sich geschlossene Phase an, deren letztes Stadium sieh noch in der Erschütterung unserer Welt manifestiert. Der auf geklärte Absolutismus findet zunächst seine vielfachen Ab wandlungen in den einzelnen Nationen (dieser Begriff war damals wohl zutreffender als je!), er findet aber auch große Autokraten wie Ludwig XIV., Friedrich den Großen, Katha rina die Große, Maria Theresia und Josef II. Dies ist ein Zeit alter, in welchem sich auch die Kunst unterzuordnen hat. Kaum irgendwann hat der politische Hintergrund penetranter durch alle Formen auch der bildenden Kunst hindurchge strahlt und sie, im guten wie im abträglichen Sinne, gelenkt. Die Revolution konnte nicht lange ausbleiben. Die politischen Hintergründe der Klassik und der Romantik (als geistige Bewegung zweier aufeinander folgender Genera tionen verstanden) sind auch für den Kunsthistoriker höchst aufschlußreich, obwohl sie in dem vorliegenden Beitrag der Historia Mundi überwiegend literarhistorisch ausgewertet werden. Alexander von Rüstow stellte in seiner Ortsbestim mung der Gegenwart einen ,,Gegenantrag auf bedingte Ver urteilung der Romantik" im Namen aller jener, die den Bruch mit der säkularen Tradition von der Antike bis zur Aufklärung bedauern; eine Amnestie von dieser Verurteilung ist bisher nicht ergangen. Die von international ausgewählten Gelehrten geschriebenen Beiträge der hiermit neu vorgelegten Bände der Historia Mundi sind in einer geistigen Vielschichtigkeit gehalten, die immer wieder beweist, daß auch die verschiedenen ,,Lagen", Arten und Abarten der Kunst: Musik, Literatur, bildende Kunst usw., einander zwar erhellen, niemals aber emander gleichen können. Freilich ist keines ohne das andere denkbar. Das Anliegen der Historia Mundi ist nach wie vor eine möglichst reich gebotene Kulturgeschichte; kein Sammelsurium, sondern eine aufgebaute Darstellung. Eine solche ist auch für den Kunsthistoriker unentbehrlich. F. Eppel Hans Reuther: Die Kirchenbauten Balthasar Neu manns. Verlag Bruno Hessling, Berlin 1960. 122 Seiten, 66 Bildtafeln. Über Balthasar Neumann ist erstaunlich wenig Zusammen fassendes geschi'ieben worden, viele wertvolle Quellen zu seinem Schaffen, sind 1945 beim Luftangriff auf Würzburg zugrunde gegangen; über mehrere seiner Kirchenbauten kann nichts mehr eruiert werden. Eine Gesamtmonographie über Neumann war daher längst fällig, sie hätte eine große Aus stattung verdient (vgl. Bruno Grimschitz, Johann Lukas von Hildebrandt, oder Hans Sedlmayr, Johann Bernhard Fischer V. Erlach), sie ist indessen ein handliches, eher bescheidenes Buch über ein Teilkapitel geblieben. Der 1687 geborene Balthasar Neumann hatte eine solide handwerkliche Grundausbildung als Militär-Ingenieur genossen, verfügte über vorzügliche mathematische Kenntnisse und eine ganz ausgeprägte architektonische Begabung. 1711 kam er nach Würzburg, 1714 wurde er Geschützjunker in der Leib kompanie des Fürstbischofs. Als Militär-Ingenieur nahm er am Türkenfeldzug teil, machte 1717 die Eroberung Belgrads unter Prinz Eugen mit und — kam auch nach Wien. 1719 zeichnete Neumann seine ersten Entwürfe für die Würzburger Residenz, aber erst starke Eindrücke aus der italienischen und französischen Architektur, die er bei mehreren Studienreisen in sich aufnahm, verhalfen seiner eigentlichen Begabung zum Durchbruch. Sein Wirkungskreis reichte bald vom Rhein bis nach Schwaben. Auch persönliche, politisch bedingte Zurück setzungen unterbrachen sein Schaffen kaum. 1746/47 ent standen sogar Projekte für die kaiserliche Hofburg zu Wien mit riesigem Treppenhaus und einer repräsentativen Hofkirche. Unter den Spätwerken des Architekten sind die Wallfahrts kirche ,,Käppele" in Würzburg, die Wallfahrtskirche Vierzehn heiligen und die Abteikirche von Neresheim die großartigsten. Neumann starb 1753 in Würzburg. Hans Reuther bemüht sich .sehr um die Formableitungen. Dies sehr zu Recht, denn Neumanns Ideen lassen sich weit gehend ableiten. Die (auch chronologische) Reihe der für ihn maßgebenden Vorbilder ist beachtenswert: Jules HardouinMansart (geb. 1646), Johann Bernhard Fischer v. Erlach (geb. 1656), Johann Lukas von Hildebrandt (geb. 1668). Bal thasar Neumann (geb. 1687) bleibt aber zu einer Zeit noch spätbarock, da der Wiener Reichsstil längst ausgereift und klassizistisch dekliniert ist (Josef Emanuel Fischer v. Erlach starb 17421). Das Buch Reuthers besteht zu zwei Drittel aus den sorgfältig erstellten Registern und enthält 66 gute Bildtafeln. Das Thema ist hochaktuell; schade, daß es nicht zugleich mit der profanen Architektur Neumanns behandelt werden konnte. Albert Knoepfli: Kunstgeschichte des Bodenseeraumes. Band 1, Von der Karolingerzeit bis zur Mitte des 14. Jhs., Konstanz und Lindau 1961. Der Augenblick, in dem man sich der kulturellen Einheit des Bodenseegebietes zum ersten Mal aus eigener Anschauung bewußt wird, nachdem man in größeren Zeitabschnitten viel leicht die eine, dann die andere der Uferlandschaften besucht und die Denkmäler kennengelernt hat, gehört zu den schön sten Erlebnissen, die man als Kunsthistoriker haben kann. Wenngleich die Erkenntnis auf dem Grund wahrnehmbarer Eindrücke aufgeht, so schwingt darin etwas mit, das mit der Atmosphäre, wohl mit dem Fluidum zusammenhängt, das von Gegenden ausstrahlt, die durch eine in die Tiefen der Vergangenheit zurückreichende gemeinsame Geschichte ver bunden sind. Die Einleitung, die A. Knoepfli zu dem fast 500 Seiten umfassenden Band geschrieben hat, macht deutlich, daß dieses Gefühl auch dem ,,Kenner" des Gebietes nicht fremd ist, und daß die Aufgabe, die er mit der Autorschaft der auf drei Bände berechneten ,,Kunstgeschichte des Boden seeraumes" auf sich genommen hat, für ihn mehr bedeutet als eine wissenschaftliche Arbeit schlechthin. Knoepfli, als Verfasser von Bänden der schweizerischen Kunsttopographie auch außerhalb seiner Heimat bestens empfohlen, ist mit der neuen Arbeit einem lange gehegten Wunsche entgegen gekommen. Vor allem fühlen wir uns dem ambitionierten Verlag verpflichtet, der das Vorhaben nicht zum Vorwand genommen hat, den Büchermarkt durch ein weiteres ,,Bilder buch" zu bereichern. Wenn noch dazu der Band den Titel führen würde: ,,Die Kunst im Bodenseeraum von der Karolingerzeit bis ..." usw., so würden wir uns auf eine Anzeige zu beschränken und seiner vielen Vorzüge zu gedenken haben. Von diesen sei die außergewöhnliche Gliederung des Stoffes hervorgehoben, die die Malerei an den Anfang stellt und dann erst die Archi tektur und die übrigen Künste folgen läßt. Die Umstellung
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