4. Experten zum Studium einzelner Aufgaben an Ort und Stelle entsenden. 5. Für die Ausbildung des Nachwuchses sorgen und hiezu auch bei der UNESCO und anderen Stellen die Schaffung von Stipendien betreiben. Außer mit den Instituten in Rom ist das Studienzentrum im engsten Kontakt mit der ICOM (Conseil international des musees). Dadurch stehen ihm eine Reihe hervorragender Fachleute zur Mitarbeit an den Publikationen zur Verfügung. Durch die Verbindung mit der I. I. C. (International Institute for the Conservation of historic and artistic works), der Berufs vereinigung der Restauratoren, wird es über die Probleme und Notwendigkeiten der Praxis informiert. Organisation Die ausführenden Organe des Studienzentrums sind: Die Generalversammlung, der Conseil, das Sekretariat. Die Generalversammlung besteht aus den Delegierten der Mitgliedstaaten und tritt gewöhnlich alle zwei Jahre zu sammen. (Zu außerordentlichen Sitzungen kann sie zusätzlich durch den Conseil einberufen werden.) Der Conseil wird dui'chschnittlich einmal jährlich ein berufen; er besteht aus neun Mitgliedern, von denen fünf durch die Generalversammlung gewählt werden, die vier anderen sind ständige Mitglieder und zwar: 1 Repräsentant des Generaldirektors der UNESCO, 1 Repräsentant des italienischen Staates, der Direktor des Institut royai du patrimoine artisticiue de Belgique, Brüssel. Der Direktor des Istituto Centrale del Restauro, Rom. Der Direktor des Studien zentrums nimmt ohne Stimmrecht an den Beratungen des Conseil teil. Das Sekretariat besteht aus dem Direktor, seinen wissen schaftlichenAssistentenund Bürokräften. Als Leiter des Studienzentrums konnte ein hervorragender Fachmann, der ehemalige Chef des Laboratoriums des Briti schen Museums, Dr. Harald Plenderleith, gewonnen werden; Vizedirektor ist Dr. Paul Philippot, Professor der Kunst geschichte an der Universität in Brüssel, der außerordentliche Qualifikationen für diese Aufgabe besitzt. Verhandlungssprachen sind Englisch und Französisch. Die Voraussetzung für jede wesentliche Tätigkeit des Studien zentrums ist selbstverständlich ein entsprechendes Budget. Das Studienzentrum wird nur in den ersten Jahren seines Bestehens von der UNESCO finanziell unterstützt, soll sich aber später allein durch die Mitgliedsbeiträge erhalten. Der finanzielle Anteil der Mitgliedstaaten beträgt 1% ihrer Jahresbeiträge zur UNESCO. Es ist bedauerlich, daß sich gerade die großen Nationen bisher nicht zum Beitritt ent schlossen haben; trotzdem hat die letzte Beratung des ,,Con seil" eine schöne Erfolgsbilanz ergeben: 23 Staaten — Öster reich seit 1959 — gehören dem Studienzentrum an. Der Jahresbericht für 1961 beweist, daß das Studienzentrum schon eifrig und mit bestem Erfolg an der Verwirklichung seines Programms arbeitet. In engster Zusammenarbeit mit der ICOM sind folgende Publikationen erschienen: ,,Repertoire international des laboratoires de musee et ateliers de restauration", ,,Climatisation dans les musees", ,,La conservation des peintures murales dans les divers pays: Rapport sur la Situation generale". (Diese Arbeit bildet nur die Grundlage für weitere, auf die Materie selbst näher eingehende Forschungen, die zusammen mit der ICOM und dem Istituto Centrale del Restauro vorgenommen werden.) Aus der Reihe der in Ausarbeit stehenden Themen sei er wähnt : ,,Premiers soins dans les fouilles archeologiques". Schließlich sei darauf hingewiesen, daß einige Aufgaben von internationalem Interesse bereits durch Expertenkommissionen studiert werden, so z. B. die Fragen der Stein- und Holz konservierung. Aus der praktischen Tätigkeit des Studienzentrums ist die Teilnahme des Direktors Dr. Plenderleith an dem Komitee zur Rettung der Kunstdenkmäler Nubiens zu erwähnen. Bekannt lich sind diese durch den geplanten Staudamm bei Assuan von Überflutung bedroht. Die Rettung dieser Tempel und Grabmäler stellt eine der schAvierigsten Aufgaben dar, mit denen die Denkmalpflege jemals beschäftigt war^. Neben dieser Funktion hat der Direktor im Laufe des Jahres 1961 durch Reisen nach Bulgarien, Rumänien und Korea an Ort und Stelle zu den verschiedensten Fragen der Konser vierung und Erhaltung von Kunstdenkmälern wertvolle Ratschläge erteilen können. Auf die so überaus wichtige Aufgabe der Ausbildung von Nachwuchskräften legt das Studienzentrum besonderen Wert. Der italienische Staat hat im Jahre 1961 Auer Stipendien gewährt, die einem Gemälderestaurator Deutschlands, einem Prähistoriker Neuseelands, zwei Chemikern aus Polen, die das Stipendium teilten, und einem Museumsfachmann aus Israel zugute kamen. Österreich hat angeregt, die Ausbildung von Fachlträften auch auf Architekten auszudehnen und diese auf die praktische Tätigkeit in der Denkmalpflege vorzubereiten. Diese Not wendigkeit ist auch schon vor geraumer Zeit von Italien erkannt Avorden und hat zur Einrichtung von Lehrstühlen für Denkmalpflege an den Technischen Hochschulen in Rom und Mailand geführt. Allerdings konnten diese Lehrkanzeln ihre Funktionen bisher noch nicht erfüllen, weil einerseits der als Leiter der Ausbildung vorgesehene Architekt Dr. Piero Gazzola durch seine Abordnung nach Nubien nicht verfügbar war, andererseits sich zu wenig Studenten gemeldet hatten. Der Direktor des Studienzentrums ist nun bestrebt, schon im Sommer Semester des Jahi'es 1962 die Lehrkanzel in Rom zu aktivieren. Das Studienzentrum entfaltet somit bereits jetzt eine beacht liche Aktivität, die zu den schönsten Hoffnungen für die Zukunft berechtigt. Die Voraussetzung hiefür liegt in der finanziellen Sicherung, d. h. in dem Beitritt weiterer Staaten. Selbstverständlich sind es die kleinen Staaten in Europa, Asien und in den unterentwickelten Ländern, die in ihrem Beitritt zum Studienzentrum eine große Chance sehen. Wir hoffen, daß der Appell des Direktors Dr. Plenderleith, mit dem er sich gerade an die großen Staaten wendet, Erfolg haben wird: ,,Wenn die großen Staaten erkennen würden, welchen Vorteil es für die kleineren Länder, die noch über keine oder nur geringe technische Hilfsmittel und Spezialisten verfügen, bedeutet, daß sie die wichtigsten Erkenntnisse für die Konservierung des Kulturgutes erfahren, vmrden sich diese großen Staaten ohne Zögern dem Studienzentrum in Rom anschließen und einen kleinen jährlichen Beitrag leisten, der diesem Institut eine sehr nützliche Tätigkeit ermöglichen vairde." G. Tripp 1 Vgl. UNESCO-Courier, Oktoberheft 1961.
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