Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

N .f M' Oben: 50. Wien I, Ursulinenkloster. Apotheke, barocke Fla schen und Gefäße mit Schriftkartuschen {BDA, I. Strempel) Links: 49. Wien I, Ursulinenkloster. Apotheke, Wandkästen mit zum größten Teil aus der Einrichtungszeit stammenden Standgefäßen (BDA, I. Strempel) kommen nahezu hundert kleinere Gefäße aus klarem und Milch glas mit aufgemalten Girlanden und Signaturen, über dreißig Zinnbüchsen mit gebundenen Schriftstreifen und einzelne blau bemalte Töpfe aus Majolika. Von dem älteren Apothekergerät haben sich ein Pillenzähler, ein Satz Maßkännchen, ein Messing mörser und zwei Handwaagen erhalten. Die genaue Datierung dieser in einem Zuge entstandenen und im wesentlichen vollständig erhaltenen Hausapotheke ist, solange sich nicht im Archiv des Wiener Ursulinenkonvents irgendwelche Nachrichten (Verträge, Kechnungsbelege oder Konventsprotokolle) finden, nicht möglich. Die Annahme jedoch, daß die Klosterapotheke im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts in ihrer gegenwärtigen Form eingerichtet wurde, stützt sich nicht allein auf stilkritische Erwägungen, sondern wird durch schriftliche Nachrichten bestätigt, wonach in den Jahren zwischen 1734 und 1745 unter dem Baumeister Anton Martineiii am Gebäude des Ursulinenkonvents verschie dene Erweiterungs- und Umgestaltungsarbeiten durchgeführt wurden. Das Refektorium des ehemaligen Ursulinenklosters, welches in verschiedener Hinsicht als Gegenstück zur Haus apotheke betrachtet werden kann, wurde 1741 vollendet'. In diesen Jahren dürfte auch die Hausapotheke in ihrer gegen wärtigen Form eingerichtet worden sein. ' Anonym., Zwei Jahrhunderte des Ursulinenklosters in Wien 1660-1860. Wien 1860, S. 21, 32. Hervorzuheben ist noch der aus drei Ölgemälden bestehende bildliche Schmuck des Apothekenraumes. Zwei Bilder, die miteinander gekoppelt und freistehend am Rezepturtisch ange bracht sind, gehören sicherlich zur ursprünglichen Ausstattung. Es sind dies Darstellungen des ,,Christus als Apotheker" und des ,»Gegeißelten Christus, der seine Kleider sucht". Die volkstümliche Kopie eines Wiener Wallfahrtsbildes hingegen stammt erst aus dem letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts und hat demnach erst später in der Offizin ihren Platz ge funden. Diese Bilder sind volkstümliche Arbeiten, deren besonderer Wert nicht so sehr in der künstlerischen Qualität liegt. Er ergibt sich vielmehr aus dem Bildgegenstand, dem im Gesamtzusammenhang mit der klösterlichen Apotheke besondere Bedeutung zukommt. Sinnvoll tritt die gedankliche Verbindung zu der Funktion des Raumes in dem Bild des ,»Christus als Apotheker" zutage, das allein schon durch die Art seiner Aufstellung als Wahrzeichen der Klosterapotheke anzusprechen ist. Christus wird im Innenraum einer Apotheke, hinter dem Rezei^turtisch stehend, dargestellt. Die Beschrif tung der verschiedenen Apothekengefäße und die reichlichen Bibelzitate (Matth. 9,12 und 11,28; Jes. 51,1) lassen das Bild als eine geistliche Allegorie erkennen (Abb. 51). Christus ver sorgt als himmlischer Apotheker die im Bild figürlich dar gestellte Menschenseele, die Handwaage ist die Seelenwaage des Letzten Gerichtes. Derartige Darstellungen gehören der

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