Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

commesso und der ungleich breiteren und in ihrem Charakter bürgerlichen Produktion der Egerer Kunstschreiner ein un mittelbarer Zusammenhang konstruiert werden dürfte; in Anbetracht der geographischen Nähe wäre es aber immerhin möglich, daß gewisse Anregungen von diesen Prager Arbeiten nach Eger hinübergewirkt hätten. (In diesem Zusammenhang wäre vielleicht doch auch wieder an den eigenartigen Umstand zu erinnern, daß die ältere Kunsthandelssprache die Egerer Intarsia als ,,Prager Arbeit" bezeichnete; vielleicht sind doch auch in Prag derartige Reliefintarsien aus Holz hergestellt worden ?) Und noch ein weiterer Umstand verdient Beachtung. Sturm bildet auf der Abb. 88 seines Buches ein von Nü^las Haber stumpf hergestelltes und 1714 datiertes Tableau mit der Darstellung der Geschichte der Susanna ab. In dieser Relief intarsia sind außer verschiedenen Hölzern auch andersartige Materialien mitverwendet: Marmor für die Brunnenfigur und für das Brunnenbecken, und Elfenbein für den Körper der Susanna. Die an dieser Susannendarstellung praktizierte Kontrastierung von Holz und Elfenbein ist das gleiche Kunst mittel, mit welchem im mittleren 18. Jahrhundert in Tirol und Bayern jene Schnitzerschule arbeitete, deren Haupt vertreter Simon Troger war. Auch in dieser Hinsicht könnten Wechselbeziehungen bestanden haben, die vielleicht einer ein gehenderen Untersuchung wert wären. E. Neumann L'organo, rivista di cultura organaria e organistica, diretta da Renato Lunelli e Luigi Ferdinande Tagliavini. Gruppo musicale ,,Girolamo Frescobaldi" Brescia, Piazetta S. Fran cesco d'Assisi, 3 a. Für Deutschland, Österreich und die Schweiz: Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel. Die halbjährlich erscheinende italienische Zeitschrift ist der gesamten Orgelkunst gewidmet. Der erste Jahrgang 1960 hat 308 Seiten Umfang, 12 Hauptartikel mit Zusammenfassungen in den vier europäischen Hauptsprachen und stempelt sie zur ersten wissenschaftlichen europäischen Zeitschrift dieses Spezialgebietes. Den Denkmalpfleger betreffen vor allem die instrumentenbaulichen Aufsätze und Berichte, die mehr als die Hälfte des Inhaltes umfassen. Ohne die anderen zurück zusetzen, seien besonders die Beiträge von Lunelli über den Orgelmacher Casparini, von Crema und Meli über die lombardi schen Orgeln und ihre Erhaltung, von Zachariassen über die Schleifenlade, von Tagliavini über das ,,Ripieno" und den italienischen Klangaufbau sowie Mischiati's ausführlicher Bericht über die alte Orgel von S. Martino in Bologna genannt. Ausgezeichnete Bilder und Zeichnungen, wertvolle Fußnoten und ein vollständiges Inhaltsverzeichnis mit Namen- und Ortsindices vervollständigen den besonderen Wert und er leichtern die Benützbarkeit dieser periodisch erscheinenden Publikation. Es ist sehr zu begrüßen, daß in Italien ein Kreis von Wissen schaftlern und Künstlern gebildet wurde, der die Pflege der Orgelkunst mit offenen Augen und Ohren für die gesamte europäische Entwicklung betreibt. Ist doch die alte italienische Orgel in ihrer einfachen Gestaltung und Vocalgebundenheit die Grundlage zu jedem wertvollen Schaffen auf dem Gebiete der Orgelkunst, ohne die keine erfolgreiche Weiterentwicklung möglich wäre. Deshalb sei jedem Orgelfreund das Studium dieser wertvollen Veröffentlichungen bestens empfohlen. E. Kraxjss HISTORIA MUNDI, Ein Handbuch der Weltgeschichte in zehn Bänden, herausgegeben von Fritz Valjavec. Band 7: Übergang zur Moderne. Francke-Verlag, Bern 1957 (527 Seiten). Das 1950 von Prof. Fritz Kern begründete Handbuch der Weltgeschichte eröffnet mit diesem 7. Band einen neuen geschichtlichen Raum. Auch das ,,Zeitalter der Weltmeere" ist in Beiträgen von ersten, namhaften Fachgelehrten behandelt, wobei vor allem die geistig-religiösen und die herrschafts politischen Krisen, die Reformation und die katholische Er neuerung, die absolute Monarchie und der frühe Merkantilis mus im Zentrum der Betrachtung stehen. Obwohl das Gesamt thema, der Übergang zur Moderne, durch die 12 verschieden artigen Autoren gleichsam in horizontale Schichten zerlegt erscheint, sucht doch jeder Autor — und unabhängig vom anderen! — die ,,vertikalen" Fäden der Kausalität und der Entwicklung behutsam freizulegen. Zu kurz gekommen ist die Darstellung der bildenden Kunst des Barock, derer sich der Herausgeber selbst annehmen mußte. Dieser Beitrag über nur 13 Seiten (!), der zugleich auch die ,,Kultur des Barock" mit einschließen will, zeigt nicht das gewohnte Gleichgewicht der übrigen Beiträge. HISTORIA MUNDI, Ein Handbuch der Weltgeschichte in zehn Bänden. Band 8: Die überseeische Welt und ihre Erschließung. Francke-Verlag, Bern 1959 (542 Seiten). Die Folgen des Seefahrerzeitalters können in ihrer Bedeutung für die Kultur und Kunst Europas kaum überschätzt werden. Historia Mundi greift auch in diesem Band weiter zurück; Die außereuropäische Welt vor der Erschließung durch die Europäer wird behandelt, wobei dem Kunsthistoriker zugleich eine vorzügliche Überschau über die Hochkultur der Alt völker Amerikas, Indiens, Indonesiens, Chinas, Japans, Mittelund Südafrikas gegeben wird. Immer wieder tritt die tiefe Einbindung der Kunst in das Religiös-Kultische, aber auch in das Philosophische vor Augen, eine Seite, die bei lediglich kunstgeschichtlichen Darstellungen häufig ungebührlich zu rücktritt. Mitten durch den Band geht eine harte Zäsur: Der 2. Teil schildert die überseeische Ausbreitung der europäischen Völker, wobei aber nicht nur die Folgen für Übersee, sondern auch die ,,Rückstöße" auf Europa selbst untersucht werden. Diese Folgen sind enorm: Die technisch-ökonomische Ziel setzung führt adäquate Methoden herauf, die kulturell zum Teil höchst schmerzhaft tief ins eigene Fleisch schneiden. Vor allem Spanien bekam dies zu spüren, seine Kirche, seine Sozial struktur, seine Philosophie, Wissenschaft und Kunst. Für die Niederlande, das Britische Weltreich, aber auch für Frankreich und Deutschland bildet dies den selten bedachten Hintergrund für den Manierismus in der bildenden Kunst. Diese Erklärung ist keine ausschließliche, aber doch eine höchst wesentliche. HISTORIA MUNDI, Ein Handbuch der Weltgeschichte in zehn Bänden. Band 9: Aufklärung und Revolution. Francke-Verlag, Bern 1960 (560 Seiten). Humanismus und Reformation, im vorhergehenden Band dargestellt, brachten die ersten entscheidenden Schritte in der Entwicklung zur Moderne. In der Mitte des 18. Jahrhunderts bahnte sich in der Politik ebenso wie in der geistigen Kultur, in der bildenden Kunst, eine bei aller Widersprüchigkeit in

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