Österreichische Zeitung für Kunst und Denkmalpflege

hundert, ferner zahlreiche Dokumente und Erläuterungen zur Bavo-Orgelrestaurierung'^ sowie kleine alte Orgeln^ aus ganz 1 Der Ausstellungskatalog ..Nederlandse Orgelpracht" H. D. Tjeenk Willink & Zoen N. V. Haarlem 1961, 190 iSeiten, 44 Abbildungen, enthält auf 96 Seiten Geschichte der BavoOrgel und ihre Restaurierung sowie eine Ausstellungsbe schreibung mit vielen Reproduktionen der Bilder und Instru mente. ^ Die zehn ausgestellten kleinen Orgeln sind klanglich auf der Telefunken-Schallplatte AWT 9409-C festgehalten worden. Europa, die zu musikalischen Kammerveranstaltungen alter Musik benützt worden. England, Italien, Belgien usw., ja sogar Prag und Bukarest sind vertreten, Wien fehlt! Es war nicht möglich, das Lambacher Regal, das in diesem Kreise sehr gut gewirkt hätte, auszuborgen. Es ist dies um so bedauer licher, als die von den offiziellen österreichischen Stellen immer wieder betonte Weltgeltung Österreichs auf musikalischem Gebiet hier hätte unter Beweis gestellt werden können. E. Krauss UNIVERSITÄTSDOZENT DR. P. OTHMAR WONISCH OSB t Das Bundesdenkmalamt und sein Institut für österrtnchische Kunstforschung betrauern aufrichtig den trotz längerer Kränklichkeit unerwartet am O.September 1961 eingetretenen Tod des Stiftsarchivars und -bibliothekars der Abtei St. Lam brecht, Universitätsdozenten Dr. P. Othmar Wonisch OSB, Kurators des Landesmuseums Joanneum, Mitgliedes der Historischen Landeskommission für Steiermark, Ehrenbürgers der Marktgemeinde St. Lambrecht und Ehrenmitgliedes des Historischen Vereines für Steiermark. Am 3. März 1884 in St. Anna am Aigen (Oststeiermark) geboren, widmete sich Wonisch 1903 dem Studium der Theologie an der Universität Graz und trat 1904 in das Stift St. Lambrecht ein. Den 1908 zum Priester geweihten und zunächst in der Seelsorge tätigen, aber von Krankheit heimgesuchten jungen Konventualen nahm Abt Severin Kalcher für das Amt des Stiftsarchivars und -bibliothekars in Aussicht und veranlaßte die entsprechen den fachlichen Studien an der Wiener Universität, wo dieser 1910 bis 1912 als außerordentliches Mitglied am 28. Kurs des Instituts für österreichische Geschichtsforschung teilnahm. Nach einem Studienaufenthalt in Rom ins Stift zumckgckehrb, wurde P. Wonisch zum ehrenamtlichen Konservator für die politischen Bezirke Judenburg und Murau sowie für den gesamten Kunstbesitz der Abtei, also auch für Mariazell, ernannt. Während des Ersten Weltkrieges hatte ihm die Denkmalpflege bei den Ablieferungsaktionen der Metallgeräte, der Glocken und der Orgelpfeifen vielfache Hilfe zu danken. Von weiterer Bedeutung aber wurden seine kunsttopographi schen Arbeiten, die in dem 1951 nach langen Vorarbeiten (die Niederschrift war vor 1938 abgeschlossen) und manchen Er schwernissen erschienenen Band XXXI der Österreichischen Kunsttopographie ,,Die Kunstdenkmäler des Benediktiner stiftes St. Lambrecht" ansehnliche Höhe erreichen. Die 1938 veröffentlichten ,,Archivalischen Beiträge zu den St. Lam brechter Tafelbildern" ergänzen integrierend den kunsttopo graphischen Band und sind gleichzeitig der wissenschaftliche Niederschlag seiner von der damaligen Landesregierung (Lan deshauptmann Dr. K. M. Stepan) und der Leitung der Landes bildergalerie (Dr. Karl Garzarolli) wesentlich geförderten Bemühungen um die Erhaltung des durch die Wirtschaftsnot von Abverkauf und Abwanderung bedrohten beweglichen stiftischen Kunstbesitzes für die Steiermark: Erwerbung wichtiger Werke zur Abdeckung rückständiger Landesab gaben und langfristige Leihgaben an die Galerie. Besondere Teilnahme galt der Gnadenkirche von Mariazell: Die schon 1916 veröffentlichte Abhandlung über die ,,Gnadenbilder Unserer lieben Frau von Mariazell", die sich besonders mit der Gnadenstatue selbst und dem Schatzkammerbild König Ludwigs I. von Ungarn befaßt; seine Dissertation, auf Grund der er 1930 das Doktorat der Philosophie an der Grazer Universität nachholte, über den Hochaltar der Gnadenkirche (J. B. Fischer von Erlach, vollendet 1704) mit der lückenlosen Veröffentlichung des reichen Aktenmateriales im Stiftsarchiv; Bd. I, Heft 1 (1928) der ,,St. Lambrechter Quellen und Ab handlungen", dem einzigen Stück dieser nach 1938 vernich teten (!) Reihe, enthält diese Abhandlung, die wohl einen Neudruck verdienen würde. Neben der ausgezeichneten Mono graphie über Mariazell (Band 21 der Reihe ,,Kunstführer", Große Ausgabe des Verlages Schnell & Steiner, München [1957]) ist von besonderer Bedeutung ,,Die vorbarocke Kunst entwicklung der Mariazeller Gnadenkirche" (1960, XIX. Band der von der ,,Historischen Landeskommission für Steiermark" herausgegebenen ,,Forschungen zur geschichtlichen Landes kunde der Steiermark"). Kunsttopographisch wichtig ist auch die 1953 als Widmung des Seckauer Domkapitels an Diözesanbischof Dr. Ferdinand Pawlikowski zu dessen .»Gol denem Priesterjubiläum" erschienene ,,Baugeschichte des Bischofshofes in Graz"; die Entdeckung, Freilegung und Sicherung der hochromanischen Wandmalereireste im ältesten Teil der bischöflichen Residenz bleibt ein Denkmal seines damaligen Wirkens als Diözesanarchivar. Seine Lehrtätigkeit an der Theologischen Fakultät als Nachfolger des 1937 ver storbenen Dozenten Dr. Johannes Mandl, den er auch in der Betreuung des Diözesan-Museums im Grazer Dom abgelöst hatte, wurde durch die politischen Ereignisse von 1938 jäh stillgelegt, die Habilitation im Jahr 1949 blieb praktisch un wirksam und erlosch mit der Erreichung des 70. Lebensjahres. Den Verlust des Superiorates Mariazell an das Wiener Schotten stift (jetzt Priorat) hat P. Wonisch schwer empfunden. Der Denkmalpflege hinterließ er zwei Wünsche: Eine genaue Unter suchung der Gnadenstatue im Hinblick auf Erhaltungszustand, Alter der Fassung und allfällige Konservierung und des Schatzkammcrbildes des Königs Ludwig I. von Ungarn (1370). Der prunkvollen Erneuerung des Inneren der Gnadenkirche, be sonders dem Marmorstucküberzug der Pfeiler im Westteil, stand er eher ablehnend gegenüber; er bedauerte, daß es nicht möglich war, etwaigen Spuren des gotischen Chores nachzugehen. Die österreichische Denkmalpflege und Kunstforschung wer den das Andenken an diese, auch als reiner Historiker überaus verdienstvolle Persönlichkeit in Ehren halten. W. Semetkowski

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