Mk 1. St. Pöltonor Missale; Initiale D mit Verkündigung. Blattfragment im Kunsthandel (zuletzt L'Art Anoien S.A., Zürich) (L'Art Ancien S.A., Züi'ich) 2. St. Pöltener Missale; Rückseite des Te-igiturFragments. Dürnberg, German. Nat.-Mus., Mm 39 (German. Nationalmuseum, Nürnberg) doch läßt ihre geringe Zahl auf größere Verluste schließen®. Ist das Bekanntwerden der zwei New Yorker Einzelblätter schon aus diesem Grunde zu begrüßen, so erhöht sich ihr Zeugniswert für die gotische Buchmalerei St. Pöltens noch erheblich dadurch, daß ihnen einige weitere, bisher nicht lokali sierbare, aber sehr ansehnliche Bruchstücke zugeordnet werden kömien. So tauchte kürzlich im Kunsthandel ein stark beschnittenes Einzelblatt auf, das eine Bildinitiale D mit der Verkündigung an Maria trägV (Abb. 1). Buchstabenkörper und Figurenstil stimmen mit der gut vergleichbaren Marientod-Initiale auf M. 884-1 (Abb. 3) weitgehend überein; da auch die Schrift vom gleichen Schreiber stammt, dürfte es erlaubt sein, in diesem Blatt einen weiteren Teil des St. Pöltener Missalefragments der Morgan Library zu erblicken®. Noch bedeutsamer scheint es, daß sich drei schlecht erhaltene, künstlerisch aber besonders eindrucks volle Fragmente in der Graphik-Sammlung des Germanischen National-Museums in Nürnberg als Überreste des Kanonteiles dieser ursprünglich offenbar sehr reich ausgestatteten Handschrift identi fizieren lassen®. Es handelt sich im einzelnen um die Fragmente Mm 39 (Te-igitur-Initiale mit Geißelung ® Für einen St. Pöltener Auftraggeber bestimmt war die Bibel des Custos Dietrich von 1341 (Wien, Nationalbibl., cod. 1203); an Ort und Stelle verwahrt die Alumnatsbibliothek noch einige Missalien, von denen M 327 (Anfang 13. Jh.), M 325 (Anfang 14. Jh.) und M 328 (um 1430) bedeutenderen Schmuck aufweisen. Bemerkenswert sind schließlich ein um 1480 illuminiertes Antiphonar der Alumnatsbibliothek und ein St. Pöltener Missale des mittleren 14. Jahrhunderts, das seit 1945 aus dem Diözesanmuseum verschwunden ist. Vgl. zu allen diesen Handschriften den Ausstellungskatalog ,,Dle Gotik in Niederösterreich'S Krems/ Stein 1959, Nr. 81, 96, 108, III, 124 und 130. ' Nr. 11 im Katalog 47 (Miniaturen) der L'Art Ancien S. A., Zürich. Gesamtgröße des Fi-agments: 266 x 122 mm, Maße der Initiale: 62 x 62 mm. Das Blatt wurde inzwischen von H. P. Kraus, New York, erworben. Herrn Direktor A. Frauendorfer, Zürich, darf ich für bereitwilligst erteilte Auskünfte sowie für die Überlassung des Klischees zu unserer Abb. 1 auch an dieser Stelle herzlich danken. ® Beide New Yorker Blätter gehörten zum Gesangsteil (Graduale) des fraglichen Meßbuches, doch folgten sie gewiß nicht un mittelbar aufeinander. Blatt 1 mit den Singtexten zu mehreren Heiligenfesten des Monats August muß etwa aus der Mitte, Blatt 2 mit dem Commune zu Kirchweih und den Marienfesten aus dem Ende des Gesangsteiles stammen. (Dieser geht bei den meisten österreichischen Missalien des 14. und frühen 15. Jahrhunderts den Präfationen und dem Kanon geschlossen voraus, während Orationen und Lektionen erst nach dem Kanon folgen.) Das Züricher Fragment enthält die Oratio zu Mariae Ver kündigung (25. März), die mit den Worten ,,Deus qui de beatae Mariae virginis utero..." beginnt. Dieses Blatt stand also ursprünglich wohl erst nach dem Kanon. ® E. W. Bredt, Katalog der mittelalterlichen Miniaturen des Germanischen Nationalmuseums (Nürnberg 1903), Nr. 76, S. 62ff.
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