BUCHBESPRECHUNGEN Alice Strobl: Das k. k. Waffenmuseuin im Arsenal. Schriften des Heeresgeschichtlichen Museums in Wien, Band 1, Verlag Hermann Böhlaus Nachf., Graz-Köln 1961. 153 Seiten, 26 Abbildungen, 5 Farbtafeln, 4". Die Direktion des Heeresgeschichtlichen Museums kündigt mit Band 1 der ,,Schriften" das Wiederaufleben der seiner zeitigen ,,Mitteilungen des k. u. k. Heeresmuseums in Wien" an. Bereits 1960 erschien im obgenannten Verlag das Werk ,,Das Heeresgeschichtliche Museum in Wien", herausgegeben von der Direktion, das neben der Veröffentlichung bedeutender Objekte insbesondere modernen musealtechnischen Belangen sowie der Tradition des ehemaligen k. k. Waffenmuseums gewidmet ist. In Ergänzung hiezu stellt sich der vorliegende Band 1 der neuen Schriftenreihe die weitgespannte Aufgabe einer historischen, künstlerischen und stilkritischen Unter suchung des Museumsbaues. In sachlicher, das Wesentliche erfassender Bearbeitung gibt das Buch Aufschluß über die Baugeschichte des Waffenmu seums, seine architektonische und dekorative Gestaltung sowie über die Künstler, die daran beteiligt waren. Das Bestreben dieser Arbeit war es, wie die Verfasserin selbst sagt (S. 106), die gestaltbestimmenden Ideen aufzuzeigen. Den Untersuchun gen liegen die in sorgfältiger Auswahl abgebildeten originalen Entwürfe als wertvolles Quellenmaterial zugrunde. Im Anhang findet sich ein Katalog von 151 Entwürfen für Bau und Aus schmückung des k. k. Waffenmuseums. Die Arbeit gliedert sich übersichtlich in drei Hauptabschnitte. Der Abschnitt I ist zum Großteil dem Architekten des k. k. Waffenmuseums, Theophil Hansen, gewidmet, der sich mit diesem Werke zum erstenmal der Weltöffentlichkeit vor stellte. Die Betrachtung des Baues und seiner Entstehung im Spiegel der Hansenschen Entwürfe verleiht der vorliegenden Arbeit lebendigen Beiz. Durch Vergleichsanalj'^sen konnte manches bisher noch nicht Beachtete aufgedeckt werden, so die wesentlichen Abweichungen der Entwürfe aus dem Jahre 1850 von der tatsächlichen, 1850—1856 erfolgten Ausführung, wie z. B. die Sichtbarmachung der Kuppel im Außenbau und die beträchtliche Überhöhung der inneren Kuppelschale über die ursprünglich ge23lante Halbkugelform. Die Anlehnung dieser frühen Entwürfe an die klassizistischen Vorgänger im Museums bau - Klenze und Schinkel - ist nicht von der Hand zu weisen. Diese und ähnliche Beobachtungen, wie z. B. Hansens Ein stellung zur byzantinischen und maurischen Kunst oder seine Auseinandersetzung mit dem großen Repertoire an Bauideen und Formen der Vergangenheit überhaupt, wie sie das 19. Jahr hundert aufrollte, werden im Absatz über die stilistische Ableitung des Gebäudes fortgesetzt und klären die Stellung des k. k. Waffenmuseums als noch romantischen Bau ~ ,,am Wendepunkt zweier künstlerischer Perioden" - vor dem sach lichen Historismus. In den folgenden Abschnitten erfährt man, daß auch das große System der gesamten künstlerischen Imiengestaltung des k. k. Waffenmuseums ursprünglich ganz in Hansens Händen lag. Sehr eingehend werden auch Entwürfe und Aus führung der Freskogemälde der beiden Konkurrenten Carl Blaas und Carl Rahl für die Ruhmeshalle und das Stiegenhaus sowie die bildnerischen Arbeiten behandelt. Als Erweiterung der Kapitel über den Skulpturenschmuck finden sich im An hang der Abdruck einer Liste der Feldherrenporträts im Vesti bül sowie ein Verzeichnis der Bildhauer. Es ist dankenswert, daß mit dieser Arbeit und ihrer gründlichen archivalischen Unterbauung zugleich ein wesentlicher Beitrag zur Hansenforschung geleistet wurde, ein aktuelles Anliegen zur Architekturgeschichte des 19. Jahrhunderts, auf das auch die Hansen-Ausstellung 1961 zum 70. Todesjahre des Künstlers in dessen Geburtsstadt Kopenhagen anläßlich der ÖsterreichWoche hinweisen sollte. In diesem Sinne möge dem Bande ein zweifacher Erfolg beschieden sein. B. Sarne Liselotte Popelka: Marchfeldschlösser. Berglandverlag, Wien 1959. Marchfeldschlösser haben ihre Eigenart: sie liegen in der weit offenen Ebene und entbehren daher einer Hügel- oder Felslage als schützendes wie ästhetisch wirksames Element; ihre architektonischeii Maße kommen ,,reiu an sich" zur Geltung. Die Marchfeldschlösser gehen zwar zumeist auf befestigte mittel alterliche Burgbauten zurück, zu Schlössern aber wurden sie feudalgeschichtlich erst, seit sie zu kaiserlichen Monsterguts höfen oder Jagdzentren im wildreichen Marchfeld wurden. Prinz Eugen hatte für sie eine besondere Leidenschaft. Die Autorin gibt in dem vorliegenden Büchlein Objekt für Objekt eine kurze geschichtliche Überschau und bringt 34 Ab bildungen der bedeutendsten Anlagen. Einige der Marchfeld schlösser sind besondere Sorgenkinder der Denkmalj^flege, wie etwa Engelhartstetten-Niederweiden (das abgedruckte Foto vom unbeschädigten Zustand stammt leider aus der Vor kriegszeit), Schloßhof oder das reizvolle Hildebrandt-Garten häuschen von Obersiebenbrunn, dessen sjmibolträchtige Groteskmalereien an der Decke von Jonas Drentwett einigen Besatzungssoldaten als Zielscheibe dienten (wo sich die Ein schüsse häufen, ist auf dem Foto zu erkennen). In den Ab bildungslegenden gibt Liselotte Popelka noch bemerkenswerte Einzelheiten. F. Eppel Roland Rainer: Anonymes Bauen im Nordburgen land. Herausgegeben vom Institut für Städtebau an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Verlag Galerie Welz, Salzburg. 120 Seiten mit 112 zum Großteil ganz seitigen Photos und Plänen. Eines der schönsten österreichischen Bücher des Jahres 1961 ist die vorzüglich ins Bild gesetzte Photo-Dokumentation in Kupfertiefdruck: hundert Seiten volkstümliche Bauweise in jenem deutschsprachigen Grenzstreifen gegen Ungarn, der vor genau 40 Jahren an Österreich fiel. Es ist sicherlich die letzte Bestandsaufnahme einer ursprünglichen, in der modernen Zivilisation untergehenden Kulturlandschaft. Das Buch leistet aber nach mindestens zwei Seiten hin noch mehr, es ist nicht nur für die zahllosen Sommerfrischler das Erinnerungsbuch. Es hilft die Besinnung im eigenen Land auf die Eigentümlich keiten und Schönheiten lenken, die den meisten Einheimischen noch gar nicht bewußt sind, welche, da sie glauben aufholen zu müssen, rettungslos der Verkitschung und dem Modernismus anheimfallen. Das Buch zeigt die Schönheiten momentan noch unberührter Dörfer auf, die klaren Baublöcke der weißgekalk ten Häuser, die Giebelreihen der Dörfer, das graj^hische Spiel 5 Denkmalpflege
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2