Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

zuvor das Platzbild arg beeinträchtigt hatten. An ihre Stelle traten Erdkabelleitungen und ansprechende Laternen und Kandelaber als Beleuchtungskörper. Auch eine etwas un organisch wirkende Weiden- und Gebüschgruppe auf dem Platz konnte durch eine einfache Rasenfläche ersetzt werden. Besondere Aufmerksamkeit wurde dem „Stauderhaus" zuteil, einem alten Gerberhaus, dessen Renaissancebestand (Jahres zahl 1551 am Giebel) in Resten einer farbigen Eckquaderung in Kratzputzmanier und in der Entdeckung eines Doj)pelrundbogenfensters wähi-end der Fassadierungsarbeiten weitere Bestätigung fand. Da es sich aber um allzu fragmentarische Reste handelte, schien es nicht zweckmäßig, sie in die zu Ende des 18. Jahrhunderts applizierte, das ganze Gebäude umfassende Putzzierbänderung einzugliedern (Abb. 33, 34). Ausgezeichnete Steinbildwerke mit einer Ecce-homo- und einer Madonnendarstellung zieren die Gartenmauer des ,,Stau derhauses" an jener Stelle, an der sich der Platz zur Straße verengt und jenseits der Gamlitzbachbrücke - deren not wendige Verbreiterung auch die wünschenswerte Formver besserung erbringen möge - in der breiten, ausgewogenen Schopfwalmgiebelfront des ,,Halbwirthhauses" seinen opti schen Abschluß im Westen erhält. Der ,,Emmabrunnen" in der oberen Platzmitte, eine 1750 auf hohem Sockel errichtete Steinfigurengruppe der auf Wolken schwebenden Madonna mit dem Jesuskind und dem knieenden hl. Nepomuk als Fürbitter, wurde schon 1953 restauriert, ebenso eine barocke Steinmadonna in einer Nische des ,,Ma cherhauses" und die beiden großen steinernen Heiligen Nepo muk und Nikolaus am Anfang der Murbrücke, außerhalb des Ortes (Restaurator Hans Sehaggl). An dieser Stelle führte bis 1895 eine gedeckte Holzbrücke über den Fluß, deren zu Ende des 18. Jahi-hunderts errichtete Portale an anderem Ort bewahrt geblieben sind (Abb. 31, 32): im Verband des im ausgehenden 19. Jahrhundert gebauten Georgischlößls und am Fuße der Auffahrt zu dem hoch über dem Markt gelegenen Schloß, das mit dem Mausoleum der Eggenberger die Krone des Marktes Ehrenhausen bildet (Abb. 34). Das Schloß, das seinen mittelalterlichen Wehrcharakter im mächtigen Geviert und durch den Bergfried des 12. Jhs. zu erkennen gibt, kam 1543 in den Besitz der Eggenberger. Rupprecht von Eggen berg, der siegreiche Feldherr der Türkenschlacht von Sissek, baute es in den ersten Jahren nach 1600 um und ließ bald danach auf einer künstlichen, von hohen Mauern gestützten Terrasse durch Baumeister Johann Walter sich und seinen mäimlichen Nachfolgern das von zwei riesenhaften, steinernen Wächtern behütete, kuppelüberwölbte Mausoleum errichten (1609-1614), dessen Inneres erst um 1690 mit Stukkaturen der Sereniwerkstatt vollendet wurde (Abb. 35, 37). Während das Schloß von der privaten Eigentümerin nach bester Möglichkeit instand gehalten wird, haben nun auch am Mausoleum, das sich im Besitz des Landes Steiermark be findet, die dringend erforderlich gewesenen Herstellungen eingesetzt, die sich vorerst auf die bastionartigen Substruktionsmauern, deren Balustradenbrüstung und die Außenseiten des Bauwerkes beziehen, wogegen eine Restaurierung des Inneren — in erster Linie die Abnahme der entstellenden, dick auf dem reichen Stuokdekor aufgetragenen Kalktünchen — nicht allzu langen Aufschub erleiden sollte, um auch dem künstlerischen Gehalt dieses außergewöhnlichen Baudenk males gebührend Rechnung zu tragen. U. OCHEBBAUBB TIROL Rattenberg Trotz aller Verunstaltungen des letzten Jahrhunderts, trotz aller Bestrebungen des modernen Verkehrs und der Kauf mannschaft besitzen Tirols Städte noch viele gut erhaltene Straßenzüge. Die geschlossene Stadt in der Landschaft aber, das einstige Bild für den von außen kommenden Beschauer, ist völlig verlorengegangen. Die Städte sind im Rahmen ihrer Fortentwicklung über die engen Grenzen hinausgewachsen, das Gesamtbild hat sich völlig verändert, die neuen Rand siedlungen haben die Umrisse von einst verwischt. Nur mehr auf Plänen und Karten ist die alte Struktur und Form ab lesbar. Anders aber in Rattenberg. Fast unverändert bietet es sich dem Beschauer dar. Eingebettet — oder besser eingezwängt — zwischen Inn und Burghügel, hat diese Stadt, deren Gemeinde grenze entlang der äußeren Häuserreihe (ehemalige Stadt mauer) verläuft, ihre alte Größe und ihre Geschlossenheit bewahrt (Abb. 38). Ursache dafür mag wohl der geringe Raum für Siedlungsmöglichkeit, vor allem aber die nahe Gemeinde grenze gewesen sein. Der die Stadt tangierende Inn hat es mit sich gebracht, daß auch heute noch der ganze Verkehrsstrom über den schönen Marktplatz und durch die alten Gassen läuft und daß man keinen Platz für eine Umfahrung fand. Auch die Bahn mußte sich den geographischen Gegebenheiten fügen, und so lehnt sich die Gleisanlage, an den Felsen gedrückt bzw. durch den Burghügel geführt, direkt an die Stadt an. Es fehlt hier also die Bahnhofstraße mit den häßlichen Bauten der Jahrhundert wende, es fehlt die Umfahrungsstraße mit den scheußlichen Kleinsiedlungshäusern des letzten Jahrzehnts. So ist es eine der wichtigsten Aufgaben der Denkmalpflege, gemeinsam mit der Ortsplanungsstelle — denn nur diese hat rechtliche Möglichkeiten - das Vorfeld von Rattenberg von jeder Verbauungsstraße und häßlichen Leitungsführungen freizuhalten, um so mindestens einer Stadt in Tirol ihr geschlossenes Bild zu bewahren und sie als alte Stadt in der Landschaft zu erhalten. Schon seit langem sind Planungen für eine Umfahrungsstraße im Gange. Sie soll auf der gegenüberliegenden Innseite geführt werden und wird damit die Stadt in keiner Weise stören, sondern im Gegenteil dem Vorbeifahrenden den Blick auf Rattenberg freigeben und ihm durch entsprechende Park flächen das heute kaum mögliche Abstellen des Wagens und den Besuch der Stadt ermöglichen. Endlich wird damit auch all den Hausschäden, die durch den im Tiroler Unterland enorm starken Fernlastverkehr entstehen, Einhalt geboten. Rattenberg, einst durch Bergbau und Innflößerei eine blühende Stadt, besitzt heute keinerlei wirtschaftliche Bedeutung mehr. Erst das Aufblühen des Fremdenverkehrs hat hier eine Wende gebracht. Heute fast ausschließlich nur auf Durchreisende angewiesen, werden die Gaststätten durch das Herausnehmen des Verkehrs und die damit verbundene Abnahme des Lärms auch wieder für Übernachtungen an Bedeutung gewinnen. So wird hier die neue Straße mithelfen, jene wirtschaftliche Grundlage zu schaffen, die für jede Orts- und Straßenbildverbesserung unbedingt notwendig ist. Rattenberg besitzt außer der sehr schönen, mit barocken Altären ausgestatteten Pfarrkirche aus dem 15. Jh., dem

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