheit geraten. Die Bilder, die aus der geistlichen Meditation über das Leiden Christi heraus entstanden sind, gehörten aber vor allem in den Bereich der klösterlichen AndachtskunsD". Diese ursprüngliche Bildbezie hung erscheint hier in der Hausapotheke besonders sinnfällig. Sie bereichern überdies die Kenntnis von der Wiener Volks frömmigkeit der vor josefinischen Zeit. Altere Verbindungen des Ursulinenklosters zu einer volks tümlichen Wallfahi-t in Wien werden durch die für das Jahr 1794 beglaubigte Devotionalkopie des Gnadenbildes von ,,Klein-Maria-Taferl" in der Jedlersdorfer Pfarrkirche veran schaulicht. Die Ausstattung der Offizin des ehemaligen ürsulinenkonvents ist im Vergleich zu den wenigen überlieferten Barockeinrichtungen in Wiener Klöstern im ganzen einfach gehalten. Den einzelnen Einrichtungsgegenständen kommen keine hohen künstlerischen und materiellen Werte zu, die Bedeutung der Ursulinenapotheke liegt vielmehr darin, daß sie als einheit liches und vollständiges Ganzes in ihrem originalen Raum erhalten geblieben ist. Einzelne Gegenstände haben darüber hinaus noch dokumentarischen Wert. So sind etwa die be malten Weichholzmöbel ein gutes Zeugnis für die bürgerliche Möbelmalerei in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts, von der bis heute nicht allzuviel bekannt geworden isD®. Unter diesen Gesichtspunkten stellt die Einrichtung der ehe maligen Ursulinenapotheke ein hervorragendes kulturge schichtliches Denkmal dar. Als das Ursulinenkloster im Jahr » Wolfgang J. Müller, Artikel ,.Christus als Apotheker", in: Reallexikon der deutschen Kunstgeschichte, Bd. III.Sp. 637bis 639. Stuttgart 1954. » Rudolf Kriss, Die Volkskunde der altbayrischen Gnaden stätten, Bd. I, S. 281, Bd. II, S. 332. Torsten Gebhard, Christus sucht seine Kleider. Ein Beitrag zur Ikonographie der Passion Christi, in: Bayerisches Jahrbuch für Volkskunde 1951 (Festschrift J. M. Ritz), S. 56-58. Gustav Gugitz, Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch, Bd. 1: Wien. Wien 1955, S. 101. Adolf Mais, Die Gruftbestattungen zu St. Michael in Wien. Bruderschaften, Bestattungen, Sargmalerei, Totenbeigaben, in: Kultur und Volk. Beiträge zur Volkskunde aus Österreich, Bayern und der Schweiz (Festschrift für Gustav Gugitz zum 80. Geburtstag) ( = Veröffentlichungen des Österreichischen Museums für Volkskunde, Bd. V). Wien 1954, S. 245-274. ]it ef hi vm m mrao.car 51. Wien 1, Ursulinenkloster. Apotheke, am Rezeptentische angebrachtes Ölgemälde mit der Darstellung Christi als Apotheker, erste Hälfte des 18. Jhs. (BDA, I. Strempel) 1960 in der Johannesgasse aufgelassen und das Konvents gebäude von der öffentlichen Hand angekauft wurde, konnte für die Erhaltung der Apotheke mit ihrer gesamten Ein richtung in dem eigens für sie geschaffenen Raum Vorsorge getroffen werden. Die Intentionen des Bundesdenkmalamtes, das im Auftrag des Bundesministeriums für Unterricht zugunsten des Österreichischen Museums für Volkskunde den Ankauf der Apotheke getätigt hat, begegnen sich hierbei mit dem Anliegen des Wiener Ürsulinenkonvents, der aus Tradition daran interessiert ist, daß die ehemalige klösterliche Hausapotheke im Rahmen des ursprünglichen Klostergebäudes verbleibt. Das Österreichische Museum für Volkskunde hat somit die konservatorische Betreuung der Apotheke übernommen. Ab gesehen von den unmittelbaren Erfordernissen der wissen schaftlichen Inventarisierung der Einrichtung und verschie denen Restaurierungsarbeiten ergibt sich die vordringliche Frage der musealen Nutzung dieses Objektes. Da es sich bei der Ursulinenapotheke um ein wertvolles Schaustück handelt, müßte dieses in Zukunft der interessierten Öffentlichkeit zu gänglich gemacht werden. Eine solche Erschließung der Apotheke als Schauraum erscheint möglich, da die örtlichen Voraussetzungen so beschaffen sind, daß die Apotheke durch einen eigenen Hauseingang von der Johannesgasse aus über einen Seitenfiur unmittelbar betreten werden kann. Die Ver waltung dieses Schauraumes durch das Österreichische Mu seum für Volkskunde ist jedoch nm* dann praktisch durch führbar und sinnvoll, wenn die Apotheke durch entsprechende Abmauerungen des Seitenganges und der Klosterhoftüre vom

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