Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

Kirche gelegene Trakt an der Seilerstätte (4) wird wie bisher die Schulräurne aufnehmen, und das eigentliche Konvent gebäude (5) ist zur Unterbringung eines Internats für Musik studenten bestimmt. Das im Erdgeschoß dieses Traktes be findliche ehemalige Refektorium (6) soll als künstlerisch bedeutender und sehr wirkungsvoller Raum unverändert er halten bleiben. Es ist mit einer flachen, durch Stuckprofile bereicherten Tonne gewölbt, in welche Stichkappen sehr tief einschneiden. Die eine Schmalseite nimmt zur Gänze ein Gemälde mit der Darstellung der wunderbaren Brotver mehrung ein, in die Gewölbeansätze der Längsseiten sind gerahmte Bilder mit alttestamentarischen Szenen eingelassen (Abb. 47). Die endgültige Verwendung des Raumes liegt noch nicht fest, er wird entweder wieder als Speisesaal oder allen falls auch als Festsaal in Betracht gezogen. Noch ein anderer, künstlerisch allerdings unbedeutender Raum soll, eher aus Gründen der Pietät, geschont werden. Es ist ein kleiner Raum im Zwischengeschoß des Traktes, in welchem der 1909 heilig gesprochene Pater Clemens Maria Hofbauer als Beichtvater der Ursulinen seit 1813 gewirkt hat. Das Gebäude wird sich, wie aus der kurzen Schilderung zu ersehen ist, ohne gewaltsame Maßnahmen organisch wieder verwenden lassen, so daß durch das Zusammenwirken der maßgebenden Stellen em wertvolles Baudenkmal gerettet werden konnte. W. Bläuensteiner Die Hausapotheke des ehemaligen Ursulinenklosters Bis in das Hochmittelalter war die Herstellung und Auf bewahrung von Arzneien Sache der Klöster und der von ihnen betriebenen Spitalsapotheken. Erst im 13. und 14. Jahr hundert begannen auch die Städte (die in dieser Zeit einen großen wirtschaftlichen und geistigen Aufschwung genommen hatten) selbst für ein geregeltes Gesundheitswesen zu sorgen und nun auch eigene öffentliche Apotheken zu gründen. Aus Wien liegt die erste Nachricht über einen Angehörigen des weltlichen Apothekerstandes aus dem Jahr 1320 vor^. Durch die offiziellen Apothekenordnungen des 16. Jahrhunderts wird das bürgerliche Gremium der Apotheker allein befugt, Medi kamente um Geld abzugeben. Die Klosterapotheken dagegen konnten sich nur das aus der Tradition begründete Recht bewahren, die Arzneien für den eigenen Bedarf und zur Ver sorgung ihrer Spitäler und Anstalten selbst zu verwalten. In der Barockzeit erlebte das Apothekenwesen allgemein eine Blütezeit. Der Standesstolz und das barocke Lebensgefühl der vermögenden Apotheker äußerte sich in der repräsentativen künstlerischen Ausgestaltung der Gewerberäume, die nunmehr entsprechend dem Zeitgeschmack mit Prunkmöbeln, wert vollen Gefäßen und Geräten eingerichtet wurden. Reiche Wand- und Deckenmalereien standen thematisch in Beziehung zur Funktion dieser Räumlichkeiten. Anselm Weißenhofer hat der künstlerischen Ausstattung der Wiener Apotheken der Barockzeit eine eingehende Studie^ gewidmet, wobei er ^ Ignaz Schwarz, Geschichte des Wiener Apothekerwesens im Mittelalter (= Geschichte der Apotheken und des Apotheker wesens von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Bd. 1), Wien 1917, S. 35-36. ^ Anselm Weißenhofer, Die künstlerische Ausstattung von seine Anschauung bezeichnenderweise nur auf zwei bis in die Gegenwart überlieferte und an Ort und Stelle verbliebene Klosterapotheken stützen konnte. Es handelt sich um die in den Jahrzehnten zwischen 1750 und 1770 entstandenen Räume der Anstaltsapotheke der Elisabethinen auf der Land straße® und die sogenannte ,,Giftkammer" der Apotheke der Barmherzigen Brüder in der Leopoldstadt^, die eine selbst für das 18. Jahrhundert außergewöhnlich reiche künstlerische Ausstattung aufweisen. Bis vor kurzem galten diese beiden Apotheken als die einzigen kulturgeschichtlichen Denkmäler dieser Art in Wien. Denn von den einstmals vorhandenen barocken Einrichtungen der zu ihrer Zeit im Collegium Pharmaceuticurn vereinigten elf bürgerlichen Apotheken fehlt heute jede Spur. Klassizismus, Biedermeier und spätere Modernisierungen haben hier jede Erinnerung an ältere Apothekenausgestaltungen ausgelöscht. Lediglich einzelne be deutendere Einrichtungsstücke aus den einst sehr berühmten, im 18. Jahrhundert dann aber aufgelösten Jesuitenapotheken sind noch erhalten geblieben und befinden sich heute in der Materialkammer der Apotheke ,,Zum schwarzen Adler" auf der Landstraße im 3. Bezirk"-'. Es ist in diesem Zusammenhang kennzeichnend, daß sich im Bereich eines anderen Wiener Frauenklosters eine weitere Apotheke mit einem einheitlichen spätbarocken Inventar erhalten hat, die allerdings von der größeren Öffentlichkeit und der lokalgeschichtlichen Forschung bis in die jüngste Zeit gänzlich unbeachtet geblieben ist. Erst durch den Ankauf des Gebäudes des ehemaligen Ursulinenkoiivents in der Jo hannesgasse, Wien I, durch die öffentliche Hand im Jahr 1960 wurde dessen Hausapotheke, die ebenso wie die Apotheke der Elisabethinen innerhalb des Konvents gelegen ist und aus schließlich für den Hausgebrauch bestimmt war, ,,wieder entdeckt"®. Diese Offizin befindet sich ebenerdig im Westflügel des weit läufigen Konventgebäudes (Abb. 46). Der 4 m breite und 7 m lange Raum hat ein Tonnengewölbe und erhält durch drei hohe, mit Stichkappen versehene Fensteröffnungen reich lich Licht vom offenen Klosterhof (Abb. 48). Der Zugang zur Apotheke erfolgt durch einen Vorraum, dessen Türen sich einerseits zum Klosterhof, andererseits zu einem Gang hin öffnen. Dieser Seitengang nimmt die ganze äußere Westseite des Klostertraktes ein und verbindet mehrere Wirtschafts räume (Mehll^ammer usw.) des ehemaligen Konvents. Durch einen kleinen Nebeneingang in der Johannesgasse, der für gewöhnlich verschlossen war, konnte der seitliche Flur un mittelbar von der Straße aus betreten werden. Eine dunkle Kammer und eine Eingangsloge sind der Apotheke zur Gassenseite hin vorgelagert (Planskizze). Das blaugetönte Apothekengewölbe ist sparsam mit Stul^katur verziert. Zwei mächtige Eisenhaken sind in der Decke ver ankert und von Blattrosetten und Bandwerkumrahmungen Wiener Apotheken der Barockzeit, in: Jahrbuch für Landes kunde von Niederösterreich, Neue Folge XXIX, 1944—1948, S. 350-364. ® Weißenhofer, a. a. O., S. 354ff.; Dehio-Handbuch, Wien, 3. Aufl., Wien-München 1954, S. 96. ^ Weißenhofer, a.a.O., S. 354, 358f.; Dehio, a.a.O., S. 103. ® Weißenhofer, a.a.O., S. 353; Leopold Hochberger und Josef Noggler, Geschichte der Wiener Apotheken (= Geschichte der Apotheken und des Apothekerwesens in Wien von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart, Bd. 2), Wien 1919, S. 84. ® Dehio, a.a. 0., S. 58.

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